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Frimmel, Theodor von [Editor]
Blätter für Gemäldekunde — 5.1909/​1910

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Heft 1
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Frimmel, Theodor von: Waldmüller-Studien: (Fortsetzung)
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BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

Nr. i

16

ein Kind auf dem Schoß. Die schwach
gezeichnete V erkürzung der Hände und
ein mangelhaft gezeichneter Fuß des
Kindes beweisen eine merkliche Flüchtige
keit der Ausführung. Bei alledem ist’s
ein beachtenswertes Denkmal Wald'
müllerscher Kunst.
Aus dem Jahre 1834 stammt ein
kleines, sauber durchgeführtes Bild, das
sich beim Herrn Direktor der k. u. k.
FamiliemFideikommißbibliothek Dr. Fr.
Schnürer befindet, und zwar indessen
Wohnung in Klosterneuburg. Die Dar'
Stellung ist folgende: Eine Bettlerfamilie
kommt in ein Bauernhaus und wird
beschenkt. Links unten in schwarzen
Zügen „Waldmüller 1834“. Bekannte
Typen, die das nette Bildchen anderen
kleinfigurigen Werken des Künstlers
aus den 1830er Jahren nähern, z. B. der
„Heimkehr des Landmannes“ (auch
„Ruhe nach der Arbeit“) oder noch an'
ders benannt von 1833, und dem Bild
„Der erste Schritt“ von 1831.
Die beschenkte Bettlerfamilie be-
fand sich eine Zeitlang im Besitze des
Wiener Hofrates Moritz v. Becker, von
dem sie unmittelbar an Herrn Direktor
Schnürer gelangt ist. Bald nach der
Fertigstellung war dieses Werk in der
Wiener Akademie ausgestellt, und zwar
1834 zugleich mit vielen Landschaften
(darunter Persenbeug), Bildnissen, mit
dem „Afrikaner“ und mit der „Heim'
kehr des Landmannes“ (Raum VII,
Nr. 245—247).
Im Besitze des Komponisten Ri'
chard Heuberger befindet sich ein
Autograph Waldmüllers, das gekannt
zu werden verdient. Der Inhalt ist klar,
auch wenn nähere Angaben über den
Zusammenhang vorläufig fehlen. Das
Zeugnis, denn um ein solches handelt
es sich im wesentlichen, ist in deutscher
Kursive geschrieben. Nur die Unter'
schrift ist lateinisch. Wie in den Ge-
mäldesignaturen, so auch in der Feder'

schrift zog Waldmüller beim Signieren
das d mit der Oberlänge bis zurück
ins W hinein. Der Wortlaut ist fol-
gender:
Euer Wohlgeboren!
Ich bestätige Ihnen, daß Sie ver-
möge Ihres ausgesprochenen Talentes
bey fortgesetzte(m) ernstlichen Studiums
der Natur baldigst im Stande seyn wer'
den, Tüchtiges in der Malerei zu leisten,
und ich Ihrem Ansuchen Sie als Privat'
Schüler anzunehmen wilfahren werde,
wenn Sie die Bedingnisse [,] welche ich
festgesetzt habe, erfüllen.
Euer Wohlgeboren Ergebenster
„F. G. Waldmüller, Professo(r)“.
„An S. des Herrn Moritz Lichtner
Wohlgeboren“.
(Fortsetzung folgt.

NOTIZEN.
Auf Werke von altsienesischen Ma'
lern im erzbischöflichen Museum zu Utrecht
macht Giacomo de Nicola aufmerksam in
Venturis „L’arte“ 1908, S. 386.
Zu Matteo di Giovanni das Dezember'
heft der „Rassegna d’arte“ von 1908.
Zu den Marmion ein Artikel in der
„Chronique des arts et de la curiosite“, De-
zember 1908.
Zu Lorenzo di Nicolo, „L’arte“ 1908,
S. 180 ff.
Über den angezweifelten „Amico di
Sandro“ in Lille äußert sich Frank Jewett
Mather Ir. in der „Rassegna d’arte“, Dezember-
heft 1908.
Zu Vittorio Crivelli „Rassegna d’arte“
1908, S. 120.
„Bernardino Lanino a Vercelli“,
von Guido Marangoni im „Emporium“ 1908,
Novemberheft.
Zu Francesco Francia „Rassegna
d’arte“ 1908, S. 121 ff. und 139 ff.
Zu Fiorenzo di Lorenzo und Pietro
Perugino „Rassegna d’arte“ 1908, S. 92.
Zu den Malern Verla (besonders zu
Francesco Verla) die Zeitschrift „L’arte“ 1908,
S. 330 ff.
 
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