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Lehfeldt, Paul
Die Bau- und Kunstdenkmäler der Rheinprovinz (Band 1): Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungsbezirks Coblenz — Düsseldorf, 1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.26048#0020
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Adenau.

der spätestgothischen bis nachgothischen Zeit (16—17.
Jahrhundert) wurde durch Heraushauen der Langhaus-
Seitenwände., bezw. der Kapellenwestwand das Langhaus
zu einem dreischifflgen erweitert. (Die Seitenschiffe be-
kamen ebensoviel Joche, wie das Mittelschiff, wobei die
Kapelle als Ostjoch des Südschiffs benutzt wurde.) Im
18. Jahrhundert wurde die Sacristei nördlich dem Chor
angebaut.
Der Chor hat im Innern ein durchlaufendes Rundstab-
gesims unter den Fenstern, auf ihm kurze Dienste mit
hohen Sockeln und schlanken einfach geschweiften Capitellen,
und gut proßlirte Birnstäbe als Schildbögen-, Gurtbögen-
und Diagonal-Rippen der beiden Kreuzgewölbe. Das Ost-
joch ist nach der Sacristei durch Forthauen der Wand
geöffnet. Die Vierung mag ursprünglich ein Kuppelgewölbe,
die beiden Kreuzßügel einfache Kreuzgewölbe gehabt haben,
wie noch jetzt der nördliche. Bei einer der späteren Bau-
änderungen wurde die Vierung nach allen Seiten hin durch
grössere Spitzbögen (statt der Rundbögen) geöffnet. Dies
scheint ihr Gewölbe nicht ausgehalten zu haben, und so
bekam sie ein Tonnengewölbe mit zwei kräftigen rund-
bogigen Verstärkungsrippen von unschöner Wirkung. Der
südliche Kreuzßügel wurde mit einem Kreuzgewölbe über-
spannt, dessen Diagonalrippen in der Mitte aneinander
vorbeilaufend, eine Mittelraute bilden. Im Langhaus sind
die ursprünglichen Wände soweit fortgeschlagen, dass nach
der Vierung hin starke Vorlagen, zwischen dem östlichen
und mittlerem Joch je eine dicke Säule (die nördliche
kürzer und breiter, als die südliche), zwischen dem
mittleren und westlichen je ein rechteckiger Pfeiler, an
der Westwand wieder Vorlagen stehen geblieben sind. Die
spitzbogigen Scheidebögen haben rechteckige Proßle mit
abgefasten Kanten. Die Kapelle, welche breiter und
höher ist, als die Seitenschiffe, wurde, als sie zu denselben
hinzugezogen wurde, sowohl nach dem Mittelschiff, wie
nach dem anstossenden angebauten Südschiff durch je
einen Spitzbogen geöffnet, der letztere dann später wohl
aus Nothwendigkeit durch einen Rundbogen unterfangen.
Sie hat ein Sterngewölbe von hohlproßlirten Rippen, alle
übrigen Langhausjoche einfache Kreuzgewölbe, deren hohl-
proßlirte Rippen aus den Mittelstützen unmittelbar, an den
Wänden auf Consolen mit Männerköpfen herauswachsen.
Ob die Sacristei nördlich vom Chor ganz Raubbau
nachgothischer Zeit ist, oder wie weit ein älterer Bau
dastand, konnte ich nicht feststellen. Sie ist zweigeschossig,
 
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