Nr. i
BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.
23
veranstaltet. Durch mehr oder weniger be-
deutende Arbeiten waren vertreten: der Stilist
von sauberer Mache J. Bilibin, der Stilist
in Fläche und Farbe Jakuloff, gelegentlich
durch die ostasiatische Malerei beeinflußt,
ferner der Hochstilist Röhr ich, der sich auch
an byzantinische Mosaiken erinnert hat. Auf
assyrische und altpersische Vorbilder weisen
hin mehrere Arbeiten von L. Bakst und von
Theophilaktoff, die beide übrigens auch den
Stil der Almanache um 1800 recht wohl ken-
nen. Wasnjezoff weiß auch um realistische
Stimmung. Ein roher Realismus waltet in
B. Kustodijeffs Bildnissen. Zu den be-
deutendsten in der Ausstellung gehört jeden-
falls Sarubin. Unklares künstlerisches
Taumeln fehlt nicht bei einigen, die viel-
leicht zu früh an die Öffentlichkeit getreten
sind. Im ganzen wars eine anregende Vor-
führung.
Wien. Dorotheum. 27. Ausstellung von
Werken der bildenden Kunst. Neben einigen
Wiener Künstlern und Künstlerinnen haben
diesmal die Kunstkräfte aus den Provinz-
städten vieles zur Schaustellung beigesteuert,
z. B. Viktor Mytteis aus Villach, Anna Tischler
und Alois Tott aus Krems, Fängh de Köszegh
aus Güns und andere aus Görz, Bozen, Prag,
Salzburg und Graz.
— Im Kunstsalon Pisko war im De-
zember des vorigen Jahres eine Ausstellung
von Werken Erwin Pendls zu sehen. Danach
hielt die Gesellschaft: „Acht Künstlerinnen
und ihre Gäste“ die fünfte Ausstellung ab,
die den Beweis arbeitsfroher Tätigkeit in der
genannten Gruppe erbrachte. Es sind Talente
unter den Ausstellern, die man nicht unter-
schätzen darf. Die Leiterinnen der Gesellschaft
sind Eugenie Breithut-Munk, Marie Eg-
ner, Marianne v. Eschenburg, Susanne
Granitsch, Maria Müller, Theresa Feo-
dorowna Ries, Berta v. Tarnöczy, Olga
Wising er-Florian. Unter den Gästen befin-
den sich diesmal u. a. R. Mayreder, O. von
Boznänska, H. Lindner, Car. Ruhm, Ma-
rianne Stockes, Marie Werra, die Stilistin
Marie Chalupek, Berta Czegka und nicht
wenige andere.
— Im Laufe des Februar soll die Wiener
Sammlung Homme bei Pisko versteigert
werden.
— Im Kunstsalon Miethke ein rascher
Wechsel von Ausstellungen. Eine interessante
Daumier-Ausstellung wurde bald durch
anderes abgelöst. Lehrreich und jedenfalls
fesselnd für den Freund der Malerei war die
Trübner-Ausstellung. Für wißbegierige,
die sich erst in Trübners Kunst einleben
wollten, war das neue Werk von Georg
Fuchs: „Wilhelm Trübner und sein
Werk“ (München, Georg Müller, 1908) aufge-
legt, das viele (124) Abbildungen enthält und
eine übersichtliche Darstellung von Trübners
Leben und künstlerischem Wirken bietet. Die
Ausstellung enthielt Trübnersche Arbeiten aus
der Zeit von 1871 bis in die jüngsten Jahre.
In jüngster Zeit wieder neue Ausstellungen,
über die noch zu berichten sein wird.
Wö’e/7. Am 3. Februar und den darauf-
folgenden Tagen wird durch die Firma J. C.
Wawra die Grazer Sammlung Schüler ver-
steigert. Illustrierter Katalog mit Vorwort von
Aug. Schäffer.
— Bei Gilhofer & Ranschburg in
Wien wird anfangs März die weitbekannte
Holzschnittsammlung des Herrn Prof. W. L.
Schreiber, enthaltend Holzschnitte des 15. und
16. Jahrhunderts, nebst einem Anhänge „In-
kunabeln des Kupferstiches“ zur Verstei-
gerung kommen, Ein üppig ausgestatteter Ka-
talog, den die Firmen Joseph Baer & Co. in
Frankfurt a. M. und Gilhofer & Ranschburg
in Wien ausgegeben haben, unterrichtet über
den Umfang und die Bedeutung der Sammlung.
AUS DER LITERATUR.
D. Victor Golubew: Die Skizzenbücher
Jacopo Bellinis, mit Einleitung und beglei-
tendem Text, herausgegeben von ... II. Teil:
„Das Pariser Skizzen buch.“ (Brüssel, G.
v. Oest & Co. 1908. Fol.)
Jacopo Bellinis Skizzenbuch in London
ist vor kurzem durch Corrado Ricci veröffent-
licht worden als erster Teil der angeführten
Veröffentlichung. Golubew läßt nun die Publi-
kation des Pariser Skizzenbuches folgen. Das
Erscheinen des prächtigen, lehrreichen Bandes
ist von den Blättern schon im Dezember gemeldet
worden. Nun aber mögen einige Abbildungen,
es sind Ausschnitte aus den großen Licht-
drucken bei Golubew, die Besprechung des
Werkes beleben. Zwei davon werden in der
Größe der Vorbilder wiedergegeben und zwar
der Kopf eines David und das Brustbild eines
Christophorus, der das Christuskind auf den
Schultern stehen hat. Eine ganze Figur, der
schreitende Bauer, ist verkleinert worden.
Die Typen der Gesichter, die abgebildet
sind, kehren bei Jacopo Bellini oftmals wieder.
Der kleine Jesusknabe auf dem Christophorus
geht wohl auf dasselbe Modell zurück, wie
das Christkind auf der signierten Madonna
in der Accademia zu Venedig und auf der
Madonna in der Uffiziengalerie. Der Davidkopf
weist eher individuelle Züge auf, wie schon
Golubew hervorhebt. Die Crucifixusgestalten
(auf die bei Gelegenheit noch einzugehen ist)
BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.
23
veranstaltet. Durch mehr oder weniger be-
deutende Arbeiten waren vertreten: der Stilist
von sauberer Mache J. Bilibin, der Stilist
in Fläche und Farbe Jakuloff, gelegentlich
durch die ostasiatische Malerei beeinflußt,
ferner der Hochstilist Röhr ich, der sich auch
an byzantinische Mosaiken erinnert hat. Auf
assyrische und altpersische Vorbilder weisen
hin mehrere Arbeiten von L. Bakst und von
Theophilaktoff, die beide übrigens auch den
Stil der Almanache um 1800 recht wohl ken-
nen. Wasnjezoff weiß auch um realistische
Stimmung. Ein roher Realismus waltet in
B. Kustodijeffs Bildnissen. Zu den be-
deutendsten in der Ausstellung gehört jeden-
falls Sarubin. Unklares künstlerisches
Taumeln fehlt nicht bei einigen, die viel-
leicht zu früh an die Öffentlichkeit getreten
sind. Im ganzen wars eine anregende Vor-
führung.
Wien. Dorotheum. 27. Ausstellung von
Werken der bildenden Kunst. Neben einigen
Wiener Künstlern und Künstlerinnen haben
diesmal die Kunstkräfte aus den Provinz-
städten vieles zur Schaustellung beigesteuert,
z. B. Viktor Mytteis aus Villach, Anna Tischler
und Alois Tott aus Krems, Fängh de Köszegh
aus Güns und andere aus Görz, Bozen, Prag,
Salzburg und Graz.
— Im Kunstsalon Pisko war im De-
zember des vorigen Jahres eine Ausstellung
von Werken Erwin Pendls zu sehen. Danach
hielt die Gesellschaft: „Acht Künstlerinnen
und ihre Gäste“ die fünfte Ausstellung ab,
die den Beweis arbeitsfroher Tätigkeit in der
genannten Gruppe erbrachte. Es sind Talente
unter den Ausstellern, die man nicht unter-
schätzen darf. Die Leiterinnen der Gesellschaft
sind Eugenie Breithut-Munk, Marie Eg-
ner, Marianne v. Eschenburg, Susanne
Granitsch, Maria Müller, Theresa Feo-
dorowna Ries, Berta v. Tarnöczy, Olga
Wising er-Florian. Unter den Gästen befin-
den sich diesmal u. a. R. Mayreder, O. von
Boznänska, H. Lindner, Car. Ruhm, Ma-
rianne Stockes, Marie Werra, die Stilistin
Marie Chalupek, Berta Czegka und nicht
wenige andere.
— Im Laufe des Februar soll die Wiener
Sammlung Homme bei Pisko versteigert
werden.
— Im Kunstsalon Miethke ein rascher
Wechsel von Ausstellungen. Eine interessante
Daumier-Ausstellung wurde bald durch
anderes abgelöst. Lehrreich und jedenfalls
fesselnd für den Freund der Malerei war die
Trübner-Ausstellung. Für wißbegierige,
die sich erst in Trübners Kunst einleben
wollten, war das neue Werk von Georg
Fuchs: „Wilhelm Trübner und sein
Werk“ (München, Georg Müller, 1908) aufge-
legt, das viele (124) Abbildungen enthält und
eine übersichtliche Darstellung von Trübners
Leben und künstlerischem Wirken bietet. Die
Ausstellung enthielt Trübnersche Arbeiten aus
der Zeit von 1871 bis in die jüngsten Jahre.
In jüngster Zeit wieder neue Ausstellungen,
über die noch zu berichten sein wird.
Wö’e/7. Am 3. Februar und den darauf-
folgenden Tagen wird durch die Firma J. C.
Wawra die Grazer Sammlung Schüler ver-
steigert. Illustrierter Katalog mit Vorwort von
Aug. Schäffer.
— Bei Gilhofer & Ranschburg in
Wien wird anfangs März die weitbekannte
Holzschnittsammlung des Herrn Prof. W. L.
Schreiber, enthaltend Holzschnitte des 15. und
16. Jahrhunderts, nebst einem Anhänge „In-
kunabeln des Kupferstiches“ zur Verstei-
gerung kommen, Ein üppig ausgestatteter Ka-
talog, den die Firmen Joseph Baer & Co. in
Frankfurt a. M. und Gilhofer & Ranschburg
in Wien ausgegeben haben, unterrichtet über
den Umfang und die Bedeutung der Sammlung.
AUS DER LITERATUR.
D. Victor Golubew: Die Skizzenbücher
Jacopo Bellinis, mit Einleitung und beglei-
tendem Text, herausgegeben von ... II. Teil:
„Das Pariser Skizzen buch.“ (Brüssel, G.
v. Oest & Co. 1908. Fol.)
Jacopo Bellinis Skizzenbuch in London
ist vor kurzem durch Corrado Ricci veröffent-
licht worden als erster Teil der angeführten
Veröffentlichung. Golubew läßt nun die Publi-
kation des Pariser Skizzenbuches folgen. Das
Erscheinen des prächtigen, lehrreichen Bandes
ist von den Blättern schon im Dezember gemeldet
worden. Nun aber mögen einige Abbildungen,
es sind Ausschnitte aus den großen Licht-
drucken bei Golubew, die Besprechung des
Werkes beleben. Zwei davon werden in der
Größe der Vorbilder wiedergegeben und zwar
der Kopf eines David und das Brustbild eines
Christophorus, der das Christuskind auf den
Schultern stehen hat. Eine ganze Figur, der
schreitende Bauer, ist verkleinert worden.
Die Typen der Gesichter, die abgebildet
sind, kehren bei Jacopo Bellini oftmals wieder.
Der kleine Jesusknabe auf dem Christophorus
geht wohl auf dasselbe Modell zurück, wie
das Christkind auf der signierten Madonna
in der Accademia zu Venedig und auf der
Madonna in der Uffiziengalerie. Der Davidkopf
weist eher individuelle Züge auf, wie schon
Golubew hervorhebt. Die Crucifixusgestalten
(auf die bei Gelegenheit noch einzugehen ist)