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Rave, Wilhelm [Editor]; Nordhoff, Josef B. [Oth.]; Ludorff, Albert [Oth.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen (Band 2): Die Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Kreises Warendorf — Münster, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.24358#0102
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DIE DENKMÄLER.

85

Hier versah der Marienfelder Abt Crone vor
seiner Erhebung das Confessariat und verschied
er 1784 gegen den 11. October; gestorben und
begraben ist hier sein Nachfolger, Abt Pötken,
welcher 1794 resignirt hatte.

Aus dem Jahre 1694 wird uns ein Siegel
des Gotteshauses bekannt, darin die Mutter Got-
tes, unter ihr ein halbirter Schild, in der einen
Hälfte das Familienwappen der Aebtissin (Droste),
in der andern das Abzeichen des Cistercienser-
Ordens — ein schräger Schachbalken. Das so
componirte Siegel ist gewiss um 1650 von der
Aebtissin eingeführt und ebenso gemeinsam von
der Aebtissin und dem Convente gebraucht, wie
das frühere einfacher Art: in Mandelform ent-
hielt dies ein Weibsbild oder die h. Jungfrau
mit der Linken ein Buch vor die Brust haltend
und die Legende: f S(igillum) abb(atiss)e et
c(on)vent(us) in libro s(anc)t(e) Mar(ie) Cist(er-
ciensis) ord(inis) und datirte nach deren Laute
und den Uncialbuchstaben sicher aus den ersten
Jahren der Gründung; es ist das älteste unter
den geringzähligen Denkmälern des Klosters.

Was dessen Thätigkeit betrifft, so müssen hier
die Culturen weniger gelohnt haben als anders-
wo; dagegen blühte vielleicht ohne Aufhören
ein Zweig der Kleinkunst unter den Nonnen-
händen, von dem man gleichwohl erst 1598
und 1692 Näheres erfährt — nämlich die
Stickerei und die kunstreiche Auszierung von
kostbaren Gewandstoffen mit edlen Metallauf-
lagen und Bordüren. Kloster Marienfeld wollte
1598 dem spanischen Capitän Johan de Contrier,
welcher ihm von den Beckum er Bürgern die
schuldigen Fruchtlieferungen eingetrieben, auf
seinen Wunsch zwei Häupter von den Ursu-
linischen Reliquien aus der Predella des Hoch-
altars verehren und schickte dieselben, damit
sie mehr gefielen, zuerst nach Rengering zur
Ausschmückung, d. h. wohl zu einer kunst-
reicheren Bekleidung mit Stickereien und Gold-
oder Silberpartikeln. Die Schenkung zerschlug
sich; allerhand miraculöse Wahrnehmungen
schreckten die Mönche und die Häupter kehrten
in die alten Behältnisse zurück. 1692 zahlte
der Marienfelder Abt Stades den Nonnen 6 Rthlr.

I für die Anfertigung einer Mitra. — Käme die
Ortstradition nicht zu Hülfe, so würde gegen-
wärtig Niemand zu Rengering von dem Kloster
oder der Klosterstätte etwas mehr merken, es
sei denn, dass dort in einer Weide eine gering-
fügige Erhöhung mit einigen im Grase zerstreu-
ten und gebleichten Gebeinen ihn halbwegs auf
die Fährte führte. Die Erhöhung ist der Rest
des behufs Einteichungen abgetragenen Todten-
ackers, also des Quadrums; im Norden davon
haben, wie die Anwohner erzählen, das Pater-
haus, im Süden die Kirche, im Südosten die
Wirtschaftsgebäude gestanden. Der ganze
Klostercomplex lag dann auf dem Nordufer der
Bever nahe den Mühlen und zwei Bauernhäusern,
welche aus dem ehemaligen Bauhause und Brau-
hause hervorgegangen wären. Das einzige mo-
numentale Denkmal aus der Klosterzeit, welches
allem Yergange getrotzt hat, ist eine dreibogige
Stein brücke der Bever mit dem Steinbilde
des Johannes Nepomuk und folgenden Versen
mit den Zahlbuchstaben 1751:

Praesidiis nos, oro, tuis tueäre Joannes,

Instrue rnuta loquax lingua silere loqui.

Was sich an zerstreuten Denkmälern nach-
weisen lässt, beschränkt sich auf das Siegel,
wenige Kunstwerke, welche uns zu Ostbevern
erwarten, und vielleicht auf den Herkules zu
Sassenberg.

Bei jahrelangen Forschungen wollte es mir
nicht gelingen, Näheres über die Beschaffenheit
der Kirche in Erfahrung zu bringen: es war
vermutlich ein merkwürdiges Denkmal sowohl
als Cistercienserkirche wie als Blüthe des Ueber-
gangs- oder gar des gothischen Stiles, welcher
sich mit dem Orden nach Deutschland zu über-
tragen pflegte. Um den Bau zu fördern, stell-
ten Cardinal Hugo 1252 und Papst Alexander
1256 Ablassbriefe aus, und ihre Ausdrücke, es
handle sich um „ein kostbares“ oder „nicht
wenig kostspieliges Werk“, könnten sich auch
auf den Stil beziehen. Sollten keine Zeichnun-
gen, Bildwerke, Aufzeichnungen oder charak-
teristische Reste mehr existiren, welche auf
Form und Stil der einstigen Klosterkirche zu
Rengering Licht werfen?
 
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