Herrscher usw.) besiegen zu kónnen,2/ meist mit einem Speer bzw. einer Lanze,
mit denen Personifikationen des Bosen durchbohrt werden.28 Man kann die
Behauptung wagen, dab aus diesem apokalyptisch-eschatologischen Denken,
besonders dem der gnostischen Kreise, auch die sog. fruhchristliche Kunst
resultierte,29 die dann in groben apokalyptischen Zyklen30 die abendlandische
Ikonographie bis hin zu den allgemein bekannten „vier apokalyptischen
Reitern”31 bedingte.
Die Genese dieser Visualisierung ist vielschichtig und vielseitig, weil sie Raum
und Zeit iibergreifend die gewohnten kulturellen Rahmen sprengt, immer auf
den die materielle Welt pragenden und entscheidenden Dualismus basierend.
Zwar steht im Zentrum dieser Betrachtung das Niltal; aber auch dorthin sind
unterschiedlichste Einflusse gelangt, besonders aus dem Vorderen Orient,
worauf zahlreiche Autoren hingewiesen haben und noch immer hinweisen.32
27Ein hervorragender Beispiel, das in unserem Kontext von Bedeutung ist, liefert das Kap. 12 der
Apokalypse iiber die Himmelsfrau und den Erzengel Michael, der den Drachen/Satan besiegt (H.
Omerzu, „Die Himmelsfrau in Apk 12”, in: Apokalyptik..., op. cit., S. 167-194).
28 Steffen, Drachenkampf..., op. cit. Dabei ist bedeutsam auf die Waffe hinzuweisen, weil die Lanze
bzw. Speer (die Unterscheidung zwischen Stoi?- und Wurfwaffe ist im Laufe der Zeit verloren
gegangen) sich in der Geschichte zum wichtigen, der Krone gleichgesetzten Attribut der Herrschaft
(P.E. Schramm, Herrschaftszeichen und Staatssymbolik, /Schriften der Monumenta Germaniae
Historica XIII/, 3 Bde, Stuttgart 1953-1956, S. 503; s. auch die Ausfiihrungen zum „Heiligen
Lanze”, ebenda, S. 492-537) entwickelt hat und auch fur das polnische Kónigtum von
entscheidender Bedeutung ist. M.E. reicht es nicht, sich nur der europaisch-germanischen Tradition
zuzuwenden, um die Vieldeutigkeit der Lanze zu erklaren. Man mul? auch an das orientalische
(agyptische und vorderasiatische) Motiv des „Drachentoters”, an den Kampf mit dem Bosen
ankniipfen um zu verstehen, dal? ein Sieg iiber das Bose zur Grundlage eines sakralen Konigtums
werden konnte. s. auch unten S. 202ff. und die Anm. 192ff.
29 EO. Scholz, „Gnostische Elemente in nubischen Wandmalereien: das Christusbild”, NUBICA, I/II,
1987/88 [1990], S. 565-584; inzwischen auch Ch. Markschies, „Gnostische und andere
Bilderbticher in der Antike”, Zeitschrift fur Antikes Christentum, 9, 2005, S. 100-121, bes. 106ff.;
s. auch P.O. Scholz, „Ikonizitat des christlichen Orient. Bemerkungen am Rande eines Buches von
Mahmoud Zibawi”, NUBICA et ATHIOPICA, IV/Y 1994/1995 [1999], S. 301-336, bes. 329f.
30Besondere Beachtung verdienen die narrativen Zyklen in den Beatus-Apokalypsen (J. Williams,
The illustrated Beatus. vol. I: Introduction, London 1994); s. auch das Bildmaterial in ders., Beatus-
Apokalypse der Pierpont Morgan Library, Stuttgart-Ziirich 1991; H. Stierlin, Die Yisionen der
Apokalypse. Mozarabische Kunst in Spanien, Ziirich 1978, S. 55-240; z.T. auch bei van der Meer,
Apokalypse..., op. cit., S. 108-117.
31Hierzu besteht seit altersher eine kontinuierliche Ikonographie (R. Chadraba in: LChI I, 1968,
Sp. 124-142; G. Schiller, Ikonographie der christlichen Kunst, Bd. 5: Apokalypse, Giitersloh
1991), die bis zu den heutigen „Zelluloid-Visionen” reicht (I. Christie, „Celluloid Apocalypse”,
in: The Apocalypse and the shape ofthings to come, hrsg. v. F. Carey, Toronto 1999, S. 320-340),
und mit den GroI?en der Kunst in Verbindung steht (van der Meer, Apokalypse..., op. cit.).
32 In den meisten Darstellungen der koptischen Ikonizitat wird auf die unterschiedlichen Einflusse
hingewiesen (K. Wessel, Koptische Kunst, Recklinghausen 1963; P. du Bourguet, Koptische Kunst,
Baden-Baden 1967; H. Zaloscer, Die Kunst im christlichen Agypten, Wien 1974; A. Effenberger,
Koptische Kunst, Leipzig 1975), m.E. gehóren sie zu den typischen fur Hellenismus synkretistischen
Stromungen (dazu EO. Scholz, „Das Hellenische oder das Hellenistische ais Grundlage des arabischen
kulturellen Eklektizismus”, Graeco-arabica, 6, 1995, S. 37-71, bes. 42ff., dort auch die zit. Lit.), die
auch die Ikonizitat erfal?t haben und kaum erlauben, diesen oder jenen Einflul? bes. hervorzuheben
(zusammenfassend P.O. Scholz, „Koptische Kunst”, in: Kleines Lexikon des christlichen Orients, op.
cit., S. 266-276).
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mit denen Personifikationen des Bosen durchbohrt werden.28 Man kann die
Behauptung wagen, dab aus diesem apokalyptisch-eschatologischen Denken,
besonders dem der gnostischen Kreise, auch die sog. fruhchristliche Kunst
resultierte,29 die dann in groben apokalyptischen Zyklen30 die abendlandische
Ikonographie bis hin zu den allgemein bekannten „vier apokalyptischen
Reitern”31 bedingte.
Die Genese dieser Visualisierung ist vielschichtig und vielseitig, weil sie Raum
und Zeit iibergreifend die gewohnten kulturellen Rahmen sprengt, immer auf
den die materielle Welt pragenden und entscheidenden Dualismus basierend.
Zwar steht im Zentrum dieser Betrachtung das Niltal; aber auch dorthin sind
unterschiedlichste Einflusse gelangt, besonders aus dem Vorderen Orient,
worauf zahlreiche Autoren hingewiesen haben und noch immer hinweisen.32
27Ein hervorragender Beispiel, das in unserem Kontext von Bedeutung ist, liefert das Kap. 12 der
Apokalypse iiber die Himmelsfrau und den Erzengel Michael, der den Drachen/Satan besiegt (H.
Omerzu, „Die Himmelsfrau in Apk 12”, in: Apokalyptik..., op. cit., S. 167-194).
28 Steffen, Drachenkampf..., op. cit. Dabei ist bedeutsam auf die Waffe hinzuweisen, weil die Lanze
bzw. Speer (die Unterscheidung zwischen Stoi?- und Wurfwaffe ist im Laufe der Zeit verloren
gegangen) sich in der Geschichte zum wichtigen, der Krone gleichgesetzten Attribut der Herrschaft
(P.E. Schramm, Herrschaftszeichen und Staatssymbolik, /Schriften der Monumenta Germaniae
Historica XIII/, 3 Bde, Stuttgart 1953-1956, S. 503; s. auch die Ausfiihrungen zum „Heiligen
Lanze”, ebenda, S. 492-537) entwickelt hat und auch fur das polnische Kónigtum von
entscheidender Bedeutung ist. M.E. reicht es nicht, sich nur der europaisch-germanischen Tradition
zuzuwenden, um die Vieldeutigkeit der Lanze zu erklaren. Man mul? auch an das orientalische
(agyptische und vorderasiatische) Motiv des „Drachentoters”, an den Kampf mit dem Bosen
ankniipfen um zu verstehen, dal? ein Sieg iiber das Bose zur Grundlage eines sakralen Konigtums
werden konnte. s. auch unten S. 202ff. und die Anm. 192ff.
29 EO. Scholz, „Gnostische Elemente in nubischen Wandmalereien: das Christusbild”, NUBICA, I/II,
1987/88 [1990], S. 565-584; inzwischen auch Ch. Markschies, „Gnostische und andere
Bilderbticher in der Antike”, Zeitschrift fur Antikes Christentum, 9, 2005, S. 100-121, bes. 106ff.;
s. auch P.O. Scholz, „Ikonizitat des christlichen Orient. Bemerkungen am Rande eines Buches von
Mahmoud Zibawi”, NUBICA et ATHIOPICA, IV/Y 1994/1995 [1999], S. 301-336, bes. 329f.
30Besondere Beachtung verdienen die narrativen Zyklen in den Beatus-Apokalypsen (J. Williams,
The illustrated Beatus. vol. I: Introduction, London 1994); s. auch das Bildmaterial in ders., Beatus-
Apokalypse der Pierpont Morgan Library, Stuttgart-Ziirich 1991; H. Stierlin, Die Yisionen der
Apokalypse. Mozarabische Kunst in Spanien, Ziirich 1978, S. 55-240; z.T. auch bei van der Meer,
Apokalypse..., op. cit., S. 108-117.
31Hierzu besteht seit altersher eine kontinuierliche Ikonographie (R. Chadraba in: LChI I, 1968,
Sp. 124-142; G. Schiller, Ikonographie der christlichen Kunst, Bd. 5: Apokalypse, Giitersloh
1991), die bis zu den heutigen „Zelluloid-Visionen” reicht (I. Christie, „Celluloid Apocalypse”,
in: The Apocalypse and the shape ofthings to come, hrsg. v. F. Carey, Toronto 1999, S. 320-340),
und mit den GroI?en der Kunst in Verbindung steht (van der Meer, Apokalypse..., op. cit.).
32 In den meisten Darstellungen der koptischen Ikonizitat wird auf die unterschiedlichen Einflusse
hingewiesen (K. Wessel, Koptische Kunst, Recklinghausen 1963; P. du Bourguet, Koptische Kunst,
Baden-Baden 1967; H. Zaloscer, Die Kunst im christlichen Agypten, Wien 1974; A. Effenberger,
Koptische Kunst, Leipzig 1975), m.E. gehóren sie zu den typischen fur Hellenismus synkretistischen
Stromungen (dazu EO. Scholz, „Das Hellenische oder das Hellenistische ais Grundlage des arabischen
kulturellen Eklektizismus”, Graeco-arabica, 6, 1995, S. 37-71, bes. 42ff., dort auch die zit. Lit.), die
auch die Ikonizitat erfal?t haben und kaum erlauben, diesen oder jenen Einflul? bes. hervorzuheben
(zusammenfassend P.O. Scholz, „Koptische Kunst”, in: Kleines Lexikon des christlichen Orients, op.
cit., S. 266-276).
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