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Blätter der Galerie Ferdinand Möller: Das Geistige in der Kunst — Berlin: Galerie Ferdinand Möller, Heft 5.1929

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Aus dem Kunstleben
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Woher "Blaue Vier"?
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https://doi.org/10.11588/diglit.48832#0018
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Hugo Kubsch in der Deutschen Tageszeitung:
Einen weiten Weg hatte Paula Modersohn zu gehen, ehe sie zu
sich selber kam; er führte über den Worpsweder Stil, der nicht
immer so einfach war, wie er schien. Doch Paula Modersohn fand
hindurch, stieß vor zu eigenem Ich. Und wenn wir heute wieder
eine Reihe Werke vor uns sehen, wie hier bei Möller, so begreifen
wir, daß es dieser Frau so bitter ernst war um die Kunst, wie um
ihr Leben, an dem sie schwer zu tragen hatte. Möller hat eine kleine
aber wesentliche Ausstellung zusammengebracht; darunter ein paar
Bilder, die wenig bekannt sind. Viel Landschaftliches, norddeut-
sches Land, Birken, Wiesen, Kinder im Grünen, Porträts, Mutter
und Kind, zwei Fassungen der Armenhäuslerin und ein paar ganz
schlichte Stilleben; dazu Zeichnungen: Kinderköpfe, Akte. Eine
ernste, lastende Melodie klingt uns hier entgegen und selbst der,
dem sie nicht genehm ist, muß fühlen: wer diese Bilder schuf,
rang schwer um Erkenntnis und es gehörte zu seinem Wesen, daß
er das Leben, trotz aller Hingabe an die Welt, nicht rosig, nicht
heiter sah.

WOHER »BLAUE VIER« ?
Für Ausstellungen, die in den Großstädten der Vereinigten
Staaten von Feininger, Jawlensky, Kandinsky und Klee veran-
staltet werden sollten, suchte man nach einem Wort, das die ja
nicht nur äußerliche, sondern wesentliche Zusammengehörigkeit
dieser Künstler betonen und ihren gemeinschaftlichen Ausstel-
lungen als einprägsames Kennzeichen dienen sollte. Nach vielem
Nachdenken schien es am richtigsten zu sein, die vier Maler knapp
und sachlich eben als »die Vier« zu bezeichnen. Aber was für
Vier? Da es Maler waren, lag der Gedanke am nächsten, eine
Farbe zur genauen Bestimmung zu wählen. So kam es zur »Blauen
Vier«, wobei auch die Erinnerung an den »Blauen Reiter« mit im
Spiele war, an jenes Künstlerkollektiv, das seinerzeit an der Spitze
mit Franz Marc und W. Kandinsky das Geistige in der Kunst zum
entscheidenden Grundsatz neuer Bildgestaltung erhob.

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