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Bulletin du Musée National de Varsovie — 36.1995

DOI issue:
Nr. 1-2
DOI article:
Żelazowski, Jerzy: Sasanidisches Siegel, Fundstück Alexander von Humboldts
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https://doi.org/10.11588/diglit.18944#0005
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gesandt - viele europaische Forschungsinstitute bereicherten. Die Forscher interessier-
ten sich auch fur die Geschichte und die Ethnographie der besuchten Gebiete und mie-
den den Umgang mit der einheimischen Bevolkerung nicht. Unterwegs wurden sie von
Delegationen verschiedener Vólker begruBt - Armeniern, Usbeken, Kalmuken, Tataren,
Turkmenen u.a.7

Bereits wahrend der Expedition beschloB A. von Humboldt, das Kaspische Meer zu
erforschen, so daB man deswegen nach Astrachan kam. In dieser Stadt kreuzten sich
verschiedene Handelswege, trafen Karawanen aus Zentralasien, Indien, Persien und
dem Kaukasus zusammen, gab es Kolonien von persischen, indischen, armenischen
u.a. Kaufleuten. Vielleicht gerade dort gelangte A. von Humboldt in den Besitz des sa-
sanidischen Siegels, die ihm irgendein persischer oder armenischer Kaufmann ge-
schenkt hatte oder das ihm auf dem Basar des Ortes aufgefallen war8.

Ein Denkmal der sasanidischen Kultur im Besitz A. von Humboldts muB nicht in Ver-
wunderung setzen. Dieser hervorragende Naturforscher besaB auch eine humanistische
Ausbildung und humanistische Interessen. Er war ein Schrittmacher auf dem Gebiet der
Geisteswissenschaften. Wahrend seines Aufenthalts in Petersburg im Mai 1829 prasen-
tierte er auf einer Festsitzung der dortigen Akademie der Wissenschaften (11.05), dereń

Ehrenmitglied er ab 1818 war, den Versammelten
ein 1828 von der Berliner Akademie der Wissen-
schaften herausgegebenen Band Corpus Inscrip-
tionum Graecarum und auch einen Brief des Au-
tors dieser Publikation, August Bóckh, mit der
- von der Petersburger Akademie ubrigens wohl-
wollend aufgenommenen - Bitte urn Informatio-
nen Liber neue Inskriptionen aus dem SudruBland
und der Tiirkei9.

Es ist schwer festzustellen, ob das sasanidi-
sche Siegel im Besitz A. von Humboldts eher ein
wissenschaftliches „Reiseandenken” war oder mit
einem wissenschaftlichen Vorhaben oder einem
konkreten Forscher in Zusammenhang stand.
Man darf jedoch annehmen, daB A. von Humboldt
nach der Ruckkehr aus der asiatischen Expedition
das Siegel einem Fachmann in Berlin oder auch in
Paris zuganglich machte. Vielleicht war das J.H.

3. Sasanidisches Siegel mit der Darstellung
eines Skorpions, Eremitage, St. Petersburg
(Photo nach A.J. Borisov, V.G. Lukonin, Sa-
sanidskie gemmy..., op. cit., Nr. 686)

7. Vgl. A. de Humboldt, Fragments de geologie et de climatologie asiatiques, Bd. 1 u. 2, Paris 1831; H. Kletke, Ale-
xander von Humboldfs Reisen im europaischen und asiatischen RuBland, Bd. 1, Berlin 1855, Bd. 2, Berlin 1856;
G. Harig, Alexander von Humboldt. Eine Auswahl, Leipzig - Jena 1959, S. 247-260; V.A. Esakov, A. Gumboldt
v Rossii, Moskva 1960; H. Beck, Alexander von Humboldts Reise durchs Baltikum nach RuBland und Sibirien
1829, Stuttgart 1983; I. P. Gerasimov, „Die Bedeutung der Reise A. v. Humboldts nach RuBland aus heutiger
Sicht”, in: H. Heikenroth, I. Deters, Alexander-von-Humboldt-Ehrung in der DDR. Festakt und Wissenschaftliche
Konferenz, Berlin 1986, S. 38-43.

8. Vgl. Kellner, op. cit., S. 137; Scurla, op. cit., S. 294.

9. Vgl. Esakov, op. cit., S. 59. Auf der auBerordentlichen Sitzung der Petersburger Akademie (28.11. 1929) sagte A.
v. Humboldt: „Les peuples occidentaux ont porte dans les differentes parties du monde ces formes de civilisation,
ce developpement de 1’entendement humain dont 1’origine remonte a l’epoque de la grandeur intellectuelle des
Grecs et a la douce influence du Christianisme. Divises de langages et des moeurs, dlnstitutions poli-
tiques et religieuses, les peuples eclaires ne forment de nos jours (et ę’est un des plus beaux resultats de la civi-
lisation moderne) qu’une seule familie, des qu’il s’agit du grand interet des Sciences, des lettres et des arts, de
tout ce qui, naissant d’une source interieure, du fond de la pensee et du sentiment, eleve 1’homme au dessus des
besoins vulgaires de la societe”. - Seance extraordinaire tenue par 1’Acadśmie Imperiale des Sciences de St.-
Petersbourg en 1’honneur de M. le baron Alexandre de Humboldt du 16 novembre 1829, St.-Petersbourg 1829, S.
37.

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