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Blätter der Galerie Ferdinand Möller: Karl Schmidt-Rottluff — Berlin: Galerie Ferdinand Möller, Heft 1.1928

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Wolfradt, Willi: Aus dem Kunstleben
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https://doi.org/10.11588/diglit.49699#0016
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AUS DEM KUNSTLEBEN
Nicht -ohne sich auf den Goethespruch „Bilde Künstler,
rede nicht“ zu berufen, bricht der sechzigjährige Max Slevogt
in einer Vorbemerkung zum. Katalog seiner großen Jubiläumsaus-
stellung in der Akademie nun in was aus ? In Worte dankbarer
Ergriffenheit angesichts dieser Überfülle der Ehrungen ? In
Glücklichpreisungen seines von Erfolg begleiteten, von Ver-
ständnis getragenen schöpferischen Daseins ? Keineswegs, •— in
bittere Klagen vielmehr über das dem Impressionismus nie recht
grüne Publikum, das sich nur zu leicht von den neuen Schlag-
worten habe einfangen und ihm vollends abspenstig habe machen
lassen. Da staunste vielleicht! Slevogt, den diese überstürzte
Folgsamkeit des Publikums gegenüber einer künstlerischen
Generation, „die sich von inneren Gesichten und erdachten
Konstruktionen erfüllt glaubt“, mächtig wurmt, wirft deren
kräftigsten Persönlichkeiten gerade, nicht etwa nur den Mit-
läufern, vor, die Leute bewußt mit gepfefferten Schlagworten
geködert zu haben. Es ist bekannt, mit welcher Gier sich das
Publikum auf die Lockspeise, die ihm die Expressionisten und
Abstrakten hinwarfen, gestürzt hat und noch stürzt. Die Gesell-
schaft von heute, „ekstatisch“ wie die Gegenwart, in der sie lebt,
rückt hastig ab von einer Malerei der optischen Kultur und
wirft sich den lärmenden Theorien und Phantastereien in die
Arme. So sieht der vor allen gefeierte Impressionist, dessen
Ruhm gerade vier bedeutende Ausstellungen seiner Werke
triumphal verkünden, vier allein in Berlin, die Situation.
Aber „während nur noch eine kleine Malerpartei verbissen
nichts anderes als Augentiere sein will“, überrascht Slevogt
mitten in seinem seltsam vorwurfsvollen Bekenntnis zum Im-
pressionismus durch die treffliche Einsicht, daß das Auge gar
nicht nur sehe, sondern immer zugleich auch träume und musi-
ziere. Corot habe nach seinem eigenen Ausspruch die Nymphen
gesehen, die in seiner Natur vorkommen. Sollte nicht, was
Corot recht ist, auch den nachimpressionistischen Visionären
und jenen Künstlern, die der geheimen Mathematik allen Gegen-

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