DIE GRABLEGUNG
TAFEL III
ben über einer kleinen Thür im Chorumgange, welche in den hohen
Chor führt, ist jetzt ein grosses Relief der Grablegung angebracht,
das nach dem Bericht des Anonimo ursprünglich die Rückseite
des Hochaltars schmückte, wenigstens wenn wir hier einen kleinen
Irrthum desselben annehmen dürfen, wogegen andererseits die
originelle Art der Anbringung und Einrahmung des Reliefs in den
Chorschranken spricht : der Anonimo spricht nämlich von einem
Marmorrelief, während wir nur eine Stuckarbeit vor uns haben, in
welcher die Figuren bronzefarben bemalt sind, während der Hintergrund vergoldet ist und
dem Sarkophag die Färbung des Serpentinsteins gegeben ist. In den Rechnungsbüchern des
Santo wird das Werk gar nicht erwähnt. Vielleicht haben wir daher hier keine Arbeit vor
uns, die in dieser Weise für den Altar bestimmt war, sondern wohl den Entwurf für ein
Bronzerelief oder eine Arbeit zu provisorischer Ausfüllung des Platzes. Grade zu diesen
Zwecken, zu Skizzen wie zu vorübergehenden Decorationen, bedienten sich im Quattrocento
selbst die grössten Meister dieses geringen, aber zu rascher Arbeit besonders geeigneten Materials.
Dem entsprechend ist die Behandlung breit und zum Theil selbst flüchtig, aber gross in der
Anlage, gewaltig in der kräftig naturalistischen Auffassung und von einer Unmittelbarkeit der
Ausführung, die auch bei der schlechten Erhaltung und dem unangenehmen Anstrich noch sofort
die Hand des Meisters und zwar seine Hand allein darin erkennen lässt. Eine sehr ähnliche, aber
figurenreichere Darstellung desselben Gegenstandes, in Bronze und in kleinen Dimensionen,
besitzt die Ambraser Sammlung zu Wien, ein Werk, das in der Durchführung den Bronzetafeln
in Padua ganz nahe steht; und eine treue Wiederholung des Stuckreliefs im Santo zeigt eine kleine
„plaque" im Besitze von Mr. Fortnum in Stanford Hill bei London. — Solche Arbeiten waren es,
welche für die Malerschule von Padua und insbesondere für Mantegna bestimmend wurden.
TAFEL III
ben über einer kleinen Thür im Chorumgange, welche in den hohen
Chor führt, ist jetzt ein grosses Relief der Grablegung angebracht,
das nach dem Bericht des Anonimo ursprünglich die Rückseite
des Hochaltars schmückte, wenigstens wenn wir hier einen kleinen
Irrthum desselben annehmen dürfen, wogegen andererseits die
originelle Art der Anbringung und Einrahmung des Reliefs in den
Chorschranken spricht : der Anonimo spricht nämlich von einem
Marmorrelief, während wir nur eine Stuckarbeit vor uns haben, in
welcher die Figuren bronzefarben bemalt sind, während der Hintergrund vergoldet ist und
dem Sarkophag die Färbung des Serpentinsteins gegeben ist. In den Rechnungsbüchern des
Santo wird das Werk gar nicht erwähnt. Vielleicht haben wir daher hier keine Arbeit vor
uns, die in dieser Weise für den Altar bestimmt war, sondern wohl den Entwurf für ein
Bronzerelief oder eine Arbeit zu provisorischer Ausfüllung des Platzes. Grade zu diesen
Zwecken, zu Skizzen wie zu vorübergehenden Decorationen, bedienten sich im Quattrocento
selbst die grössten Meister dieses geringen, aber zu rascher Arbeit besonders geeigneten Materials.
Dem entsprechend ist die Behandlung breit und zum Theil selbst flüchtig, aber gross in der
Anlage, gewaltig in der kräftig naturalistischen Auffassung und von einer Unmittelbarkeit der
Ausführung, die auch bei der schlechten Erhaltung und dem unangenehmen Anstrich noch sofort
die Hand des Meisters und zwar seine Hand allein darin erkennen lässt. Eine sehr ähnliche, aber
figurenreichere Darstellung desselben Gegenstandes, in Bronze und in kleinen Dimensionen,
besitzt die Ambraser Sammlung zu Wien, ein Werk, das in der Durchführung den Bronzetafeln
in Padua ganz nahe steht; und eine treue Wiederholung des Stuckreliefs im Santo zeigt eine kleine
„plaque" im Besitze von Mr. Fortnum in Stanford Hill bei London. — Solche Arbeiten waren es,
welche für die Malerschule von Padua und insbesondere für Mantegna bestimmend wurden.