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Bock, Franz
Geschichte der liturgischen Gewänder des Mittelalters: oder Entstehung und Entwicklung der kirchlichen Ornate und Paramente in Rücksicht auf Stoff, Gewebe, Farbe, Zeichnung, Schnitt und rituelle Bedeutung (Band 3): [Die Paramentik des Altares und des Chores im Mittelalter] — Bonn, 1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.26752#0032
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bus conmiunia infra bonas et non bonas magnas et parvas sunt
numero triginta duae.

Bemerkenswerthe Aufschlüsse über die Verzierungsweise der
Altartücher durch Stickereien im XV. Jahrhundert erhalten wir
aus dem Schatzverzeichnisse der Kathedrale von Olmütz. Von
den vielen Angaben dieses Inventars mögen hier einige eine Stelle
linden, aus welchen besonders die mannigfaltige textile Ausstat-
tung des mehrfach erwähnten vorderen breiten Bandes und der
beiden Kopftheile erhellt. Es heisst daselbst: Palla solempnis cum
pretexta aurea non longa sed aureis floribus et ymaginibus plene
inserta, — Palla solempnis cancellata cum pretexta nigra longa
plena ymaginibus aureis. — Una pallia in cujus medio est rotha
in qua est crucifixus et habet alios clipeos flaveos cum stellis et
cum ymaginibus et ponitur super altare solum quando officiat Epis-
copus vel prelatus. — Due palle solempnes que ponuntur in Paras-
ceuen. — Palla glaucea cum antiqua pretexta que est met (?) ter-
cia et ponitur quando est festum: omnia L, una non est inventa.

Zu den verschiedenen Namen für das leinene Altartuch, welche
sich in den angeführten Schatzverzeichnissen vorfinden, kommt im
Laufe des XIV. und XV. Jahrhunderts noch ein anderer hinzu, in-
dem dasselbe während dieser Zeit in französischen, namentlich aber
in italienischen Inventaren mantile altaris, Altars-Mantel, genannt
wird. Welche Einrichtung hatten nun aber die Altartücher mit
ihren aurifrisiae oder praetextae in diesem letztem Falle, wodurch
sich eine solche Bezeichnung erklären lässt?

In einem folgenden Capitel über die künstlerische und stoff-
liche Ausstattung der aniependia werden wir ausführlicher zeigen,
dass die drei oder vier Seiten des Altartisches, namentlich im XIV.
und XV. Jahrhundert, mit reichgestickten schweren Seidenstoffen
bekleidet wurden, welche entweder an eisernen Stäben unter dem
Altarblatt, oder an eiserne Haken in der Hohlkehle der Deckplatte
des Altares befestigt waren.

Um nun diese Befestigung der aniependia an die Altarmensa zu
verdecken, nähte man nach drei Seiten hin einen reich gestickten
ornamentalen Besatz an das Altartuch, wodurch dem antependium

ungefähr vier Ellen. An jedem Kopftheile waren drei bunte Streifen an-
gebracht, sowie ein ornamentaler Leisten an der vorderen Langseite (cum
una virga in medio).
 
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