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Frimmel, Theodor von [Editor]
Blätter für Gemäldekunde — 5.1909/​1910

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Heft 6 und 7
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Frimmel, Theodor von: Einige Bilder aus der Sammlung August V. Miller zu Aichholz in Wien
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Aus der Literatur
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132

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

Nr. 6 und 7

malungen stören ein wenig das genaue
Studium des Bildes. Die Leinwand
mißt jetzt v68m in der Höhe und
1’51 m in der Breite. Nach den bei
Jordaens nicht gewöhnlichen Überschnei-
düngen, welche durch die heutige Bild-
begrenzung gegeben wären, möchte ich
schließen, daß bei Gelegenheit einer
Restaurierung eine wesentliche Ver-
kleinerung der Fläche vorgenommen
worden ist. Dies mag geschehen sein,
als man das Bild mit neuer Leinwand
unterzog.
Die Jordaens-Literatur ist bisher an
dem Bilde vorüber gegangen. Es war
nicht zur Jordaens-Ausstellung nach Ant-
werpen gesendet worden und ist auch
sonst niemals öffentlich zu sehen ge-
wesen.
Für ein ho Händisch es Familien-
bildnis, das ich noch zur Abbildung
ausgewählt habe, weiß ich noch keinen
bestimmten Namen zu nennen. Es
schien mir von Paulus Moreelse, dem
Utrechter Maler, zu sein; auch an J. van
Ravestyn dachte ich, doch habe ich bei
wiederholter Besichtigung diese Be-
nennungen als unsicher fallen ge-
lassen.
Eichenholz, Höhe rao m, Breite
i-07 m.
Bei Herrn Dr. v. Miller habe ich
auch einige alte Bekannte wiedergefun-
den, und zwar Gemälde, die mir aus
der Wiener Sammlung Giuseppe Bossi
geläufig waren: Einen Christus von
Cigoli, einen Hemessen, der nach An-
drea del Sartos Vorbild komponiert ist
(Caritas; Mutter mit drei Kindern) und
ein Bild mit einer Allegorie der Male-
rei, das man ehedem für ein Werk
des Amsterdamer Malers Juriaan Pool
hielt. Diese Benennung ist seither auf-
gegeben worden, ich meine mit Recht.
Denn das Bild paßt viel eher in die
südlichen Niederlande, als nach Holland.
Die Signatur, die noch darauf gestanden
hat, als die Sammlung Bossi versteigert

wurde (es war zu Wien 1886), hielt dem
Putzwasser nicht stand.
Der Cigoli, ein Eccehomo-Bild
in halber, etwa lebensgroßer Figur, ist
im Katalog Bossi abgebildet. Der alte
Giuseppe Bossi teilte mir mit Be-
stimmtheit mit, das Bild sei ehedem
in der Sammlung Litta zu Mailand ge-
wesen.
Auch der Hemessen ist im Ka-
talog Bossi abgebildet. Die vorhandenen
Beziehungen zu dem Vorbild des Andrea
del Sarto bei den Scalzi in Florenz sind
gleichfalls im Katalog angedeutet.

AUS DER LITERATUR.
Max Rooses und Ch. Ruelens: „Cor-
respondance de Rubens et documents
epistolaires, concernant sa vie et ses oeuvres.“
Bd. VI. J. E. Buschmann, Antwerpen, 15 Rem-
part de la Porte du Rhyn. 1909. (Fol.)
Mit diesem Bande findet die großartig
angelegte Veröffentlichung eines Codex diplo-
maticus Rubenianus ihren Abschluß. Man wird
auf dieses Hauptwerk noch oft zurückkommen,
das 937 wichtige Papiere zur Lebensgeschichte
des Rubens und zur Geschichte der Rubens-
sehen Werke in geordneter Reihe enthält. Der
VI. Band, der mit Register und Supplement
versehen ist, umfaßt Briefe und andere Schrift-
stücke aus der Zeit von 1632 bis zum 25. Sep-
tember 1649, reicht also noch über die Lebens-
zeit des Malers hinaus. Auf eine Menge be-
deutungsvoller Einzelheiten ist bei Gelegenheit
hinzuweisen.
Hermann, Adolf, und Otto Nöldecke,
„Wilhelm Busch.“ (München, Lothar Joachim
Verlag 1909.) 8".
Enthält viel Beherzigenswertes und An-
regendes, eine Lebensgeschichte des Denkers
und Künstlers und viele Abbildungen. „Aus
den Gesprächen mit Wilhelm Busch“ mögen
einige Zeilen wiederholt werden. Hermann
Nöldecke hat manches Wertvolle aus dem
mündlichen Verkehre mit seinem Onkel fest-
gehalten und gibt davon einige Druckseiten
voll zum Besten (S. i72ff.). Nöldeckes Töch-
terchen „fand ein minderwertiges Bildchen
sehr hübsch“. Busch meinte: „Das ist deshalb
noch nicht schön, weil Du es leiden magst,
aber (mit seinem freundlich - schalkhaften
Lächeln) Du beziehst alles auf Dich, Bilder
und Puppen und Pudding.“
 
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