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Bulletin du Musée National de Varsovie — 42.2001

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Scholz, Piotr O.: Wer war Merkurios, der "Bezwinger des Bösen" in der Wandmalerei aus Faras/pachoras?: Ikonizität des Drachentöters im Niltal$nElektronische Ressource
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https://doi.org/10.11588/diglit.18950#0205
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Die Suche nach Manifestationen des sakralen Kónigtums fiihrte auch zu
den Thronnamen der Herrscher, dereń Verbindung zur Gotterwelt schon im
Alten Agypten eminent wichtig war,201 haben lange Zeit das dynastische
(besser kontinuierliche),202 aber auch sakrale Verstandnis der Herrschafts-
institution gepragt. Es ging dabei um eine spirituelle Ahnenschaft / Vaterschaft,
die bei den Gottern lag (Kamutef-Prinzip),203 die sich im Christentum zwar
formal veranderte, in ihrem Wesen aber an die uralte Tradition ankniipfte. Man
denke einerseits an die Davids-Tradition der christlichen Herrscher (und damit
an die des Jesus-Stammes), die diese Tatsache in ihren Kronen zum Ausdruck
brachten,204 andererseits an ihre eigene Tradition, die sich z.B. in der Namens-
gebung offenbarte.205

Schon Michałowski hat in seiner Beschreibung (s. o.) mit recht auf die alten
Quellen hingewiesen, wonach der alexandrinische Patriarch (Michael I.,
744-768) Merkurios ais „neuen Konstantin” bezeichnet hatte.206 Michałowski
zog aber aus dieser Tatsache keine weitergehenden SchluEfolgerungen, die bei
genauerem Betrachten fur die Identifikation des Reiters entscheidend gewesen
waren. Eusebius von Casarea (264/265-339/340), der Vater der Kirchen-
geschichte, hat in seiner apologetischen Biographie des Kaisers Konstantin I.
(geb. um 280, reg. 306-337), die man ais Beitrag zur politischen Theologie
werten kann,207 das Bild eines von Gott erhohten Herrschers gezeichnet: „So hat
also Gott selber, der hóchste Herrscher der ganzen Welt, Konstantin, den Sohn
eines solchen Vaters, zum Herrn und Fiihrer aller erwahlt, so daB kein Mensch
sich riihmen kann, ihn dazu erhoben zu haben, und dies war nur bei ihm der
Fali, da ja die iibrigen alle durch die Wahl anderer ihrer Wiirde teilhaftig
geworden waren.”208

Literaturangaben: Scholz, „Nubisches Christentum...”, op. cit., S. 182ff., Abb. 1.

201 P. Kapłony, in: LA 3, 1980, S. 641-659; Gundlach, Der Pharao..., op. cit., S. 17 ff., 137-198.

202 Morenz, Die Erwdhlung..., op. cit., S. 136f£.

203 H. Jacobsohn, „Der altagyptische, der christliche und der moderne Mythos” (1970), in: ders.,
Gesammelte Schriften, Hildesheim 1992, S. 79-116, bes. 87£.; Assmann, Das Bild des Vaters..., op.
cit., S. 29ff.

204 Beispielhaft ist dafur die Reichskrone mit dem Bildnis der Konige David und Salomo zu nennen,
dazu mit weiterfiihrender Literatur: R. Staats, Die Reichskrone, Góttingen 1991, S. 55f., Abb. 18;
s. auch: J. Deer, Byzanz und das abendlandische Herrschertum (ausgewahlte Aufsatze, hrsg. v. P.
Classen), Sigmaringen 1977, bes. S. 11-69; Steger, op. cit., S. 7-23.

203 Mitterauer, op. cit., S. 125ff., 311 ff.

206 G. Vantini, Oriental sources concerning Nubia, Heidelberg-Warszawa 1975, S. 40. Zu der
Bedeutung dieser Bezeichnung s. E. Ewig, „Das Bild Constantins des Grolśen” (1956) in: Hunger
(Hrsg.), Das byzantinische Herrscherbild, op. cit., S. 132-192, bes. 143, 191.

2"' C. Schmitt, „Eusebius ais der Prototyp politischer Theologie” (1970), S. 220-235; G. Ruhbach,
„Die politische Theologie Euseb von Caesarea” (1974), S. 236-258, beide Aufsatze in: G. Ruhbach
(Hrsg.), Die Kirche angesichts der konstantinischen Wende, Wege der Forschung 306,
Darmstadt 1976; s. auch immer noch die beste Biographie von L. Voelkl, Der Kaiser Konstantin,
Munchen 1957; die neueste Monographie von H. Brandt, Konstantin d. Gr., Mtinchen 2006, lag
mit nicht zur Hand.

208 Eusebius von Casarea, Ausgewahlte Schriften, ubers. v. A. Bigelmair, Bibliothek der Kirchen-
vater 9, Kempten 1913, S. 22.

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