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Rave, Wilhelm [Editor]; Nordhoff, Josef B. [Oth.]; Ludorff, Albert [Oth.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler von Westfalen (Band 2): Die Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Kreises Warendorf — Münster, 1886

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.24358#0112
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DIE KIRCHE.

95

stets der Dompropst, ihr Stifter vielleicht, nach
dem Namen zu urtheilen, ein Anverwandter
Everwords, des Stifters von Freckenhorst, das
hier auch mehrere Lehenguter besass. In der
Everswinkeler Nachbarpfarre Alverskirchen ge-
mahnen auch die Bauerschaft Evener, ihr Schul-
tenhof Evert, dessen Nachbar der Richtershof ist,

au Everword oder doch an einen Namen, welcher
im Worte Everswinkel steckt. Die Gemeinde
hatte einen Freistuhl und mehrere Rittergüter,
erduldete im spanischen und dreissigjährigen
Kriege schweres Ungemach und wrard der Aus-
gang rühm- und ehrwürdiger Männer.

Die Ivirche und Ihre Denkmäler.

Wie vielorts kehrt auch hier am Kirchen-
baue ein romanischer Westthurm und ein
jüngeres Langhaus wieder. Jener steigt in
Laarer Steinen viereckig,
unten fortificatorisch mit
zwei Gewölben, oben
mit sorglich angelegten
Schallöffnungen empor,
bis Rundlöcher von einem
Stabe umfasst, ähnlich
wie früher zu Telgte,
die Höhe des alten Mauer-
stammes anzeigen. Der
Abschluss erscheint mit
dem Ziegelmauerwerk
und den rundbogigen
Löchern als ein jüngerer
Aufsatz. Die Gewölbe
haben kreuzförmige Grä-
ten — das zweite einen
fast kuppelartigen Schei-
tel — und ruhen auf
Schildgurten, welche bei
erheblicher Breite Ni-
schen bilden und die
Mauermasse verdünnen.

Consolen, Kämpfer und
sonstige Glieder fehlen,
dennoch klingt der Spitz-
schluss in den structiven
Bögen leise, oben in den Schallöffnungen deut-
licher an. Diese sind an der Nord- und Süd-
seite zu zweien unter einem Rundloche, nach
Westen in der Einzahl unter zwei Rundlöchern
geordnet, durch Säulchen getheilt, an den Seiten
und im Bogenfelde mit einem Rundstabe gar-
nirt. Die Thüre in der Westmauer zeigt rundbogi-
gen Schluss, und aus der Zeit des Kirchenbaues

spätgothische Gewände sowie geraden Sturz.
Alles überschaut, mag der Kern noch vor 1200
begonnen und langsam zum Abschlüsse gebracht

sein. Der Thurm hat (seit
1838) eine gedrückte
Pyramiden - S pitze, die
Kirche — Fig. 44,45 —
ein steiles Dach, über-
haupt hohe gedrungene
Verhältnisse. Ihr Grund-
stein ist 1489 gelegt,
wie eine zwar modern
gestaltete, inhaltlich un-
zweifelhaft echte Inschrift
eines Strebepfeilers be-
zeugt : Anno Domini

mccccLxxxix incipieba-
tur hoc opus sabbato
post Mathie apostoli,
d. i. am 28. Februar.
Sie vertritt die Form
einer Hallenkirche, im
Norden mit einer brei-
teren Abseite als im Sü-
den, sonst die lichten
und schlichten Verhält-
nisse der Bau-Zeit. Die
b eiden Rund säulenp a are
haben hohe runde, auf
halber Höhe mittelst
eines Simses verjüngte Sockel und sehliessen
mit einem gekehlten Rundstabe und einer Deck-
platte. Dem kämpferartigen Giiede entsprechen
die mageren Kreuzrippen, ihr Ansatz an die
Aussenwände ohne Mittelglied, die breiten, nur
schwach gekehlten Gurten, die Fischblasen-
muster der Fenstermaasswerke.

Der Chor ist fünfseitig geschlossen, schöner

am.
 
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