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56

BEELEN.

Beelen.

Beelen, um 1025 Belaun, darauf Beton,
1146 Behlen, um 1423 Beylen und ver-
einzelt Bete oder Bellen, sonst regelmässig Beten,
konnte am Kreuzungspunkte mehrerer Heer-
strassen, in der Nähe eines Freigerichts dem
Verkehre nicht entgehen und rühmt sich daher
auch, wenn nicht einer Mutterpfarre, so doch
bereits um 900 einer Pfarrkirche. Ihr Stifter
war Brüning, ein Lehensmann des Bischofs, ihr
Patron ursprünglich die h. Maria, später der

Täufer Johannes; wenn dies Gotteshaus noch
1146 ,Kapelle1 heisst, so beruhte das gewiss in
der schlichten Gestalt des Baues. Beelen scheint
weit eher eine Filiale von Warendorf als von
Harsewinkel zu sein; von letzterer Gemeinde
sonderte es sich durch die Sprache, durch na-
türliche und künstliche Scheiden; mit Waren-
dorf hatte es dagegen mancherlei gemein;
das Archidiaconatgericlit hielt ein Prälat der Os-
nabrücker Diöcese, der Propst von Clarholz, ab.

Die Kirche und andere Denkmäler.

Bischof Nithard (900—922), weihte hier
der li. Maria eine ,Basilika‘, Brüning behielt
sich das Patronat vor. Das Wort ,Basilika1 be-
deutete damals keineswegs eine be-
stimmte Bauform, sondern im litur-
gischen Sinne eine Kirche, mochte
sie ein Holz- oder ein Steinbau sein.

In der That hatte die zuletzt abge-
brochene Kirche —
keine jenseits der romanischen Stil-
zeit (1050) liegenden Merkmale, son-
dern nur solche des entwickelten Ro-
manismus. Ob gewisser Eigentüm-
lichkeiten konnten sie nicht einmal
auf das Jahr 1146 herabgehen, worin
das Gotteshaus noch eine Kapelle
genannt wurde. Der einschiffige Bau
hatte die Länge von zwei oblongen,
quer zur Achse construirten Kreuz-
gewölben, ein solches über dem Chore
und die Charaktere der Hebergangszeit: spitz-
bogige Gurten und Kreuzgräte, — rundbogige Fen-
ster, Pilaster mit attischen Basen, und gut gebil-
dete Kämpfer. Die Mauern waren mit säubern
Sandsteinquadern detaillirt, mit Lisenen, wodurch
gleichsam die Pilaster nach aussen durchschie-
nen, und mit Bogenfriesen besetzt; letztere Hessen
leise den Spitzbogen anklingen und ruhten auf
Consolen von mannigfaltiger und geschmackvoller
Zeichnung. An der Chorseite stieg der Bogenfries
mit dem Giebel empor und diesen durchbrach
eine Fensteröffnung mit einer Theilungssäule.
Elegant durchgeführt waren der Sockel mit der

Plinthe, Schräge und attischen Base, das Portal
an der Nordseite des Chores und besonders das
Südportal, dessen Säulchen bis vor die Flucht
sprangen, während ein Kleeblatt mit
Knöpfchen an den Spitzen die Oeff-
nung umfasste. Das Kirchlein glich
einem architektonischen Schmuck-
kästchen. Die geringen Dimensionen
entsprachen der Seelenzahl; denn
noch 1498 hatte Beelen 293 Com-
munikanten.

Der Thurm stand jedenfalls
schon vor 1200; er war unten mit
einem Kreuzgewölbe bedeckt, und
oben mit der Ost- und Westmauer
zur Einfassung des Satteldaches in
Treppengiebel ausgebaut, sonst von
Schlitzen und einigen durch eine Säule
getheilten Schallöffnungen durch-
brochen, die erste mit ihm verbun-
dene Kirche jedenfalls ein Steinbau und vielleicht
noch jene, welche Bischof Nithard weihte.

Was wir heute an Denkmälern dort an-
treffen, ist meist neu und gothisch — eine
Hallenkirche mit viereckigem Westthurm und
polygonem Chore, erbaut 1855/57 vom Archi-
tekten von Manger zu Oelde — Kanzel, Altäre.
Beichtstühle geschnitzt von Schnitkemper zu
Beelen und Figuren von Bildhauer Wörmann zu
Münster. Das Geläute hat Dubois 1860 ge-
gossen.

Aus alter Zeit verblieben ein hölzernes Cru-
cifixbild von einem Drittel Lebensgrösse und

23.

Fig. 23, 24 —
 
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