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Bode, Wilhelm
Donatello in Padua: das Reiterstandbild des Gattamelata und die Sculpturen im Santo — Paris, Leipzig, 1883

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https://doi.org/10.11588/diglit.16210#0013
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DONATELLO IN PADUA

leichwie die italienische Plastik der zweiten Hälfte des
XIIP" und der ersten Hälfte des XIVten Jahrhunderts, die
jetzt mit Vorliebe sogenannte Protorenaissance, in Toscana
sich durch die Pisani und ihre Schule entwickelte und zu
einer monumentalen Blüthe sich entfaltete, so ist auch die
Bildnerkunst der italienischen Renaissance eine specifisch
toskanische und zwar wesentlich florentinische; in Florenz
wurde sie geboren, in Florenz machte sie ihren reichen
Entwickelungsgang durch, und hier entfaltete sie ihre herrliche
Blüthe. Allerdings hat daneben auch das übrige Italien, hat
vor allen Venedig eine hervorragende und selbst originelle Plastik aufzuweisen; aber wie die
Bedeutung derselben vorwiegend in der Decoration liegt, so ging die Anregung für die
Entwicklung in den übrigen Hauptplätzen Italiens von Florenz aus, sowohl in Rom, als in
Neapel, Mailand und theilweise selbst in Siena, das im Beginne der neuen Zeit in Jacopo della
Quercia einen Anlauf zu einer ganz eigenartigen, mit der florentinischen wetteifernden
Entwicklung genommen hatte.

Diese Ueberlegenheit der florentiner Bildnerkunst, deren grosse Meister ein Jahrhundert lang
eine so reiche Zahl der mannigfaltigsten und trefflichsten Werke schufen, wie sie nur die griechische
Kunst aufzuweisen hat, erkannte das übrige Italien freiwillig an. Handelte es sich in Neapel oder
Rom, in Siena oder Mailand oder selbst in Venedig um die Lösung irgend einer hervorragenden
künstlerischen Aufgabe, so pflegte man sich nach Florenz zu wenden. Und als daher die Republik
Venedig den Beschluss fasste, zu Ehren ihres Generalkapitäns Gattamclata ein Reiterstandbild
in Bronze zu errichten, war es fast selbstverständlich, dass man sich an einen florentiner
Künstler, dass man sich an Donatello, das anerkannte Haupt derselben, wandte, um eine Aufgabe
zu lösen, die seit dem Altcrthume an keinen Künstler mehr gestellt war.

Erasmo de' Narni, genannt Gattamelata, war 1443 in Padua an den Folgen einer Krankheit
gestorben, die plötzlich seinen Siegeslauf gegen die Truppen des Herzogs von Mailand gehemmt
hatte. Aus Dankbarkeit für die von ihm geleisteten Dienste beschloss der Senat Venedig's seinem
General ein Denkmal zu setzen, dessen Kosten seine Wittwe bestritt. Donatello erhielt alsbald
den Auftrag dazu; und schon im folgenden Jahre 1444 finden wir den Künstler in Padua an der
Arbeit, welche ihn während zehn Jahr dort festhielt. Denn erst 1453 verständigte sich Donatello
mit den Erben Gattamelata's über den Preis seines Werkes, welches damals völlig vollendet sein
musste, da der Meister schon im folgenden Jahre in Siena beschäftigt war.

Doch während dieses langen Zeitraumes war der ebenso rastlose als fruchtbare Künstler
keineswegs ausschliesslich mit der Ausführung dieses Standbildes beschäftigt : die umfassenden
 
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