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BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.
Nr. 3
über Edm. Bonnaffe in mehreren seiner
Arbeiten Aufschluß gewährt*). Zunächst
vererbte sich das Gemälde in der Fa-
milie Richelieu. Später war es im Be-
sitze des Doktors W. Christian Müller
zu Bremen, der es gegen 1815 in Paris
erworben hatte. Von Müller kam es
an einen gewissen Göbel**). Etwa 1853
erwarb es Dr. med. Lang in Bremen,
der es 30 Jahre lang behielt und dann
1883 an einen Herrn von Krakewitz
um 1200 Mark verkaufte. Irre ich nicht,
so tritt nun Dr. Martin Schubart,
der weitbekannte Sammler, als Besitzer
ein. Das Bad der Diana war schon zur
Zeit, als Schubart seine Sammlung in
Dresden aufgestellt hatte, eine Haupt'
zierde des Bildersaales und blieb eine
solche, als die Galerie nach München
gewandert war, bis zu deren Auflösung.
Aus Schubarts Nachlaß wurde das Bild
1899 bei Gelegenheit der denkwürdigen
Versteigerung Schubart ausgeboten***).
Bis 126.000 Mark ging es in die Höhe;
doch wurde es von der Erbin zurück'
gekauft. In neuester Zeit ist das pracht-
volle, in der Malerei noch vorzüglich
erhaltene, wohl ganz eigenhändige
Werk des Rubens in der alten Pina'
kothek zu München zur Schau gestellt,
wovon diese Blätter schon kurze Nach-
richt gebracht haben. Die auffallende
Bedeutung des Werkes rechtfertigt es
wohl, wenn ihm einige Seiten gewidmet
werden. Den aufmerksamen Lesern der
Blätter bedeutet die Besprechung des
Bildes auch eine Fortsetzung der Reihe:
*) Gazette des beauxarts, Juli 1882, und
Dictionnaire des Amateurs fran^ais au XVII.
siede (S. 269 und 275).
**) Dieses nach den Erhebungen, die sich
Dr. M. Schubart hat angelegen sein lassen.
Beschreibung und reichliche Literatur-
angaben in der illustrierten Prachtausgabe
des Kataloges der Versteigerung (München,
Hugo Helbing 1899, Vorwort von Palimann).
— Für die Erlaubnis zur Benützung der Ab-
bildung aus dem Katalog bin ich Herrn Hugo
Helbing zu vielem Dank verpflichtet.
„Wiedergefundene Bilder aus berühmten
alten Sammlungen.“ Fr.
NEUE BEITRÄGE ZUR GE-
SCHICHTE KATALONL
SCHER MALEREI IM MIT-
TELALTER.
Von Rud. Beer.
Die intensive separatistische Bewe-
gung („regionalismo“), welche sich seit
einigen Jahren in Katalonien, speziell in
Barcelona, bemerkbar macht und auf
Wiedererweckung altkatalonischer Ge-
schichte, Sprache und Literatur abzielt,
greift auch auf das kunsthistorische Gebiet
über.
Im Zusammenhang mit diesen Be-
strebungen steht eine uns kürzlich zu-
gegangene Schrift: „La Pintura mig-
eval Catalana“ I, „L’Art Barbre“ von
Salvador Sanpere y Miquel. Der Ver-
fasser, als Forscher auf dem Gebiete
katalonischer Kulturgeschichte seit langer
Zeit bekannt, auch in der heimischen
Kunstgeschichte wohl bewandert — erst
jüngst haben seine „Quatrocentistas ca-
talanes“ (Barcelona, 1906, 2 Bde.) bei-
fällige Aufnahme gefunden — bestellt
hier ein bisher fast völlig brachgelegenes
Feld, das der frühkatalonischen Malerei,
und wendet sich unter Berücksichtigung
der allgemeinen kulturellen Verhältnisse
den Fresken- und Buchmalereien des
10. bis 12. Jahrhunderts zu. Von den
miniierten Handschriften erfahren die
Bibel aus San Pedro de Roda (jetzt in
der Pariser Nationalbibliothek) und ein
Forum iudicum aus Barcelona (jetzt im
Escorial) unter Beigabe gelungener Fak-
similia besonders eingehende Würdigung.
Unter den Fresken sind die Handma-
lereien der Kirche Pedret nach Gebühr
hervorgehoben worden. Von der Vorlage
einschlägiger Proben konnte Sanpere ab-
sehen, weil diese sehr bemerkenswerten
BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.
Nr. 3
über Edm. Bonnaffe in mehreren seiner
Arbeiten Aufschluß gewährt*). Zunächst
vererbte sich das Gemälde in der Fa-
milie Richelieu. Später war es im Be-
sitze des Doktors W. Christian Müller
zu Bremen, der es gegen 1815 in Paris
erworben hatte. Von Müller kam es
an einen gewissen Göbel**). Etwa 1853
erwarb es Dr. med. Lang in Bremen,
der es 30 Jahre lang behielt und dann
1883 an einen Herrn von Krakewitz
um 1200 Mark verkaufte. Irre ich nicht,
so tritt nun Dr. Martin Schubart,
der weitbekannte Sammler, als Besitzer
ein. Das Bad der Diana war schon zur
Zeit, als Schubart seine Sammlung in
Dresden aufgestellt hatte, eine Haupt'
zierde des Bildersaales und blieb eine
solche, als die Galerie nach München
gewandert war, bis zu deren Auflösung.
Aus Schubarts Nachlaß wurde das Bild
1899 bei Gelegenheit der denkwürdigen
Versteigerung Schubart ausgeboten***).
Bis 126.000 Mark ging es in die Höhe;
doch wurde es von der Erbin zurück'
gekauft. In neuester Zeit ist das pracht-
volle, in der Malerei noch vorzüglich
erhaltene, wohl ganz eigenhändige
Werk des Rubens in der alten Pina'
kothek zu München zur Schau gestellt,
wovon diese Blätter schon kurze Nach-
richt gebracht haben. Die auffallende
Bedeutung des Werkes rechtfertigt es
wohl, wenn ihm einige Seiten gewidmet
werden. Den aufmerksamen Lesern der
Blätter bedeutet die Besprechung des
Bildes auch eine Fortsetzung der Reihe:
*) Gazette des beauxarts, Juli 1882, und
Dictionnaire des Amateurs fran^ais au XVII.
siede (S. 269 und 275).
**) Dieses nach den Erhebungen, die sich
Dr. M. Schubart hat angelegen sein lassen.
Beschreibung und reichliche Literatur-
angaben in der illustrierten Prachtausgabe
des Kataloges der Versteigerung (München,
Hugo Helbing 1899, Vorwort von Palimann).
— Für die Erlaubnis zur Benützung der Ab-
bildung aus dem Katalog bin ich Herrn Hugo
Helbing zu vielem Dank verpflichtet.
„Wiedergefundene Bilder aus berühmten
alten Sammlungen.“ Fr.
NEUE BEITRÄGE ZUR GE-
SCHICHTE KATALONL
SCHER MALEREI IM MIT-
TELALTER.
Von Rud. Beer.
Die intensive separatistische Bewe-
gung („regionalismo“), welche sich seit
einigen Jahren in Katalonien, speziell in
Barcelona, bemerkbar macht und auf
Wiedererweckung altkatalonischer Ge-
schichte, Sprache und Literatur abzielt,
greift auch auf das kunsthistorische Gebiet
über.
Im Zusammenhang mit diesen Be-
strebungen steht eine uns kürzlich zu-
gegangene Schrift: „La Pintura mig-
eval Catalana“ I, „L’Art Barbre“ von
Salvador Sanpere y Miquel. Der Ver-
fasser, als Forscher auf dem Gebiete
katalonischer Kulturgeschichte seit langer
Zeit bekannt, auch in der heimischen
Kunstgeschichte wohl bewandert — erst
jüngst haben seine „Quatrocentistas ca-
talanes“ (Barcelona, 1906, 2 Bde.) bei-
fällige Aufnahme gefunden — bestellt
hier ein bisher fast völlig brachgelegenes
Feld, das der frühkatalonischen Malerei,
und wendet sich unter Berücksichtigung
der allgemeinen kulturellen Verhältnisse
den Fresken- und Buchmalereien des
10. bis 12. Jahrhunderts zu. Von den
miniierten Handschriften erfahren die
Bibel aus San Pedro de Roda (jetzt in
der Pariser Nationalbibliothek) und ein
Forum iudicum aus Barcelona (jetzt im
Escorial) unter Beigabe gelungener Fak-
similia besonders eingehende Würdigung.
Unter den Fresken sind die Handma-
lereien der Kirche Pedret nach Gebühr
hervorgehoben worden. Von der Vorlage
einschlägiger Proben konnte Sanpere ab-
sehen, weil diese sehr bemerkenswerten