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Bock, Franz
Geschichte der liturgischen Gewänder des Mittelalters: oder Entstehung und Entwicklung der kirchlichen Ornate und Paramente in Rücksicht auf Stoff, Gewebe, Farbe, Zeichnung, Schnitt und rituelle Bedeutung (Band 2) — Bonn, 1866

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https://doi.org/10.11588/diglit.26751#0185
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Iß9

volle Verzierung ist auf den beiden Stoien ersichtlich, die überein-
stimmend mit den Mitern des XI. Jahrhunderts ais /b.sGoAg an dem
Hintertheile derselben befestigt sind.
Von ähnlicher Form und Ausdehnung, dessgleichen von ver-
wandter ornamentalen Beschaffenheit ist auch eine Miter, die auf
Taf. XXIII unter Fig. 2 in verkleinertem Massstab veranschaulicht
wird, und die heute noch im Schatze von St. Emmeram zu Regens-
burg aufbewahrt wird. Dieselbe hat in ziemlicher Uebereinstimmung
mit der Miter des h. Thomas fast die gleiche Höhe und Breiten-
ausdehnung wie die Miter von Sens. Auch diese Infel von Regens-
burg, deren Herkommen dem heil. Wolfgang zugeschrieben wird,
ist mit reich in Gold und Perlen gestickten uwpAAhn, m cAcuhu
hi AuA verziert. Sowohl die in Perlen gestickten grossem
Kreise, als auch die verbindenden kleinern Rundungen, dessgleichen
die romanisirenden Phanzen-Ornamente, die von diesen ch-ctcAs um-
randet und eingefasst werden, erinnern auffallend an ähnliche in
Perlen und Gold gestickte ApuAce, wie sie gegen Schluss des XI.
und im Beginne des XII. Jahrhunderts von den geschickten Gold-
stickern Siciliens für Handelszwecke angefertigt zu werden pflegten.
Wie es unsere Abbildung andeutet, befanden sich ehemals an der
Miter von St. Emmeram auf den beiden Flächen zur Seite des
AuAs wahrscheinlich in Goldblech getriebene kleinere Rundun-
gen. Diese TuomAc A compo sind wahrscheinlich in früherer Zeit
abhanden gekommen, und sind an Stelle dieser verloren gegangenen
Ornamente in der Abbildung offene Kreise angedeutet worden.
Eine andere bischöfliche Infel, die höchstens um ein Jahr-
zehnt jünger als die Miter von Sens erachtet werden dürfte, be-
fand sich bis vor wenigen Jahren noch im Besitze des Klosters der
Ursulinerinnen zu Landshut. Leider fehlen an dieser interessanten
Infel aus der letzten Hälfte des XII. Jahrhunderts die cmW/WsAg
A cAcm'A, die reich in cyprischem Gold gestickt oder gewebt, wahr-
scheinlich im Anfänge dieses Jahrhunderts, dem Schmelztiegel ver-
fallen sind. Ansteigende Bandstreifen kommen an dieser Miter nicht
vor, und erblickt man auf der einen Fläche der beiden comwx die Dar-
stellung des Spruches: et sepeherunt Stephanum, virumhonoratum.
Der Protomartyr, dessen Name hinlänglich durch che Gold gestickten
Versalien S^gp/mmcg gekennzeichnet ist, kniet vor seinen Verfol-
gern nieder, die, zum Wurfe ausholend, die Steine erhoben haben.
Darüber erblickt man die aus den Wolken hervorragende segnende
(A-rCru Ammpo^nhs, durch welche der Heimgang und die
Belohnung des treuen Dieners angedeutet ist. Auf der Kehrseite
 
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