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JfARlMÄLD.

drängten sich zu gottergebenem Wandel um
1220 Bernard Sasse, Weihbischof von Osna-
brück und Minden, später Beichtvater zu Gra-
venhorst, um 1270 der Laie Albertus von Pa-
derborn und unter Abt Nicolaus (1322—1345)
Lubert von der Lippe, Domherr zu Köln, Dr. Lu-
bert Wend, Domherr zu Osnabrück, welcher
schon als Novize die Wahl zum Bischöfe (1350)
abgelehnt hatte, ein Herman Scholastikus, zwei
gelehrte Stiftsherren von St. Martini zu Mün-
ster, Herman und Bernard, ein Arnold Cantor
von Osnabrück, die rechte Hand des dortigen
Bischofs, ein Stiftsherr Liborius von Soest, Hein-
rich Dechant von Enger (Angariensis), ein Ka-
nonikus Bernard, Official zu Minden, und hier
that Heinrich Korf, der Erbauer Harkottens,
in eisernem Gürtel Busse für seine ungestüme
Vergangenkeit.

Erst im Spätmittelalter, etwa mit dem Abte
Jolian IV. (1385) warfen der Zeitgeist, die Ge-
nussucht und unschickliche Gewohnheiten auf
der einen. Unruhen und Fehden auf der andern
Seite immer dunklere Schlagschatten in die
Hallen des Klosters und der Wirthschaften.

Den Abtsstuhl bestieg wiederholt ein Kitter-
bürtiger, der Privatbesitz riss ein, der heilige
Eifer und die Studien Hessen nach, und die
abhängigen Nonnenklöster nahmen Aergerniss;
das Klösterliche unterliegt dem Höfischen. Es
kam zu Widersetzlichkeiten gegen den Abt so-
wie gegen die Diöcesanobrigkeit und zu andern
ärgerlichen Dingen. Abt Erenfrid (f 1401) ver-
wandelte einmal das Kloster in ein Kriegslager
gegen Tecklenburg und musste als Gefangener
seiner Würde entsagen; dem gänzlichen Verder-
ben steuerten noch der Verband und die Visita-
tionen des Ordens und die ruhmvolle Rolle
Marienfelds auf dem Baseler Concile; auch die
Reformen des Abts Herman (f 1443) vermoch-
ten auf die Dauer arge Excesse nicht zu ver-
hüten; als die Glaubensneuerung eintrat, such-
ten einzelne Mönche das Weite, und während
Kriegswehen die Verwirrung steigerten, waren
es das gemeinsame Interesse der Mönche am
Vermögen und die Masregeln des Bischofs um
1600, welche den Convent zusammenhielten und
allmählich wieder in geregeltere Bahnen leiteten.

Wenn Stift Morimond den ersten Ordens-

Convent in Norddeutschland, Kamp am Nieder-
rhein (1123). dies Hardehausen (1140) und dies
wieder Marienfeld colonisirte, so hat das letz-
tere nur die Klosterstiftung Dünamünde (1201),
den Augapfel Bernards von der Lippe, gehegt,
doch um so mehr die Wohlfahrt der Ordens-
klöster bis in die Ferne gefördert. Bis 1447
das einzige Cistercienserkloster im westfälischen
Theile des Bistums, lag Marienfeld nahe den
Sprengeln Osnabrück und Paderborn — rings-
her fast nur Frauenklöster und mancherlei Auf-
gaben der Seelsorge. Der Abt Welder ging
1323 nach Morimond. der Prior Bertold vor
1336 als Abt nach Hardehausen, einmal zwei
Conventualen als Reformatoren nach dem Klo-
ster Kamp, und zeitweise besorgte der Abt die
Visitation zu Loccum. Der genannte Abt Her-
man reformirte Frauenklöster, und auf Geheiss
des Baseler Concils übernahm sein Kellner
Johan von Steinheim unter den Praemonstra-
tensern zu Klarholz die Propstei, um Disciplin
und Verwaltung wieder herzustellen, was dem
Kellner (dann Abt) Werner zu Hardehausen völlig
misslang. 1483 weilte hier der Abt von Citeaux,
1503 der päpstliche Legat, Cardinal Raimund,
hier nahmen zwei Grafen von Waldeck 1541
und 1585 die Bisehofsweihe und fanden seit
1792 18/12 der Abt Chautant von Morimond,
und seit 1794 Trappisten, welche bald nach
Darfeld verzogen, überhaupt viele flüchtige Fran-
zosen gastliche Unterkunft.

Den Frauenklöstern stand der Abt als
Commissar oder Visitator helfend und warnend
zur Seite, sandte er den Beichtvater oder er-
wies ihnen Beides. Einst wirkten die Marien-
felder zu Münster im Aegidiikloster, zu Vinnen-
berg, Rengering, Coesfeld, Welver, Frönden-
berg, Wormeln, Leeden, zu Börstel im Osna-
brückischen und zu Netze im Waldeck’schen.
Im 15. Jahrhundert bewirkten die Kloster-
formen, im darauf folgenden die Reformation
hier den Bruch des alten, dort die Anknüpfung
eines neuen Verbandes. Aegidii und Vinnen-
berg, deren Reform um 1465 oder 1468 Kloster
Liesborn in die Hand nahm, gingen dem Orden
verloren; dagegen bekehrte Abt Arnold um 1450
meist mit andern Aebten die Stifter Kentrup,
Mariengarten zu Köln, Bersenbrück im Osna-
 
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