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Bulletin du Musée National de Varsovie — 28.1987

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Nr. 1-2
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Kozak, Anna; Bräuer, Albrecht [Ill.]; Muzeum Narodowe w Warszawie [Mitarb.]: Gemälde und Zeichnungen Albrecht Bräuers im Nationalmuseum Warschau und Nationalmuseum Wrocław
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https://doi.org/10.11588/diglit.18903#0020
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Anna Kozak

GEMlLDE UND ZEICHNUNGEN ALBRECHT BRAUERS
IM NATIONALMUSEUM WARSCHAU UND NATIONALMUSEUM

WROCŁAW

Das Schaffen Albrecht Brauers, eines Breslauer Malers, der in den Jahren 1830—1897 lebte,
gehort zu den heute bereits vergessenen Episoden in der Geschichte der deutschen Malerei der 2.
Halfte des 19. Jh. Der Kiinstler, dessen Ziige der Titelheld des Dramas Michael Kramer von
Gerhart Hauptmann tragt, war — so Konrad Miiller-Kaboth1, einer der Kunstkritiker jenes
Zeitraums — schon im Jahre 1900, ais dieses Werk entstand, fast unbekannt in den Kreisen,
in denen er die meiste Zeit seines Lebens verbracht hatte. Die von Hauptmann kreierte Legendę
trug zu keinem grofieren Interesse am Schaffen des Malers bei.

Im Grunde genommen erinnerte sie nur an ein tragisches Ereignis aus dem Familienleben
Brauers, dessen Sohn Johannes (Arnold Kramer im Drama), mit seiner Umwelt entzweit und
von seinen Nachsten unverstanden, Selbstmord veriibt hatte. Das Geschehen wurde — wie es
in der Literatur jenes Zeitraums so liblich war — in der Manier einer modernistischen Auf-
lehnung des Kiinstlers gegen die Philisterwelt dargestellt. Angesichts jener Tragodie trat die
Titelgestalt des Professors an der Kunstschule einer Provinzhauptstadt gleichsam in den Hinter-
grund. Diesen „Diirerischen Melancholiker", wie ihn E. Scheyer bezeichnet2, stattete Hauptmann
mit gewissen Wesensziigen Max Klingers aus und stellte ihn vor allem ais Mensch, Kiinstler
und Philosoph, nicht aber ais Autor von Gemalden und Zeichnungen dar, die dem Verfasser
des Michael Kramer aus seiner Studienzeit an der Breslauer Kunstschule bekannt gewesen
sein muBten.

Der Schriftsteller selbst war jedoch, wie Scheyer erwałmt3, kein. Schiller Brauers, und bei
seiner Charakteristik des Kiinstlers im Drama stiitzte er sich auf Berichte von dessen Schiilern —
H. E. Schmidt (Lachmann im Drama) und Fleischer.

Das Ziel des vorliegenden Beitrags ist jedoch weder eine Auseinandersetzung mit der Haupt-
mannschen Legendę Brauers noch ein Versuch, sein Leben und Werk in neuem Lichte zu zei-
gcn; beim heutigen Forschungsstand ware ein solches Vorhaben unausfiihrbar. Ich mochte nur,
anhand seiner in den polnischen offentlichen Sammlungen — dem Nationalmuseum Warschau

Fur ihre Hilfe bei der Vorbereitung dieses Beitrags móclite ich meinen Kollcgcn vom Nationalmuseum "Wrocław danken: Frau
Mg. Ewa Halawa und Herrn Mg. Artur Hryniewicz vom Kupferstichkabinett sowie Hcrrn Dr. Piotr Łukaszewicz von der
Abteilung Malerei.

1. K. Miiller-Kaboth, ,,Ein Breslauer Kiinstler", Schlesische Zeitung V. 13.8.1907.

2. E. Scheyer, Die Kunstakademie Breslau und Oskar Moll, Wiirzburg 1961, S. 25; auf die Verbindung mit Klinger weist auch
die Totenmaske Beethovens im Atelier des Malers hin.

3. ebenda, S. 24.

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