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Rave, Wilhelm [Editor]; Nordhoff, Josef B. [Oth.]; Ludorff, Albert [Oth.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen (Band 2): Die Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Kreises Warendorf — Münster, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.24358#0070
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SASSENBERG.

Bischöfe Hermann II. dem Kranze der Landes-
und Grenzfesten eingereiht, zum Mittelpunkte
eines Amtes erhoben, mit Burgmännern bewehrt,
endlich für die Anwohner mit eigenem Gerichte s
begabt. Die bald dicht bewohnte Freiheit lag
später auch dem Gewerbe, zumal seit dem
17. Jahrhundert der Papierfabrikation ob.

Das Amthaus, ,so von Eberhardo den 32
bischoffen... 1300 (neu) erbaut worden4, war Sitz
des ,Drosten4, später Besidenz des Fürsten, der
Amtsbezirk und anscheinend auch die Burg-
mannschaft klein. Nach einer fürstlichen Ur-
kunde von 1334 errichtet Series von Baac auf
den früheren Wohnstätten Friedrich’s des Vog-
tes und Detmar Bedberg’s ein Steinhaus als
Burgsitz und fürstliches Lehen; der Fürst kann
es für 200 Alark einlösen und muss dann dem
Series wieder ein Haus auf der Hauptburg
einräumen. Also eine Verfassung wie gewöhnlich,
eine Vor- und Haupt bürg wie bei den mei-
sten Landesburgen, jene hauptsächlich für die
Burgmänner, diese für den Landesherrn oder
dessen Stellvertreter. Als Inhaber von Burg-
lehen begegnen uns 1342 ausser den Baac’s
die Korf’s, sogar die Lippischen Edelherren,
etwas später die von Velsten, von Stenbecke,
die Voget’s, die Carsem’s, Basen, Dirps und
Nascliards. Die Burglehen waren oft mit andern
einträglichen Aemtern, wie mit dem Holzgericht j
des Westerwaldes verknüpft, doch nicht durch-
gehends landtagsfähig.

Im Spätmittelalter, als die Kriegsverhältnise
den alten Fuss verloren, waren die Burgsitze,
ähnlich wie zu Alark, wohl meistens mit kleinen
Landsitzen vertauscht oder durch Aussterben
der Inhaber auf wenige Geschlechter vererbt,
immerhin noch Lehen, deren, ursprüngliche Be-
deutung man vergass. Doch hielt sich der
Droste nebst seinen Unterbeamten bis in unser
Jahrhundert und wechselte höchstens, seitdem
die Fürsten hier dauernden Aufenthalt nahmen,
das Amtshaus mit einer andern Wohnung.
Gleichzeitig oder früher schon, scheint es, sie-
delten andere Burgmänner sich näher oder ferner
um die Burg an, einzelne auf oder neben der
Dorfinsel, so dass diese sich zugleich wie ein
dritter Burghof südlich vor dem alten Be-
ringe hinstreckte.

Einmal war Sassenberg für eine gewaltige
Summe an Johan Buck zum Palsterkampe ver-
pfändet und dann kaum vom Bischöfe Otto
von Hoja eingelöst, da entbrannte die Stifts-
fehde und Johan von Hoja eroberte 1450 das
von den Amtleuten wacker vertheidigte Schloss;
als er demnächst aus Alünster flüchten musste,
suchte er es von einem Knechte begleitet wieder
auf und erhielt es endlich wie Kloppenburg mit
allen Einkünften als Entschädigung. Um 1468
war es wieder verpfändet und der Familie von
dem Busche entspross hier ein Sohn: Herman,
,was Talent und Begabung angeht, einer der
grössten, wrenn nicht der grösste Humanist seiner
Zeit,4 angethan mit den höchsten und niedrig-
sten Eigenschaften seiner Strebensgenossen.

1542 schenkte die Stadt Münster dem Dro-
sten Friedrich von Twist das Bürgerrecht, wTeil
er sich nach der Wiedertäuferzeit ihrer Aussöh-
nung mit dem Fürsten so erfolgreich angenom-
men hatte. Von 1553 ab theilte Sassenberg
mit der Umgegend fast hundert Jahre die furcht-
barsten Kriegsgeschicke, 1553 den Einfall der
Braunschweiger, 1622 die Verheerungen -des
Obersten Fleckenstein wie der Kaiserlichen zu
Warendorf, 1647 soll Königsmark den Platz
erobert und befestigt haben. Stets bereitete es
als Landesgefängniss den Städten viel Aerger:
1427 wurde hier der Altinsteraner Gort Strom-
berg wegen Falschmünzerei eingesperrt und zum
Tode verurtheilt, ähnlich wie 1595 ein Alünz-
meister der Stadt Warendorf.

Sassenberg lachte eine schöne Zukunft. Wenn
der Münsterische Steinmetz Bernard Kelliger
(f 1605) am Amtshause nothwendige Repara-
turen besorgt, so regten sich später unter’m
Churfürsten Ferdinand hier so viele Hände, als
habe er daran höhere Pläne verwirklichen wollen.
1643 arbeitete hier der Kleinschnitzler Herman
Wilde, 1643/48 der Schmied Gerhard Cappen-
berg aus Münster, 1648 der Mauermeister
Brinckman aus Dissen, 1650 ein Zimmermeister
Grotekes. Bernard von Galen verwandelte die
Burg in eine stattliche Besidenz. Er gründete
in der Freiheit eine Pfarrkirche, zauberte, weis-
lich um den Grundstock der alten Burg, Lust-
gärten, Terrassen, Wildpark und Waldungen her-
vor; 1666 werkten die Kleinschnitzler Johan
 
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