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Frimmel, Theodor von [Editor]
Blätter für Gemäldekunde — 5.1909/​1910

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Heft 1
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Frimmel, Theodor von: Von der Galerie Nostitz in Prag
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Nr. i

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

9

Czernin. Verwandt damit ein Pietro
Vecchia in der kaiserlichen Galerie.
Den Frederick v. Falckenburg
hatte ich längst erkannt, ehe das Mono,
gramm gefunden war, dessenFeststellung
man wohl Herrn Inspektor Bergner zu
verdanken hat. Das Bild ist mit 1607
datiert (Brand einer Stadt).
Nr. 227, Ein Vanitasstilleben, wird
Vermeulen genannt, weil auf der
Sanduhr etwas steht wie: IVM. Nun
findet sich aber an anderer Stelle der
Rest einer wirklichen Signatur, von der
ich: „ . . Bass ..." gelesen habe. Harte
Nuß für die Zähne der Bilderleute. Eine
neuerliche Untersuchung der Signatur
dürfte übrigens bei günstiger Beleucht
tung zu einer bestimmten Lesung führen.
Ich halte das Bild nicht für ein Werk
des Holländers Vermeulen, sondern für
das eines Flandrers. Übrigens ist es
auch nicht von dem Südniederländer
Vermoelen, von dem es in Wisowitz
sichere Werke gibt.
Nr. 228. Wertvolles Brustbild von
Verspronck mit Resten der Signatur
und der Jahreszahl 1639.
Nr. 231. Landschaft mit Christus,
der den Blinden heilt. Vermutlich vom
älteren P. van derBorcht. Kann man
nicht auch an eine alte Verballhornung
des Bles denken?
Nr. 232. Beachtenswerte Landschaft
mit einer Plünderung. Antwerpener Bild
mit der Brandmarke und mit dem ein'
geschlagenen Zeichen: CD, das auf Ant'
werpener Bildern des frühen siebzehnten
Jahrhunderts gelegentlich vorkommt.
Auch andere Beispiele derselben einge'
schlagenen Marke sind mir unterge'
kommen. Davon habe ich notiert einen
guten Peeter Brueghel den jüngeren,
der vor ungefähr zwölf Jahren im Wiener
Kunsthandel vorgekommen ist. Das
Zeichen fand sich unfern der Antwer'

pener Brandmarke*). Auf dem Bildchen
mit der Baderstube, das in der Wiener
Galerie SchönbormBuchheim als Werk
des Adr. Brouwer geführt wird, kommt
gleichfalls die eingeschlagene Marke in
Form eines Kleeblattes vor.
Auf Nr. 240, einem Hafenbild mit
vielen Schiffen und Figuren, nehme
ich das Zeichen auf dem Waren'
ballen nicht als Monogramm des
Künstlers. Bild in der Art des Louis
de Colery.
Nr. 242. Sicheres Stilleben von J.
Vonck, von dem anderswo noch man/
ches zusammenzufinden ist.
Der signierte Simon de;Vos von
1635 dürfte auf die fünf Sinne anspielen.
Das Paar mit dem Spiegel wäre eine
Anspielung auf das Gesicht; der Leier'
mann könnte das Gehör allegorisieren;
Bacchus und der Erot scheinen Ge'
schmack und Geruch zu bedeuten; das
„Gefühl“, beziehungsweise die Haut'
empfindung wäre schließlich durch das
alte Paar beim Kohlenbecken versinm
licht.
Den Antwerpener Monogrammisten
A W (als Nr. 8 geführt) schiebt der
Katalog, wie ich meine, mit Recht in
die Nähe des Rubens. Mit Abr. WiL
laerts, wie man wollte, hat das Bild
nichts zu schaffen.
Die kleine periegetische Studie soll
nicht abgeschlossen werden, ohne der
Galerie zu dem neuen Stand der Dinge
und zu ihrem neuen Katalog Glück zu
wünschen. Nun wird sich jeder Kundige
vor den Bildern bald zurechtfinden, und
weitere Studien sind dadurch angebahnt.
Mögen auch diese Zeilen dazu beitragen,
die Aufmerksamkeit der Bilderliebenden
neuerlich auf die Schätze im Palais
Nostitz zu Prag hinzulenken.

*) Über diese vgl. mein Handbuch der
Gemäldekunde, 2. Auflage, S. 14.

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