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Bode, Wilhelm
Donatello in Padua: das Reiterstandbild des Gattamelata und die Sculpturen im Santo — Paris, Leipzig, 1883

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https://doi.org/10.11588/diglit.16210#0015
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REITERSTANDBILD des GATTAMELATA

TAFEL I

rasmo de' Narni, genannt Gattamelata (die gefleckte Katze), eine
der hervorragendsten und zugleich erfreulichsten Gestalten des für
die Entwicklung und die Charakteristik des Quattrocento in Italien
so bedeutsamen Condottierenthums, war der Sohn eines Bauern
und hatte daher als Söldner von der Pike auf gedient. Im Solde
der Stadt Bologna hatte er in den fast ununterbrochenen' Fehden
in der Romagna, der eigentlichen Brutstätte und dem Haupt-
tummelplatz der Condottieri, Gelegenheit gefunden, sich allmälig
zum Führer eines kleinen Trupps emporzuarbeiten.

Als solcher trat er 1435 mit 450 Reitern und 800 Mann Fussvolk in die Dienste der
Republik Venedig, die damals grade durch die Truppen des Filippo Maria Visconti, Fürsten
von Mailand, hart bedrängt war. Durch das Misstrauen der venezianischen Beamten gehemmt,
lag er fünf Jahre lang mit wechselndem Glück gegen den gefürchteten Führer der mailändi-
schen Truppen, Piccinino, fast unausgesetzt im Felde, bis er gemeinsam mit den florentinischen
Hilfstruppen unter Francesco Sforza bei Arco 1440 einen entscheidenden Sieg errang, welcher
ihm Verona und Brescia wieder in die Hände lieferte. Doch sollte er selbst die Früchte dieses
Sieges nicht mehr gemessen: durch einen Schlaganfall vollständig gelähmt, war er gezwungen,
das Heer zu verlassen und zu seiner Erholung nach Padua zu gehen, wo ihm die Republik
Haus und Landgüter geschenkt hatte; ein neuer Anfall führte jedoch hier am 16. Januar
1443 seinen Tod herbei.

Im frischen Andenken seiner Erfolge und Feldherrntugenden: seiner Ausdauer, Schlag-
fertigkeit, Tapferkeit und seltenen Treue, beschloss die Republik Venedig, die sonst die Pflicht
der Dankbarkeit nicht grade häufig und gern übte, die Errichtung eines Reiterstandbildes aus
Bronze vor dem Santo zu Padua, dessen Kosten die Wittwe aus dem reichen Erbe bestritt;
Donatello wurde zur Ausführung desselben erkoren.

Es war dies nicht das erste Mal, dass Venedig einem seiner Feldherrn diese Ehre zu Theil
werden liess : noch heute schmückt das Grabmal des Paolo Savello (*£ 1405), im rechten
 
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