Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bode, Wilhelm
Franz Hals und seine Schule: ein Beitrag zu einer kritischen Behandlung der holländischen Malerei — Leipzig, 1871

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.16216#0068
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
58 —

durch den des Kombrandt schon früh verdrängt, wie bezeichnete Bilder
ans dem Jahre 1653 — also aus dem 23. Jahre des Meisters beweisen.
Rembrandt's Kunstweise wird fortan für Metsu bestimmend und leitet
sein Talent in den ihm entsprechenden Wirkungskreis.

Wir haben schon unter den Genremalern aus der Schule des Frans
Hals die ausserordentliche Verschiedenheit und Vielseitigkeit bewundern
gelernt; jetzt lernen wir auch noch Schüler des Meisters kennen, welche
sich der Schilderung, von Architecturen und von Stilleben gewidmet haben.

Der Architecturmaler Dirk van Deelen gehört sogar zu den be-
kanntesten Schülern des Frans Hals. Schon die gleichzeitigen Biographen
(C. de Bie pag. 281) beschäftigen sich ausführlicher mit ihm, und durch
neuere Forschungen sind einzelne interessante Details hinzugekommen,
durch welche die Dauer seiner künstlerischen Thätigkeit bis zum Jahre
1669 festgestellt ist. Aus den Bezeichnungen seiner Bilder geht auch
hervor, dass von den Angaben, die die Geburt des Künstlers in das
Jahr 1607 oder 1635 versetzen, nur die erstere richtig sein kann, da
wir bereits ein Bild aus dem Jahre 1628 besitzen. Die Anzahl der uns
erhaltenen Werke des Meisters ist nicht bedeutend, und da auch diese
sehr zerstreut sind, so hat man in neuerer Zeit den Meister zu wenig
beachtet und nicht genügend geschätzt. D. v. Deelen wählt sich zur
Darstellung grosse freie Bäume: Prachtgemächer, Höfe von Palästen, die
von Säulenhallen umgeben sind, oder denen sich französische Parkanlagen
anschliessen, zuweilen auch weitläufige Hallenkirchen. Ein helles gleich-
mässiges Tageslicht beleuchtet diese Bäume, deren Wände und Fussböden,
deren Decken von der bunten Pracht der schönsten Steinarten, von
farbigem und vergoldetem Holzgetäfel erglänzen. Durch seine frischen
Farben, durch seine flüssige und leichte Behandlung und einen äusserst
feinen Luftton weiss uns der Meister diese Prachtbauten in ihrem grossen
charaktervollen Styl, ihrer heiteren und äusseren Pracht so anziehend zu
schildern, dass wir das Element der Gemüthlichkeit nicht einmal für sie
verlangen, so wenig wir uns vor den Bildnissen des Frans Hals, vor
den Gesellschaftsstücken seiner Schüler durch das Bewusstsein werden
stören lassen, dass ihnen ein tieferes Gemüthsleben abgeht. Wie
vortrefflich diese Räume des D. v. Deelen mit der Welt zusammenpassen,
die uns Hals und seine Schüler schildern, beweisen uns eine Reihe von
Gemälden dieses Architecturmalers, welche durch A. Palamedes, Dirk
Hals, Codde und andere Schüler des Frans Hals staffirt sind, für deren
Bilder van"Deelen gelegentlich die architectonischen Hintergründe gemalt
hat. Von den öffentlichen Sammlungen Deutschlands besitzen Berlin
und Braunschweig je ein Bild (von 1647 und 1635) Augsburg und
 
Annotationen