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Siebern, Heinrich [Hrsg.]; Brunner, Hugo [Hrsg.]
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Cassel (Band 3): Kreis Grafschaft Schaumburg: Textband — Marburg, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.15582#0052
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gewundenen Profilen verziert sind. Unter den Fenstern sind vortretende Gesimse hingeführt, die vor den
Ständern verkröpft erscheinen; die Brüstung wird häufig durch ganze Bohlenstücke geschlossen.

Anfang des 17. Jahrhunderts ist wieder ein Wechsel zu beobachten. Das Ornament der Füllhölzer
wird neben den Balken senkrecht abgeschnitten; die tauartig gewundenen Profile machen den Flachschnitt-
ranken Platz, die nun auch auf Ständer, Riegel und Schwellen übergreifen, selbst in den Brüstungsfüllungen
sich breit machen und schließlich die ganze Wand überwuchern, wo diese mit Bohlenstücken geschlossen
ist (Brennerstr. Nr. 291 vom Jahre 1620). Der Dreißigjährige Krieg bereitet dieser üppig sich entfaltenden
Zierweise ein jähes Ende. Die Form der Vorkragung dagegen bleibt. Die Schwellen sind an der Unter-
kante gefast, die Füllhölzer und Balken unten abgerundet, auch wohl durch ähnliche Profile horizontal
gegliedert, bis Ende des 17. Jahrhunderts die Konstruktion der Vorkragung sich hinter mehr oder weniger
reichgegliederten Gurtgesimsen verbirgt.

Nach diesen Gesichtspunkten geordnet, sind die erhaltenen Fachwerkhäuser nachstehend aufgeführt:
'• Pi"*|ei^LS Beckerstraße Nr. 97, fünf Fach breit, hat ein Dielen- und ein Obergeschoß, jenes wie der Giebel

Tafei 24,,.' verändert. Da neben dem Hause ein breiter Gang sich befindet, ist auch die Seitenfront ausgebildet. Die
Tafei 23. Ecklösung der Vorkragung ist durch die Abbildung zur Anschauung gebracht. Die Inschrift der Saum-
schwelle lautet: ,,$fyai\ ftgnatum fuper \)a$ jjnfteg terteat ljaftc£ %\ma 1537 I|an£ grocle Ijcc ftcri fccit."

Am Markt Nr. 165; zwei Geschosse, der Giebel verputzt; nur nach der Engen Straße im ursprüng-
lichen Zustand erhalten; auf den Riegeln unterhalb der Fenster ein über die Ständer fortlaufendes, ein-
gehobeltes Profil. Die Schwellinschrift ist schwer leserlich.

Enge Straße Nr. 177. Eckhaus, fünf Fach breit, zwei Geschosse, das obere wie der Giebel mit
Schiefer bekleidet. Eckausbildung der Vorkragung wie Beckerstraße Nr. 97.
Tafei 22. Enge Straße Nr. 186. Das kleine Häuschen, eins der wenigen, welche die Traufe der Straße

zukehren, wird mit dem verputzten Nachbargebäude ein Ganzes gebildet haben. So erklärt sich, daß
unterhalb der Bodenluke das Ende einer Inschrift sich zeigt. Der Riegel über den unteren Fenstern ist
mit einem Flechtband verziert, das nach oben von einer Perlschnur, nach unten von einem ornamentierten
Wulst begleitet wird. Das über Ständer und Riegel des Obergeschosses hinlaufende Gesimsband und die
schiffskehlenartige Verzierung der Schwelle sind durch flach eingeschnittene Profile hergestellt.

Enge Straße Nr. 200 und 212, von ähnlicher, doch schlichter Bauweise; drei breite Gefache
in zwei Geschossen, das rundbogige Einfahrtstor etwas zur Seite gerückt.

Enge Straße Nr. 198. Sechs Fach breit, zwei Geschosse, der Giebel verändert, die rundbogige
Einfahrt um ein Gefach zur Seite gerückt.

Schulstraße Nr. 305. Vier Fach breit, zwei Geschosse, mit seitlich angeordnetem, rundbogigem
Einfahrtstor.

Tafei 25,1. Beckerstraße Nr. 116. Sechs Fach breit, zwei Geschosse. Das Profil der Türumrahmung und die

Art der Vorkragung sind auf Tafel 23 gezeichnet.

Schulstraße Nr. 382. Vier Fach breit, zwei Geschosse, zeigt dieselbe Verzierung der Schwelle,
ebenso die sonst stark veränderten Häuser Schulstraße Nr. 384 und Weserstraße Nr. 129 und 130.
II. Hälfte des Brennerstraße Nr. 244. Eckhaus. Das rundbogige Einfahrtstor ist verändert, doch die Seitenpfosten

'Tafe?^1.' mit dem durch Wulst und Kehle mehrfach gegliederten Rahmenprofil erhalten. Die Art der Vorkragung und
die Flechtbandverzierung des Fenstersturzriegels links vom Eingang finden sich auf Tafel 23. Schwellen-
inschriften: „Johan: am 3 Also heft Godt de weit geleuet • dat he sinen enigen Sone gaf • up dat alle de
an onhe gelouen • nicht verloren • sonder dat ewige leuent habe". „Esaie ■ Alle dinck is vergencklick ■
Gottes wort blift ewig • Im jar do men schref • 1565 • heft Hans Vedder unde Ilsabet sin Ehelike hüsfraüwe
düt hüs baüwen laten ■ Godt si loff unde Ehere". „Hiob am }A% ■ Ick weit dat min Erlöser Ievet • unde wert
mi am Jungesten dage wedder van der erden upwecken ■ Unde werde mit düsser miner hude wedderumb
gegeben unde in minem Fleische Gott sehen ■ Densülvigen werde ick vnde mine ogen schaüwen vnde
Kenen andern

Tafei 25,1. Beckerstraße Nr. 84. Sieben Fach breit, zwei Geschosse, der Giebel ohne Gliederung. Das rund-

bogige Einfahrtstor ist gut erhalten und umrahmt von einem Band, das durch zwei geschrägte Scharen
tauartig gewundener Profile gebildet wird. Auf dem Sturzriegel die Inschrift: „CORDT BRENDEKINCK
ANNO DNI 1571". Auch die Schiffskehlen der Vorkragung sind durch tauartig gewundene Profile belebt,
 
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