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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 3.1907

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Heft 8
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Wiedergefundene Bilder aus berühmten alten Sammlungen, [7]: (zwei Gemälde aus der Galerie Kaunitz - ein Camphuysen aus der Sammlung des Kardinals Fesch)
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https://doi.org/10.11588/diglit.27900#0166
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138

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

Nr. 8.

Von dem zweiten Gemälde aus
der Galerie Kaunitz läßt sich der jetzige
Aufbewahrungsort nennen. Dieses Bild,
ein monogrammierter Pieter de Greb'
ber, befindet sich zu Wien in der
Sammlung Matsvanszky. Die unv
stehende Abbildung sagt in Kürze mehr,
als eine lange Beschreibung. Übrigens
sei erwähnt, daß das Haar des darge'
stellten Jungen gelbblond ist und daß
man sich die Samtjacke grüngrau vor'
stellen möge. Barett ebenfalls grünlich'
grau. Hintergrund braungrau. Blasses
Gesicht ungefähr in Naturgröße. Im
wesentlichen ist das Bild trefflich er'
halten. Ausgetupfte Stellen links im
Hintergründe. Eine abgescheuerte Stelle
an der Seite läßt uns bis aufs Eichern
holz durchblicken und in den Poren
des Holzes das grauliche Primeursel
erkennen. (Abmessungen 57 zu 44 cm.)

Der KaunitZ'Stempel unten mitten
ist auch in der Abbildung sehr deutlich
zu sehen, wogegen das Monogramm
„P -DG- “ (D und G verschlungen,
Punkte in halber Höhe) und die Jahres'
zahl darunter, 1632, weniger klar zu er'
kennen sind. Eine Faksimilierung des
Monogramms ist kaum vonnöten, da
es in den wesentlichen Zügen mit De
Grebbers Monogramm auf anderen
längst beschriebenen Bildern aus den
1630er Jahren übereinstimmt. Die Deu'
tung des Monogramms ergibt sich
aus dem Bilde mit ausgeschriebenem
Namen in der Galerie Nostitz zu Prag.
Das vorliegende Bildnis von 1632 ist
schon durch den heranwachsenden Rem'
brandt beeinflußt, oder durch Lievens,
den Schüler Lastmans zu Amsterdam/1")

Wir verbleiben in der Sammlung
Matsvanszky, um noch ein Gemälde
aus der alten Galerie Fesch, sie ist
in diesen Blättern schon mehrmals er'

*) Ich hoffe, bei anderer Gelegenheit über
den durchaus interessanten Haarlemer Pieter
de Grebber eingehende Mitteilungen machen
zu können.

wähnt worden, zu betrachten. Aus der
Galerie Fesch stammt nämlich fast
sicher ein Govaert Camphuysen, den
Matsvanszky vor nicht langer Zeit bei
Friedrich Schwarz in Wien erworben hat.

Der jetzige Besitzer kam bald auf
die vollkommene Übereinstimmung
seines Camphuysen mit einem Bilde,
das im großen Kataloge der Versteigerung
Fesch eingehend beschrieben ist. Alle
Einzelheiten und die Abmessungen
stimmen überein. Als Erläuterung zu
dem Netzdrucke auf der folgenden Seite
wird die ganze Beschreibung aus dem
„Catalogue raisonne“ der „Galerie de
feu S. E. le Cardinal Fesch“ (Rom
1844) in den folgenden Abschnitten
wiederholt. Von dem Farbenzauber des
überaus gelungenen Werkes kann frei'
lieh die Beschreibung dem Leser keinen
Begriff beibringen. Das vorliegende Bild
ist durch feine Luftperspektive ausge'
zeichnet, hält aber dabei doch an großer
Bestimmtheit der Formen fest. Man
darf es in seiner künstlerischen Be'
deutung einem Paul Potter nähern, an
den es in mehr als einer Beziehung er'
innert.

Im erwähnten Katalog heißt es:

Camphuysen (Theodore Rafelz).

579 - 348*- La Clairiere d’unbois.
Sur la lisiere d’un bois plante de jeunes
arbres et entourne de vertes et fraiches
prairies s’offre, au premier plan, un
terrain marecageux qu’ombragent de
grands arbres clair'semes, tels que:
chenes, bouleaux et saules, dont le
feuillage, deji legerement jauni, am
nonce la saison la plus chaude de
l'annee. Une riche et active Vegetation,
qui doit son developpement aux diverses
mares deau dont le terrain est entre'
coupe, etale sa jolie verdure qu'accom'
pagnent, cä et lä, des plantes, de joues
et de jeunes buissons. Un nombreux
troupeau de boeufs, conduit par deux
patres, remplit toute l’etendue d'une
route qui traverse le bois. La tete du
 
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