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DIE ÄLTESTEN LEMMA LEB.

ff

herstammen, welche die grosse Strasse Lipp-
stadt-Bielefeld als Abzweig verlassen hätte, um
gerade auf Warendorf zu ziehen? Gleichwohl
finden sich von einem solchen Zweige keine wei-
teren Spuren, und hätte er sich auch der Römer-
strasse auf dem Südufer sehr nahe gelegt.

14. Auf dem südlichen Ufer wiederholen
sich die Verhältnisse nur noch klarer; die
Bahnen schieden und vereinten sich, je nachdem
die Wegsamkeit des Terrains und der Heide-
flächen oder die Ziele es angaben, bis die
heutige Landstrasse an Festigkeit gewann und
ihren Verkehr aufnahm. Auf der Westgrenze des
Kreises öffnete sich die Hauptuferstrasse, und
wie sie aus der alten Telgter- und dem alten
geraden Münsterwege, der noch lange Königs-
strasse hiess, zusammengesetzt war, zerlegte sie
sich eine Strecke nach Ueberschreitung des
Mussenbaches wieder in einen nördlichen und
südlichen Arm bis nahe vor Warendorf, dieser als
,oberer1, jener, welcher noch heute von Waren-
dorf nach Eine gegangen wird, als ,nederer‘
Münsterweg. Hier und da führt sie den Namen
,Hellweg4 und zieht als solcher in der Flucht
der Chaussee zum Axtbache, dann südlich
geneigt über Beelen auf Clarholz, um sich hier
auf Oelde, später bei Herzebrock auf Gütersloh
und Rheda zu verziehen. Dass sie von jeher
ein nicht schwaches Glied im ganzen Strassen-
complexe ausmachte, bezeugen allerhand That-
sachen: am Mussenbache stand der Freistuhl
zu den Dren-Brüggen, ihrem Laufe folgte eine
Römerlinie, in den seitlichen Sandhügeln bei
Eine wurde ein Ring aus Feingold gefunden.
Zu Warendorf schnitt sie die meisten Strassen
anderer Herkunft und Richtung. Zu Beelen
stand wieder ein Freistuhl, welcher erst 1709
durch den Landesherrn suspendirt wurde, und
1400 lässt sich der Bischof von Münster auch
den Alleinbesitz von Warendorf nach Rheda
hin bis an den ,hilgen Stoel im Oesterenloe4
zwischen Clarholz und Beelen vom Grafen von
Tecklenburg verbriefen.

Zu Vohren jenseits des Axtbaches, wo sie
nach Süden bog, geht nach Norden eine alte
Fahrlinie ab, welche geschlungen um die Mat-
marheide nach der erwähnten Heerbrücke lenkt;
auch auf sie leistet der Graf von Tecklenburg

1400 ausdrücklich Verzicht. Wohl nicht so
wichtig ist der Greffensche Fahrweg, welcher
an der ,neuen Mühle4 über die Ems setzt, und
sich dann mit ihr in der Richtung auf Waren-
dorf vereint. Der alte Greffener Fussweg führte
gleichfalls über die neue Mühle, nachdem er von
Warendorf aus zunächst das Ufer gehalten, dann
mittelst des langen ,Sechelmann’s Schemmes4
(1553) über den Axtbach, weiterhin durch den
,Sechelmann’s Ort4 geführt hatte.

Die beiden Emsufer verbanden nur selten
öffentliche Furten und Brücken in der Flucht
der Hauptstrassen, meistens Fusstege und Treib-
wege ,Specken4, wovon noch heute der Hof
Speckenbocholt bei Eine den Namen trägt.

Nun gehe ich auf die Heerstrassen der
Römer ein. Das Land von der Ems bis zur
Weser bildete ihnen bei der Unterjochung Nord-
deutschlands einen mittleren Terrainabschnitt
zum Rheine hin auf der einen, zur Elbe hin
auf der anderen Seite. Und da die Flüsse
natürliche Verkehrs- und Verteidigungslinien
im Feindeslande abgaben, so lässt sich voraus-
setzen, dass ein Landkomplex, wie unser Kreis,
welchen die Ems einst mit breiterer und vollerer
Fluth durchströmte, und ein Punkt wie Waren-
dorf, welchen sie bespülte, von den Zügen der
römischen Heere und Heerstrassen arg in Mit-
leidenschaft gezogen sind.

15. Auf der Grenze der Gemeinden Telgte
und Everswinkel, und hier im Norden vom
Wiggenbrock, sind zwei Wälle, welche die süd-
lich vom ,Speckmann4 nach Osten streichende
Fürstenstrasse einfassen, Reste eines römischen
Wegedammes, falls die grosse Dammstrasse
von Wesel auf Münster, welche im Süden
dieser Stadt bei Haus Geist noch als Fahrweg
mit Seitendämmen an den Tag kommt, in
der Richtung der Fürstenstrasse in den Kreis
hineintrat. Ein nicht unbeträchtlicher Wall,
der sogen. ,Kirchen- oder Kirchspielshagen4,
welcher indess den Gemeindegrenzen fern liegt,
nimmt ihre Flucht weiter nach Osten auf und
verliert sich zu Everswinkel im Westen des
Vienenkötter; die Linie kommt vielleicht wieder
zum Vorschein jenseits der Gemeindegrenze in
einem Dreiwall von 28 Schritten Sohlenbreite,
welcher ziemlich klar auf der Scheide der Ge-
 
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