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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 5.1909/​1910

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Heft 3
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Beer, Rudolf: Neue Beiträge zur Geschichte katalonischer Malerei im Mittelalter
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Frimmel, Theodor von: Der Maler Josef Teltscher und dessen Bildnisse Beethovens
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Nr. 3

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

57

Wandgemälde in einem gleichfalls erst
kürzlich von dem neugegründeten „Im
stitut d’Estudis Catalans“ herausge'
gebenen Hefte: „Les Pintures murals
catalanes, Fase I. Pedret“ publiziert
wurden, auf das hier speziell aufmerk'
sam gemacht werden soll. Die anscheinend
sehr sorgfältigen farbigen Nachbildungen
lassen die Eigenart dieser wohl älte'
sten katalonischen Wandgemälde mit
wünschenswerter Deutlichkeit erkennen.
San Quiricio zu Pedret (unweit von
Berga, nördlich von Barcelona) ist im
io. Jahrhundert erbaut worden. Die nur
zum Teil erhaltenen Wandgemälde,
welche zwei der drei Apsiden schmücken,
stammen aus dem n. oder 12. Jahr'
hundert (nach Sanpere vielleicht aus
dem Ende des 12. Jahrhunderts). Das
relativ am besten erhaltene Fresko in
der rechtsseitigen Apsis zeigt die fünf
klugen und die fünf törichten Jung'
frauen, diese (mit der Überschrift: quique
[sic] fatue) fast unbeschädigt, in den
leuchtenden Farben wohl erhalten. Der
sogenannte „byzantinische“ Einfluß ist
unverkennbar, bemerkenswert sind die
Diademe und reichen Dalmatiken der
klugen Jungfrauen. Ein gesichertes Ur'
teil über diese merkwürdigen Gemälde
wird erst möglich sein, wenn die vom
„Institut d’Estudis Catalans“ bereits in
Aussicht genommenen Publikationen
anderer altkatalonischer Fresken vor'
liegen; man darf diesen Inedita mit
Spannung entgegensehen.

DER MALER JOSEF TELT'
SCHER UND DESSEN BILD'
NISSE BEETHOVENS.
Vorn Herausgeber.
Jahrelang gab es verhältnismäßig
wenige bemerkenswerte Neuigkeiten
über die Bildnisse Beethovens. Man hatte

sich daran gewöhnt, einige, ehedem ge-
nannte Porträte als verschollen anzu'
nehmen und ging hauptsächlich darauf
aus, das sichere Material vergleichend
zu betrachten und für die Beurteilung der
äußeren Erscheinung des Großen zu ver-
werten. Der angebliche BeethovemKopf
von G. v, Kü geig en, der nachweisbar
nicht Beethoven, sondern den Dichter
Max von Schenk end orf darstellt, war
bald nach seiner Entdeckung wieder von
der Oberfläche verschwunden und könnte
als abgetan gelten, wenn er nicht in
neuester Zeit doch wieder als Beethoven'
Kopf abgebildet worden wäre, und zwar
als Titelbild der englischen Ausgabe von
Beethovens Briefen'1'). Diese Erscheinung
ist dadurch interessant, daß sie wieder
einmal beweist, wie hartnäckig mancher
Irrtum festgehalten wird, auch wenn er
längst widerlegt ist.
Die Lysersche, oft nachgebildete
Zeichnung erwies sich als eine Nach'
ahmung einer bisher noch nicht sicher
benannten Naturskizze. Man kann sie
nicht mehr als unmittelbares Abbild
gelten lassen*) **).
Ist nun das Material zur Bildnis'
künde Beethovens auch um zwei Stücke
ärmer geworden, so leistet ein günstiges
Geschick alsbald wertvollen Ersatz, und
zwar in dem Funde des Wiener Samm'
lers Dr. August Heymann. Beim
neuerlichen Durchblättern der Skizzen'
bücher des Wiener Malers Teltscher,
die er schon vor Jahren erworben hatte,
fand Heymann die zwei Blätter, die an'
bei abgebildet sind. Wie es scheint,
durch eine Erwähnung im Artikel
Teltscher des Const. v. Wurzbachschen

*) Die Literatur zu diesem unrichtig ge-
deuteten Bildnis ist zusammengestellt in meinen
„Beethoven^Studien“, Bd. I, S. 165f. Der erste
Nachweis, daß Schenkendorf und nicht Beet'
hoven dargestellt ist, findet sich in der Zeit'
Schrift „Daheim“ vom 21. März 1891.
**) Hiezu „Beethoven'Jahrbuch“, Bd. I,
S. 68ff. und die darin genannte Literatur.
 
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