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Bulletin du Musée National de Varsovie: [inkl. Index 1975-1997] — 38.1997

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Urbaniak-Walczak, Katarzyna: Eine kleine Gruppe von Koptischen Textilien in der Sammlung des Nationalmuseums in Warschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.18946#0018
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jedoch ohne Eckedaillons, aufweisen. Zwischen der Randzone und dem
Mittelfeld ist ein Bordürenrest zu sehen, dessen Muster demjenigen im Gegen-
stück (Fragment a) ähnelt. Das rechteckige Mittelfeld besteht aus zwei zusam-
mengenähten Texilstücken. Das quadratische Bildfeld füllt eine dem Fragment
a sehr ähnliche Reiterdarstellung, wobei sich aber das Pferd spiegelbildlich
nach links wendet. Dabei ist zu bemerken, daß die Reiterfigur rund um den
Kopf einen migoblauen Faden aufweist, der vielleicht auf einen Nimbus deuten
kann. In diesem Fragment folgt auf den Reiter eine stehende Figur, die in ein
kurzes gelbes Gewand gekleidet ist, ihre Finke ist erhoben. Es ist deutlich zu
erkennen, daß das Fragment mit der Figur an einer lückenhaften Stelle schlecht
angepaßt bzw. aufgeklebt worden ist. Bestimmt gehörte es der ursprünglichen
Komposition nicht an, worauf unterschiedliche Größe des Stückes sowie ein
nicht ganz erhaltenes und erkennbares Pflanzenmotiv hindeuten.

Die Ikonographie des Reiters der beiden Stücke folgt den üblichen Schemata
der Triumphdarstellungen römisch-byzantinischer Herrscherbilder, die bei den
Kopten zu den verbreitetsten Themen auf Textilverzierungen gehörten10.
In der Tradition dieses Bildtypus steht u. a. die Frontalität und der Nimbus
des Reiters, wobei der Nimbus in den Warschauer Stücken nicht eindeutig
erkennbar ist. Auch der Kreuzstab, den der Reiter in der Hand hält, gehört
zur Triumphikonographie. Seine Form läßt mehrere Deutungen zu: so kann
z. B. die Spitze des Kreuzstabes als eine Doppelaxt interpretiert werden, wie
sie auf einem Stück aus dem 6. Jh. aus dem Österreichischen Museum für
Angewandte Kunst in Wien11 zu sehen ist. Es ist aber vielleicht eher möglich
den Kreuzstab mit dem Szepter eines Herrschers auf einem Medaillon in
Tondon aus dem 7. Jh.12, oder einem Stab mit kreuzförmigen Abschluß auf
einem Zierstreifen (clauus) aus Berlin1' aus dem 6./7. Jh. zu vergleichen. Wegen
der nicht ganz geglückten Form des Kreuzes (Tabarum?) wäre es auch denkbar,
mit ihm die Bildidee des imperator triumphans bzw. des reditus imperatoris14
zu verbinden.

10 Zum Reitermotiv auf den koptischen Stoffen vgl. A. Stauffer, Spätantike und koptische
Wirkereien. Untersuchungen zur ikonographische?? Tradition in spätantiken und frühnittelalter-
lichen Textilwerkstätten, Bern 1992, S. 160-167, msb. 163ff; W Seibt, „Der Heilige Mamas
auf einem koptischen Stoff des Kunsthistorischen Museums?”, fahrbuch der Kunsthistorischen
Sammlungen in Wien, 87, 1991, NF Bd. LI, S. 43M9; S. Lewis, „The Iconography of the Coptic
Horseman in Byzantine Egypt”, Journal of the American Research Center in Egypt, 10, 1973,
S. 27ff.

11 Inv.-Nr. T. 650, aus Achmim, A. Riegl, Die ägyptischen Textilfunde im K. K. Österreichischen
Museum, Vienna 1889, S. 61; S. Lewis, Coptic Horseman ..., op. cit., Fig. 3.

12 Inv.-Nr. T. 794-1919, London, Victoria and Albert Museum, J. Beckwith, „Koptische
Textilien”, CIBA-Rimdschau, 145, 1959, Frontispiz. Ein Gegenstück in Zürich, s. bei I. Peter,
Textilien aus Ägypten im Museum Rietberg Zürich, Zürich 1976, Nr. 99, Abb. 89.

13 Inv.-Nr. 4610a, b, Berlin, Museum für Spätantike und Byzantinische Kunst der Staatlichen
Museen zu Berlin, Katalog Ägypten.. Schätze aus dem Wüstensand. Kunst und Kultur der Christen
am Nil, Wiesbaden 1996, Nr. 329.

14 H. Hunger, „Reditus Imperatoris”, in: G. Prinzmg, D. Simon, hrsg., Fest und Alltag in
Byzanz, München 1990, S. 17-35, Anm. 179-184.

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