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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 3.1907

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Heft 9
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Rembrandts Selbstbildnis aus der Sammlung S. B. Goldschmidt in Frankfurt am Main
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https://doi.org/10.11588/diglit.27900#0197

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Nr. 9.

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

169

gleichheit der Bildhälften. Auch im
Bildchen muß früher die Asymmetrie
sehr ausgesprochen gewesen sein. Denn
aus dem Studium der Schrägen an der
Kehrseite ergibt sich die höchste Wahr'
scheinlichkeit, daß das Bild'
chen ehedem nach rechts
und unten hin größer
war, und zwar um mindestens
eine starke Daumenbreite.

Die fehlenden Stücke hinzu'
gedacht, weist das Ursprünge
liehe Bild gerade dieselbe
Verschiebung der Massen auf
wie die Radierung.

Neben und unter dem
Netzdruck sind die Grenzen
des ursprünglichen Bildchens
durch Striche angedeutet.

Diese Beobachtung ist nicht
zu übersehen. Manche wer'
den sie geradewegs als Be'
weis aufnehmen. Wenn ich
auch nicht so hitzig vordringe,
so muß ich doch bekennen,
daß im Zusammenhang mit
allen übrigen Gründen durch
die zwei asymmetrisch abge'
sägten Ränder uns ein wich'
tiges Beweismittel an die
Hand gegeben ist, um die
Behauptung zu stützen, es
läge im Goldschmidt'
Matsvanszkyschen Rem'
brandt das Original vor,
nach dem Van Vliet ra'
diert hat.

Aber es verbinden manche
Übereinstimmungen die Ra'
dierung auch mit dem Bilde
in Kassel, das anbei eben'
falls abgebildet wird.

So sieht z. B. Rembrandts Antlitz
bei J. G. van Vliet etwas älter aus, als
auf dem Goldschmidt'Bildchen, nahezu
so alt, wie auf dem Kasseler Selbst'
porträt, das aber dann doch wieder mehr
den derb entwickelten Jüngling dar'

stellt, wogegen Van Vliets Rembrandt'
köpf noch etwas von der fast knabern
haften Weichheit des Goldschmidt'
Bildchens erkennen läßt. Fast denkt man
an die Möglichkeit, daß die Radie'

Rembrandt: Selbstbildnis. (Kassel, Königliche Galerie.)
Abbildung aus „Klassiker der Kunst“, Deutsche Verlagsanstalt,
Stuttgart.

.

rung Van Vliets nach einem ver'
schollenen weiteren Selbstbildnis
des Rembrandt gemacht wäre, das
mit seiner Entstehungszeit zwischen
dem Bildchen bei Goldschmidt und dem
in Kassel liegen könnte. Indes spricht
eine große Wahrscheinlichkeit dafür,
 
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