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Bulletin du Musée National de Varsovie — 42.2001

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Scholz, Piotr O.: Wer war Merkurios, der "Bezwinger des Bösen" in der Wandmalerei aus Faras/pachoras?: Ikonizität des Drachentöters im Niltal$nElektronische Ressource
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https://doi.org/10.11588/diglit.18950#0190

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dagegen iiber Jahrhunderte und sogar bis in die Moderne die sprichwórtlichen
Symbole der Vernichtung und des Schreckens.110

Die weitreichende symbolische Bedeutung des Pferdes, dem Klugheit, Treue,
Mut, Stolz und die Empfindungen von Freude und Trauer zugeschrieben
werden,111 kann in dieser Betrachtung nur auf die Kulturen des (ostlichen)
Mittelmeerraumes und des Niltals beschrankt werden. Man findet in diesem
Raum zwei beachtenswerte Aspekte religióser Bedeutung des Pferdes: den
solaren, der bereits angesprochen wurde, und den jenseitigen.112 Auch in der
spateren christlichen Reiter-Ikonographie reflektieren die Pferde - besonders
durch die Ikonizitat der Farbę - diese Aspekte, die bis zu vergleichsweise trivial
anmutenden Beispielen der Gegenwart reichen (Farben der Pferde in Western-
Filmen). Der Schimmel wird zum Trager von Fichtgestalten, der Rappe zur
Personifikation des Bósen.113

Die klassische Verbindung der Sonnenrosse mit der Quadriga wirkt sich in
ihrer mythologischen Umhullung noch weit iiber das Mittelalter aus. Aber
auch Assoziationen mit Morgenwind bzw. Morgenrote sind traditionsreich.
Schon im Agypten heibt es: Die Pferde Tbutmosis [IV] sind schneller ais der
Wind (Urk. IV, 1541, 13). Das Pferd wurde sowohl in skythischen
Bestattungen ais auch in denen der Herrscher im Dodekaschoinos in
Qustol/Ballana zum Seelenfiihrer. Deshalb durften Pferde in diesen Grabem
nicht fehlen.114 Ob in Qustol/Ballana verwandte skythische Vorstellungen

110 Reiter der Apokalypse sind nicht nur spriclrwórtlich, sondern auch ikonisch reich belegt; aus
der kaum noch erfassbaren Literatur (Schiller, Ikonographie der christlichen Kunst, op. cit., Bd. 5,
unzureichend) kann man beispielhaft auf van der Meer, Apokalypse..., op. cit., hierzu bes.
S. 119ff., verweisen.

111 So in einigen Lexika der Symbolik, vgl. Lurker, Wórterbuch..., op. cit., S. 566f.

112 Der jenseitige Charakter des Pferdes offenbart sich in einigen Mythologien, die darauf
schlieSen lassen, dal? das Pferd in einigen Religionen besonderen Stellenwert erlangt hatte
(M. Eliade, in: RGG /3. Aufl./, 5, 1961, Sp. 307f.).

113 Es bleibt zu iiberlegen, inwieweit im Fruhchristentum der Kampf mit dem Bosen einen
Stellenwert erreichte, der nicht tibersehen werden darf. Auf agyptischem (nubischem) Boden, diirfte
u. a. die im christlichen Orient sehr verbreitete Makarios-Lehre (J. Martikainen, „Das Bose in den
Schriften des Syrers Ephraem, im Stufenbuch und im Corpus Macarianum”; W Strothmann, „Die
erste Homilie des Alexandriners Makarios”, beide Beitrage in: Makarios-Symposium iiber das Bose,
op. cit., S. 36-46, 99-108) besondere Popularitat erlangt haben, die auch in gnostischen
Vorstellungen zu finden ist. Dal? in gnostischen Stromungen die Auseinandersetzung mit dem
Bosen und dessen Beseitigung zum zentralen Thema ihrer Lehre geworden ist, ist allgemein
bekannt (C. Colpe, in: ders. u. Schmidt-Biggemann /Hrsg./, op. cit., S. 35-62), immer noch
unzureichend ist die Frage nach der Verarbeitung dieses Themas in der gnostischen Ikonizitat
behandelt worden, obwohl Konsens dariiber besteht, dal? Mani (216-276?) es war, der das
Bildliche in seinent Ardahang zum wichtigen Medium religióser Botschaft erhoben hatte (L.J.R. Ort,
Mani, Leiden 1967, s. Register: A)'dahang; P. Nagel, „ZOOrPacjjEIN und das ,Bild’ des Mani in den
koptisch manichaischen Texten”, in: H. Goltz (Hrsg.), Eikon und Logos, 1 (Festschrift Konrad
Onasch), Halle/Saale 1981, S. 199-238) und damit einen wichtigen Ansatz fiir die Entstehung der
christlichen Ikonographie geliefert hat, aus der auch die bis heute funktionierende, aus dem
persischen Dualismus resultierende Symbolik der Farben: Schwarz/Dunkel = das Bose, Weil?/Hell
= das Gute, entstanden ist (Riedel, Farben..., op. cit., S. 156-190).

114 Die nach den Ausgrabungen von Walter B. (Emery u. Kirwan The royal tombs..., op. cit.)
rekonstruierten Pferde mit der Originalausstattung befinden sich heute im Kairo-Museum (vgl. Abb.

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