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Bulletin du Musée National de Varsovie — 32.1991

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Ziemba, Antoni: Joseph - Jakobs Sohn: eine Ausstellung in Warschau und Liegnitz
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https://doi.org/10.11588/diglit.18940#0018
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1. Girolamo Forabosco, Joseph und die Frau Potiphars, Warschau, Muzeum Narodowe

in die historische Entwicklung der Ikonographie dieser Bibelgeschichte in der curopaischen
Kunst und brachte auch mit keine Antwort auf die grundlegende Frage naeh dem Unterschied
dieser Ikonographie im Norden (insbesondcrc in den Niedcrlanden des 17.—18. Jahrhunderts)
und in Italien. Nichtsdestoweniger konnte ein aktiver Betrachter, der die Ausstelhmg nicht
automatisch und nicht oberflachlich, sondern aufmerksamen Blickes zuschauend, im Katalog
nachsehend, besichtigte, ein umfassendes Wissen iiber die historischen Probleme gewinnen.
Einen Einblick in diese Problematik bot der sehr korrekt bearbeitete Aufsatz von Katarzyna
Murawska im Ausstellungskatalog: Die Einfiihrung in die Ikonographie der Geschichte von
Jakob und Joseph — gegriindet auf eingehendem Studium der historischen und ikonographischen
Materialien sowie auf der ausfuhrlieh zusammengestellten Fachliteratur.

Man konnte sich fragen: Warum wurde gerade dieser Themenkreis, diese Geschichte aus der
Bibel ausgewiihlt? Die Antwort ist ganz einfach. Die Geschichte von Jakob und Joseph, die
eine Halfte des Genesis-Buches einnimmt (Kap. 25—50), erlangte in der literarischen und ikono-
graphischen Tradition der curopaischen Kultur eine enorme Rezeption; ihr Nachwirken lieB das
der ansonsten so popularen Bibelgeschichten weit hinter sich — wie dereń von Moses, David und
Saul, Salomon, Esther, Judith, Tobias bzw. Daniel. Schon dieses gróBte „statistische" Populari-
tats-AusmaB rechtfertigt durch und an sich ausreichend die Themenwahl der Ausstelhmg, die
ja danach strcbte, eines der wesentlichsten Gewebe im Organismus der europaischen Zivilisation
darzustellen. Dabei war die Rezeption dieses biblischen Stoffcs auch zeitlich sehr ausgedehnt —
er wurde vom Mittelalter an bis auf die neuestc Zcit, bis zu Thomas Mann und Marc Chagall,
reflektiert und rezipiert.

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