Gleiberg.
703
Die Burganlage, auf hohem isolirten Bergkegel, hat
die ungefähre Gestalt eines Dreiecks (mit einer Ecke im
Norden), dessen Südseite in ihrer westlichen Hälfte eine
Zwinger-Erweiterung hat. — Inmitten des Bezirks, etwas
näher nach Südwesten zu, ist der älteste Theil (nach
v. Ritgen von Graf Otto erbaut), der Bergfried, ein
gewaltiger Rundthurm, der an Festigkeit, Höhe und Um-
fang alle anderen Burgthürme des Lahnthals Übertritt. Im
unteren Durchmesser 12 m breit, erhebt er sich in zwei
Absätzen von 14,2 m, bezw. 15,6 m Höhe [über welchem
sich der jetzt verschwundene Zinnenkranz befand]. Der
untere Theil, in den jetzt ein ebenerdiger Eingang gebrochen
ist, ist das fensterlose Verliess, mit einem Kuppelgewölbe
und darin olfenem Scheitel [in dem einst ein viereckiger
beweglicher Schlussstein]. In Fussbodenliöhe des Ober-
geschosses war auf der Südseite der einzige Eingang, rund-
bogig, 0,7 m breit, 1,4 m hoch, mit nach innen sich erwei-
ternden Gewänden. Im Boden der schmalen tiefen Thür-
nische ist die Oelfnung einer ehemaligen Fallthür schräg
durch das Gewölbe geführt, 1,5 m lang, 0,8 m breit, den
Zugang in das Verliess vermittelnd. Der obere Theil des
Bergfriedes war durch drei auf den inneren Mauerabsätzen
ruhende Balkendecken in vier Geschosse getheilt, von
denen nur das oberste ein Fenster nach Norden hin, die
übrigen nur Schlitze besassen. — Den Bergfried umgiebt
eine Umfassungsmauer (Zingel), welche näher zu der Süd-,
West- und Nordseite (die letztere Ecke im Bogen gebrochen),
entfernter von der Ostseite ist. — Diese diente zugleich
als (im 15. Jahrhundert mit Spitzbogenblenden versehene)
Aussenmauer des zwischen ihr und dem Bergfried einge-
schobenen Palas, von dem jedoch ausser einem gewölbten
quadratischen Keller an der Südwestecke und einigen
anderen Innen-Scheidemauern nichts in seiner ursprüng-
lichen Gestalt erhalten ist.
Im Aufstand der luxemburgischen Grafen gegen Kaiser
Heinrich IV. wurde Gleiberg von dessen Sohne Heinrich V.
1103 erobert, aber nicht zerstört. Unter Rudolph I. von
Tübingen wurde die Burg 1197 wahrscheinlich bedeutend ver-
grössert und stärker befestigt, auch die Burgkapelle erbaut.
Sie steht südlich von dem Palas und ist quadratisch. An
jeder Wand sind Eckdienste und je ein Mitteldienst (die der
Ost- und Westwand aus der Mitte nach Süden verschoben),
mit Eckblattbasen und spätromanischen Blattcapitellen. Auf
diesen sowie einer Mittelsäule ruhten die Kreuzgewölbe
[welche so angeordnet waren, dass vier von den Ecken
703
Die Burganlage, auf hohem isolirten Bergkegel, hat
die ungefähre Gestalt eines Dreiecks (mit einer Ecke im
Norden), dessen Südseite in ihrer westlichen Hälfte eine
Zwinger-Erweiterung hat. — Inmitten des Bezirks, etwas
näher nach Südwesten zu, ist der älteste Theil (nach
v. Ritgen von Graf Otto erbaut), der Bergfried, ein
gewaltiger Rundthurm, der an Festigkeit, Höhe und Um-
fang alle anderen Burgthürme des Lahnthals Übertritt. Im
unteren Durchmesser 12 m breit, erhebt er sich in zwei
Absätzen von 14,2 m, bezw. 15,6 m Höhe [über welchem
sich der jetzt verschwundene Zinnenkranz befand]. Der
untere Theil, in den jetzt ein ebenerdiger Eingang gebrochen
ist, ist das fensterlose Verliess, mit einem Kuppelgewölbe
und darin olfenem Scheitel [in dem einst ein viereckiger
beweglicher Schlussstein]. In Fussbodenliöhe des Ober-
geschosses war auf der Südseite der einzige Eingang, rund-
bogig, 0,7 m breit, 1,4 m hoch, mit nach innen sich erwei-
ternden Gewänden. Im Boden der schmalen tiefen Thür-
nische ist die Oelfnung einer ehemaligen Fallthür schräg
durch das Gewölbe geführt, 1,5 m lang, 0,8 m breit, den
Zugang in das Verliess vermittelnd. Der obere Theil des
Bergfriedes war durch drei auf den inneren Mauerabsätzen
ruhende Balkendecken in vier Geschosse getheilt, von
denen nur das oberste ein Fenster nach Norden hin, die
übrigen nur Schlitze besassen. — Den Bergfried umgiebt
eine Umfassungsmauer (Zingel), welche näher zu der Süd-,
West- und Nordseite (die letztere Ecke im Bogen gebrochen),
entfernter von der Ostseite ist. — Diese diente zugleich
als (im 15. Jahrhundert mit Spitzbogenblenden versehene)
Aussenmauer des zwischen ihr und dem Bergfried einge-
schobenen Palas, von dem jedoch ausser einem gewölbten
quadratischen Keller an der Südwestecke und einigen
anderen Innen-Scheidemauern nichts in seiner ursprüng-
lichen Gestalt erhalten ist.
Im Aufstand der luxemburgischen Grafen gegen Kaiser
Heinrich IV. wurde Gleiberg von dessen Sohne Heinrich V.
1103 erobert, aber nicht zerstört. Unter Rudolph I. von
Tübingen wurde die Burg 1197 wahrscheinlich bedeutend ver-
grössert und stärker befestigt, auch die Burgkapelle erbaut.
Sie steht südlich von dem Palas und ist quadratisch. An
jeder Wand sind Eckdienste und je ein Mitteldienst (die der
Ost- und Westwand aus der Mitte nach Süden verschoben),
mit Eckblattbasen und spätromanischen Blattcapitellen. Auf
diesen sowie einer Mittelsäule ruhten die Kreuzgewölbe
[welche so angeordnet waren, dass vier von den Ecken