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Frimmel, Theodor von [Hrsg.]
Blätter für Gemäldekunde — 5.1909/​1910

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Heft 4 und 5
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Frimmel, Theodor von: Erinnerungen an die Linzer Jubiläumsausstellung von 1908
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88

BLÄTTER FÜR GEMÄLDEKUNDE.

Nr. 4 und 5

gehalten, für Boltraffio zu zart durch'
gebildet, für Oggionno nicht kalt genug,
für andere auch wieder nicht überzeugend.
Im ganzen dringt Lionardesker Cha-
rakter durch. Ich möchte es aber nicht
ausschließen, daß ein Bild vorliegt, das
um mehrere Generationen später ent-
standen wäre, als die angedeuteten
Meister tätig waren. Als eine gute Kopie
nach einem Lionardesken wird es viel-
leicht am besten zu bezeichnen sein.
Aus späteren Zeiten, aus dem XVIII.
und XIX. Jahrhundert, gab es ganze
Reihen von Ölbildern und Aquarellen
durchzusehen. F. W. Tamm: Hase bei
Blattpflanzen im Kraut (aus Jeglingers
Besitz) sei hervorgehoben und der Name
Altomonte werde erwähnt. Der Krem-
ser Schmidt war durch ein Bild aus
Kremsmünster vertreten. Eine Kopie nach
Rigaudaus einem gräflich Harrachschen
Schlosse haftet mir nicht mehr fest genug
im Gedächtnis, um sie mit anderem ver-
gleichen zu können. Interessant ist ein
Brustbild der Kaiserin Maria Theresia
gewesen, ein Pastell, das wohl verrieben
ist, aber noch Reste von künstlerischer Be-
deutung erkennen läßt. An den Genfer
Liotard wurde ich dabei lebhaft er-
innert. Freilich steht neben Liotard
auch sein Nachahmer Schunko und
man hält sich vorsichtig.*) Nach meiner
Aufschreibung wäre dieses Pastell Eigen-
tum des Grafen Weissenwolf. Der öster-
reichische Vormärz war nicht übel ver-
treten, z. B. durch Miniaturen und ähn-
liche Werke von Joh. Ender, Kriehuber,
L. Fischer, Hänisch, Prinzhofer, Fendi
und weitere österreichische Künstler.
Unter allem ragte ein bisher unveröffent-
lichtes Aquarell hervor vom erfindungs-
reichen Mor. von Schwind aus dem
fahre 1847. Es gehört zu den Genoveva-
Kompositionen Schwinds und soll durch
Herrn Direktor Ubell eingehend ge-
würdigt- werden. Eine Abbildung sei
*) Zu Liotard und Schunko vgl. Beilage
der „Blätter für Gemäldekunde“, Heft II.

voraus genommen, da sie in den „Er-
innerungen“ an die Ausstellung nicht
gut fehlen dürfte. Aus den 1830er Jahren
sind noch zwei andere von dem vor-
liegenden Blatt verschiedene Komposi-
tionen zu Genoveva bekannt.*)

AUS DER LITERATUR.
Richard Schoenbeck: DasPferd
und seine Darstellung in der bil-
denden Kunst vom hippologischen
Standpunkte aus.**)
Die „Blätter für Gemäldekunde“
gehen auf Schoenbecks Buch mit Ab-
sicht näher ein. Ist es doch jedenfalls
dazu geeignet, den Gesichtskreis auch
des Gemäldefreundes zu erweitern, ohne
geradewegs der Literatur über Malerei
oder auch der allgemeinen Kunst-
wissenschaft anzugehören. Schoenbecks
Buch bringt so viele dankenswerte
Erörterungen und Abbildungen, daß
sich wohl jeder, der Darstellungen des
Pferdes mit Verständnis zu prüfen
wünscht, daraus Belehrung, Anregung
holen kann. Ebenso wird jeder Künstler,
den Pferdedarstellungen angehen, mit
Nutzen das Buch durchnehmen, welches,
so bemerkt die „Einführung“, dem
Künstler „das schwierige und zeit-
raubende Studium der Pferdewissen-
schaft, soweit dies theoretisch möglich
ist", erleichtern soll. Deshalb empfehle
*) Im Hinblicke auf versteckte Arbeiten
Schwinds darf ich wohl daran erinnern, daß
Zeichnungen zur „Lau“ im ersten Bande
dieser Blätter aus der Sammlung Figdor ver-
öffentlicht worden sind. Vergessene frühe
Werke desselben Künstlers aus der Sammlung
Baron Albin zu Teuffenbach in Görz liegen zur
Veröffentlichung bereit. Kürzlich hat Doktor
Tietze im zweiten Band der Kunsttopographie
von Niederösterreich mehrere versteckte Blätter
von Schwind bekannt gemacht.
**') Leipzig, Friedrich Engelmann 1908.
Kl.-Fol. Mit 45 Tafeln und 321 Abbildungen
im Text.
 
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