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Bulletin du Musée National de Varsovie — 42.2001

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Scholz, Piotr O.: Wer war Merkurios, der "Bezwinger des Bösen" in der Wandmalerei aus Faras/pachoras?: Ikonizität des Drachentöters im Niltal$nElektronische Ressource
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https://doi.org/10.11588/diglit.18950#0204

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2.1. Das sakr ale Kónigtum gehórt zu den auch von der Religionswissenschaft
anerkannten klassischen Phanomenen,192 fiir die das Niltal ais paradigmatisch
angesehen werden kann.193 Die vorchristlichen Kulturen siidlich Agyptens sind
sowohl in kuschitischer ais auch in meroitischer Zeit durch eine ausgepragte
Sakralitat der Macht zu charakterisieren, die der agyptischen zwar verwandt war,
die aber auch eigene Ziige aufwiesen, die den lokalen Charakter zu unter-
streichen scheinen. Der Konig (meroit. qore) genob ais irdischer Horus, der ihn
zum Garanten einer kosmischen Harmonie machte, gottliche Verehrung. Er
spendete Heil und Segen, seine bloEe Existenz bewahrte sein Land vor dem
Chaos,194 das immer dann auszubrechen drohte, wenn ein neuer Konig, der zu-
gleich zur Inkarnation des Vorgangers wurde („Konig ist tot, es lebe der
Konig”),19;i zur Orakel-Wahl anstand.196 Diese Vorstellungen von einer Theo-
kratie,197 haben sich auch auf das Christentum ausgewirkt. Einerseits wird
Christus zum „Konig”198, andererseits partizipiert der irdische Herrscher an einer
charismatischen Heiligkeit, die seinem Amt, dessen Personifikation er darstellt,
von Gott verliehen ist.199 Fiir diese Auffassung sprechen viele, auch nubische,
Konigsbildnisse, die immer von einer gottlichen Aura umgeben zu sein
scheinen.200

Werken der bildenden Kunst - in die Betrachtung heranzieht.

192 Die Literatur und Diskussion um das Thema des „sakralen Konigtums” ist ins Unermessliche
angewachsen. Exemplarisch bleiben die KongreEakten der International Association of the
History of Religions - IAHR (Rom 1955): La regalitd sacra, op. cit. Fiir die hier prasentierten
Ansichten ist auf die zusammenfassenden und mit umfangreicher Bibliographie versehenen
Artikel von J. R. Fears, „Gottesgnadentum”, in: RAC 11, 1981, Sp. 1103-1159, und von A.V
Strom, W. Póhlmann, A. Cameron, „Herrscherkult”, in: TRE 15, 1986, S. 244-255, hinzuweisen.
AuSerdem s.B. Gladigow (Hrsg.), Staat und Religion, Dusseldorf 1981; Gundlach u. Weber
(Hrsg.), Legitimation..., op. cit.-, J. Assmann, Herrschaft und Heil, Miinchen 2000.

193 M.-A. Bonheme u. A. Forgeau, Pharao, Sobn der Sonne, Zurich-Miinchen 1989; Gundlach,
„Weltherrscher...”, op. cit., S. 23-50; Gundlach, Der Pharao..., op. cit., bes. S. 6-60, D. 0'Connor
u. D.P. Silverman (Hrsg.), Ancient Egyptian Kingship, Leiden 1995; Assmann, Herrschaft..., op. cit.,
bes. S. 76-132.

194 Zum sakralen Verstandnis des Konigs s. die Nastasen-Stele - die neueste Ubersetzung von
C. Peust, in: O. Kaiser (Hrsg.), Texte aus der Umwelt des Alt en Testaments, Erganzungslieferung,
Giitersloh 2001, S. 92-101; auSerdem s. R O. Scholz, Fruhchristliche Spuren im Lande des ANHP
AI0IOW, Diss. Univ. Bonn 1985, Bonn 1988, S. 248-297, bes. 276f£; L. Tórok, Der meroitische
Staat 1, Meroitica 9, Berlin 1986 (bespr. v. I. Hofmann in: Bibliotheca Orientalis 45, 1988,
S. 581 ff.), in dem er u. a. nur von „Ideologie” spricht und das Phanomen des „sakralen
Konigtums” in Kusch und Meroe auEeracht lafit. Hierfiir sind marxistische Ansichten
verantwortlich zu machen, die sich auch in einigen Artikeln des LA (z.B. E. Blumenthal,
„Konigsideologie”, im Bd. 3, S. 526-531) niedergeschlagen haben. S. auch Assmann, Herr-
schaft..., op. cit., S. 32ff.; Scholz, Nubien..., op. cit., S. 134ff.

193 Zu diesem Problem vgl. Kantorowicz, Die zwei Kórper..., op. cit., S. 45-61, bes. 51 f.

196 Scholz, Fruhchristliche Spuren..., op. cit., S. 284f.

197 B. Lang, „Theokratie: Geschichte und Bedeutung...”, in: Taubes (Hrsg.), Theokratie, op. cit.,
S. 11-28. G. Lanczkowski, L. Schmidt, N. Staubach, „Kónigtum I-III”, in: TRE 19, 1990,
S. 323-345, bes. 339ff. mit umfangreichen Literaturangaben; K. W Muller, „Konig und Vater”,
in: Hengel u. Schwemer (Hrsg.), Kóitigsherrschaft Gottes...,, op. cit., S. 21—43.

19s W. Bousset, Kyrios Christos, Góttingen 1913/1921, S. 240ff.; Barasch, op. cit., S. 248-266.

199 Zahlreiche Beitrage, die sich nicht nur auf den romischer Herrscherkult beschranken in: Wlosok
(Hrsg.), Rómische Kaiserkult, op. cit.; s. auch M. Clauss, Kaiser und Gott..., op. cit., S. 285ff.

200 Besonders aussagekriiftig erscheint hierzu das Bildnis des Konigs in Dongola, dazu mit weiteren

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