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Bulletin du Musée National de Varsovie — 42.2001

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Scholz, Piotr O.: Wer war Merkurios, der "Bezwinger des Bösen" in der Wandmalerei aus Faras/pachoras?: Ikonizität des Drachentöters im Niltal$nElektronische Ressource
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https://doi.org/10.11588/diglit.18950#0201

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ais auch van Moorsellfr erkennen bei den Beispielen von Reiter(heiligen) in
Abd el-Qadir und Abdallah Nirqi keinen eindeutigen ikonischen Hinweis fur
die Identifizierung mit dem heiligen Merkurios; auch die besiegte Gestalt
kann von ihnen nicht eindeutig bestimmt werden.167 168 Leider sind die neuesten
Fundę in Dongola auch zu fragmentarisch und erlauben m.E. keine eindeutige
Gleichsetzung mit dem Heiligen.

Die Einbringung des Merkurios-Bildes ais Flankierung des Siideingangs zu der
Kathedrale - mit dem parallelen Bild des Erzengels Michael169 - hebt seine
apotropaische Funktion hervor, die sich aber in keinerweise nur auf einen
Heiligen beschranken muB. Auch koptische Schutzamulette stellen Konig
Salomo dar,170 woraus folgt, daB schon dem Bildnis eines Konigs eine
schiitzende Funktion zugewiesen worden war.

Auch die Namensgebung verdient in der koptischen (nubischen) Kirche,171 die
iibrigens noch in Athiopien fortlebt, Beachtung.172 Es geht um die Vorstellung
von „spirituellen Ahnen” (manchmal spricht man auch von einer spirituellen
Vaterschaft), die tief in der altagyptischen Tradition wurzelt,173 174 aber auch der
biblischen nicht fremd ist.1-74 Mit der Ubernahme des Namens eines geistigen
Ahnen (er kann auch gottlich sein)175 findet eine bewuBte Identifizierung mit
ihm statt, mindestens mochte man so werden, wie das Vorbild. Das spielte - wie
noch gezeigt werden wird - bei den Konigsnamen eine besonders groBe Rolle.
Deshalb ist die Frage legitim: wenn es sich um keinen Heiligen handeln sollte,
wer kónnte dann mit dem Namen Merkurios auf einer Kirchenwand dargestellt
sein?

2. Zu den altesten Formen der sich herauskristalisierenden Ikonographie
gehoren in alten Hochkulturen neben den Darstellungen der Gotter auch die
der Herrscher. Ihre Bewertung und Klassifikation nimmt in der Forschung einen
beachtlichen Raum ein.176 Zwar wird immer wieder dariiber diskutiert, ob es

167 Van Moorsel, op. cit., S. 115ff.

168Von Bissing, op. cit., S. 147.

169 Michałowski, Faras. Die Kathedrale..., op. cit., Taf. 49 und dazu Text-Seiten 129f.; s. bes.
Górecki, Archangel..., op. cit.

1 "Bonner, op. cit., S. 208ff., s. auch Muller, „Von Teufel...”, op. cit., S. 99, Abb. 7.

171 Allgemein in: M. Mitterauer, Ahnen und Heilige, Munchen 1993, S. 170-182.

' 2 F. Heyer, Die Kirche Athiopiens, Berlin-New York 1971, S. 103; s. auch ders., „Vatertum im
orthodoxen Athiopien”, in: H. Tellenbach (Hrsg.), Das Vaterbild im Abendland, I, Stuttgart u. a.
1978, S. 83-94.

173 J. Assmann, „Das Bild des Vaters im Alten Agypten”, in: H. Tellenbach (Hrsg.), Das Vaterbild
in Mythos und Geschichte, Stuttgart u. a. 1976, S. 17-49.

174 L. Perlitt, „Der Vater im Alten Testament”, in: Tellenbach (Hrsg.), Das Yaterbild in Mythos..., op.
cit., S. 50-101, bes. 7Off.; s. auch G. Bornkamm, „Das Vaterbild im Neuen Testament”,
ebenda, S. 136-154, bes. 142ff.

175 Bornkamm, op. cit., S. 144ff.

176 Beispielhaft sei auf die bes. fur das Verstandnis des sakralen Kónigtums und seiner Ikonographie
relevanten Veróffentlichungen hingewiesen; immer noch H. P. L'Orange, Apotheosis in ancient
portraiture, Oslo 1947; ders., Studies on the iconography ofcosmic kingship in the ancient world,
Oslo 1953; F. Kampfer, Das russische Herrscherbild, Recklinghausen 1978, bes. S. 17-102;
P. Stockmeier, „Herrschaft”, in: RAC 14, 1988, Sp. 877-936 (mit allen Yerweisen an verwandte

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