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Bock, Franz
Geschichte der liturgischen Gewänder des Mittelalters: oder Entstehung und Entwicklung der kirchlichen Ornate und Paramente in Rücksicht auf Stoff, Gewebe, Farbe, Zeichnung, Schnitt und rituelle Bedeutung (Band 1) — Bonn, 1859

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https://doi.org/10.11588/diglit.26750#0463
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über die Messe des Bischofs am Ostertage die Rede ist: „postea
ministretur ei casula; tandem vero rationale cohaerens junctim
superhumerali“. Dasselbelässt sich auch entnehmen aus einer Stelle
des Bischofs Ivo,1) wo es heisst: „sunt autem ad invicem conca-
tenata rationale et humerale, quia cohaerere sibi invicem debent
rationale et opera“. In den Acten der Salzburger Kirche ist
von einem bischöflichen „rationale“ die Rede, das von Gold und
mit den kostbarsten Steinen besetzt war, und ähnlich, wie das
Brustschild auf Tafel VI, an einer goldenen Kette befestigt war.
An den heute noch vorfindlichen „superhumeralia“ zu Freisingen
Regensburg und Paderborn findet sich ein solches goldenes „pec-
torale“ nicht mehr vor, das mit diesem christlichen „ephod“ in
Verbindung gestanden hätte. Das eben Angeführte möge hierorts
genügen, um nachzuweisen, es habe in den verschiedenen Zeitläuften
des Mittelalters der Gebrauch zu Recht bestanden, dass einige Bi-
schöfe über dem Messgewande ein auszeichnendes kostbares Brust-
schild, das vollständig dem „rationale“ des Hohenpriesters nachge-
bildet war, tragen durften. Ob auch jene reich verzierten Pectoral-
schilder mit dem „choschen“ des alten Bundes in entfernterer Be-
ziehung stehen, wie sie heute in mehrern Kirchenschätzen des Abend-
landes in kunstreicher Form und meistens von kostbarem Material
noch vielfach als Agraffen bei Anlegung der „pluviale“ (Chormantels)
in Gebrauch genommen werden, lassen wir hier dahin gestellt sein.
Jedenfalls haben diese Brustschilder zur Verdeckung der Schliessen
an reichern Pluvialen, in Hinsicht der Form und des daran ver-
wendeten Materials mit dem „choschen“ des alten Bundes grosse
Verwandtschaft, so dass bei dem allmäligen Verschwinden des
mittelalterlichen „rationale episcoporum“ die reichere Agraffe, die
sich heute noch in vielen Kathedralkirchen zerstreut vorfindet, viel-
leicht als eine Reminiscenz an diese, ehemals im bischöflichen
Gebrauch befindlichen Brustzierden betrachtet werden dürfte.

Der Kopfbund des Hohenpriesters, „tiara, mitra“ (mitznephet).
Tafel I. Fig. 8, Tafel III. und Tafel VII. Fig. 3 und 4.

Gleichwie der Opferpriester nach Anlegung der unter Fig.
1, 2 und Fig. 3 beschriebenen Gewänder seinen gesetzlich vorge- 1

1) Cfr. Ivo Carnoteus opus. loco supra laudato.
 
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