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HARSEWINKEL.
Denkmäler. Darunter gebührt der Altersvorrang
einem cylindrischen, nach unten leise verjüngten
Taufstein von 0,78m Höhe und 0,88m oberen
Durchmessers: unten Platte und Pfühl, oben
einfacher Palmettenfries, — nach der Profilirung
ein Werk um 1200. — Ein bauchiges Aqua-
manile aus Zinn, 0,18m hoch mit verengtem
Halse und Zinnenrande, sehr geschmackvoll
entworfen, lässt sich vielleicht noch dem 14.
Jahrhunderte zusprechen; die beiden Giessen
sind als Hahnenköpfe, die Henkelösen, der Bü-
gel wie ein Dreiblatt gebildet
und dasAeussere noch mit Linien-
werk verschönert.
Unter den Glocken spricht
uns die zweite ebenso durch Alter
und Form, wie durch die In-
schrift an, worin zuerst das Motto
zu Schillers Liede von der
Glocke erklingt. Bei noch rund-
licher Haube umziehen oben den
Mantel zwei anscheinend mit
einem Strickchen eingedrückte
Reifen und der Majuskelvers
Funera deplango, plebe(m)
voco, fulgura frango;
darunter die Jahreszahl mcccLim
(1354). Die grösste umschlin-
gen drei Reifen am Schlage,
dann vier mit einem gekehlten
in der Mitte, oben als Schrift-
begleiter zwei, wovon den höch-
sten Tudorblumen, den unteren
Blumenkämme und Perlschnüre
begrenzen. Lilien und ein Marien-
bildchen unterbrechen die Worte oder vielmehr
die Verse:
Gode sy loff und ehre,
Dorch myn geluet ick dat vermehre.
Sante Anna bin ick genant,
Myn gelüde sy gode bekant.
mvcxi Hennan Vogel — berühmter Glocken-
giesser aus Soest. Die chronistische Inschrift
der dritten heisst:
Saepe confracta tandenr refusa convoco,
deploro, depello, annuntio, laudo plebem, de-
functos, fulgura festa, Deum. Sub r(everen)do
d(omi)no Rulle C(ampi) s(anctae) M(ariae) ab-
bate et archidiacono in Harsewinkel et r(eve-
ren)do d(omi)no Herman(n)o Hartmann decano
ibidem. Nach Hart-man’s Notiz in dem 1683
angelegten Taufregister rührt das Chronostichon
von ihm selbst, der Guss von Fricke aus Gü-
tersloh.
Die kleinste sagt: Ad honorem Dei ornni-
potentis et beatae Mariae virginis et s(anctae)
Luciae patronae in Harsewinkel Theodorus
Kappenberg Monasteriensis me fudit anno 1674
(oder 1664) 24. Juli.
An zwei älteren, in Silber
getriebenen und vergoldeten
Kelchen von 0,235m Höhe
treffen wir hier einen runden
Fuss, eine etwas geschweifte
Kuppe und am Knotenständer
die Marken Warendorf und
I(ohan) V(illich?, um 1662),
am andern ähnliche Form, aber
am runden Fusse einen Rand
von Halbkreisen. Die chrono-
grammatische Inschrift mit der
Jahreszahl 1723 lautet: Chri-
stina Sprenger, dicta Osthoff,
ecclesiae et parochiae Harse-
winkelensi donavit.
Eine 0,72 m hohe Mon-
stranz aus vergoldetem Silber
ziert ein länglich runder Fuss
mit Halbkreisenrand, am Stän-
der Ringe und ein bimförmiger
Knoten, ferner ein herzförmiges
Lunulafeld und eine ovale
Strahlenform, die Vorderseite
derselben Silberbeläge und Steinbesatz und
ringsher durchbrochenes Blattwerk mit Figuren.
Unter dem Fusse des mächtigen Gefässes steht:
Christina Sprenger, vidua Osthoff, aeterno Deo
obtulit 1725.
Das Altarkreuz mit Perlmutterplatten und
Figuren in eingeritzten und geschwärzten Con-
touren erinnert mich an ein schönes auswärti-
ges Seitenstück mit: Aug. Christianus Fleisch-
man, Norimbergae (nach 1600).
Ein allerdings sehr verschlissenes Missale
ist theils gegen 1500, theils noch vor 1300
geschrieben und ausgestattet. Der ältere Theil,
85.
HARSEWINKEL.
Denkmäler. Darunter gebührt der Altersvorrang
einem cylindrischen, nach unten leise verjüngten
Taufstein von 0,78m Höhe und 0,88m oberen
Durchmessers: unten Platte und Pfühl, oben
einfacher Palmettenfries, — nach der Profilirung
ein Werk um 1200. — Ein bauchiges Aqua-
manile aus Zinn, 0,18m hoch mit verengtem
Halse und Zinnenrande, sehr geschmackvoll
entworfen, lässt sich vielleicht noch dem 14.
Jahrhunderte zusprechen; die beiden Giessen
sind als Hahnenköpfe, die Henkelösen, der Bü-
gel wie ein Dreiblatt gebildet
und dasAeussere noch mit Linien-
werk verschönert.
Unter den Glocken spricht
uns die zweite ebenso durch Alter
und Form, wie durch die In-
schrift an, worin zuerst das Motto
zu Schillers Liede von der
Glocke erklingt. Bei noch rund-
licher Haube umziehen oben den
Mantel zwei anscheinend mit
einem Strickchen eingedrückte
Reifen und der Majuskelvers
Funera deplango, plebe(m)
voco, fulgura frango;
darunter die Jahreszahl mcccLim
(1354). Die grösste umschlin-
gen drei Reifen am Schlage,
dann vier mit einem gekehlten
in der Mitte, oben als Schrift-
begleiter zwei, wovon den höch-
sten Tudorblumen, den unteren
Blumenkämme und Perlschnüre
begrenzen. Lilien und ein Marien-
bildchen unterbrechen die Worte oder vielmehr
die Verse:
Gode sy loff und ehre,
Dorch myn geluet ick dat vermehre.
Sante Anna bin ick genant,
Myn gelüde sy gode bekant.
mvcxi Hennan Vogel — berühmter Glocken-
giesser aus Soest. Die chronistische Inschrift
der dritten heisst:
Saepe confracta tandenr refusa convoco,
deploro, depello, annuntio, laudo plebem, de-
functos, fulgura festa, Deum. Sub r(everen)do
d(omi)no Rulle C(ampi) s(anctae) M(ariae) ab-
bate et archidiacono in Harsewinkel et r(eve-
ren)do d(omi)no Herman(n)o Hartmann decano
ibidem. Nach Hart-man’s Notiz in dem 1683
angelegten Taufregister rührt das Chronostichon
von ihm selbst, der Guss von Fricke aus Gü-
tersloh.
Die kleinste sagt: Ad honorem Dei ornni-
potentis et beatae Mariae virginis et s(anctae)
Luciae patronae in Harsewinkel Theodorus
Kappenberg Monasteriensis me fudit anno 1674
(oder 1664) 24. Juli.
An zwei älteren, in Silber
getriebenen und vergoldeten
Kelchen von 0,235m Höhe
treffen wir hier einen runden
Fuss, eine etwas geschweifte
Kuppe und am Knotenständer
die Marken Warendorf und
I(ohan) V(illich?, um 1662),
am andern ähnliche Form, aber
am runden Fusse einen Rand
von Halbkreisen. Die chrono-
grammatische Inschrift mit der
Jahreszahl 1723 lautet: Chri-
stina Sprenger, dicta Osthoff,
ecclesiae et parochiae Harse-
winkelensi donavit.
Eine 0,72 m hohe Mon-
stranz aus vergoldetem Silber
ziert ein länglich runder Fuss
mit Halbkreisenrand, am Stän-
der Ringe und ein bimförmiger
Knoten, ferner ein herzförmiges
Lunulafeld und eine ovale
Strahlenform, die Vorderseite
derselben Silberbeläge und Steinbesatz und
ringsher durchbrochenes Blattwerk mit Figuren.
Unter dem Fusse des mächtigen Gefässes steht:
Christina Sprenger, vidua Osthoff, aeterno Deo
obtulit 1725.
Das Altarkreuz mit Perlmutterplatten und
Figuren in eingeritzten und geschwärzten Con-
touren erinnert mich an ein schönes auswärti-
ges Seitenstück mit: Aug. Christianus Fleisch-
man, Norimbergae (nach 1600).
Ein allerdings sehr verschlissenes Missale
ist theils gegen 1500, theils noch vor 1300
geschrieben und ausgestattet. Der ältere Theil,
85.