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Bode, Wilhelm von; Grossherzogliche Gemälde-Gallerie (Schwerin) [Contr.]
Die grossherzogliche Gemälde-Galerie zu Schwerin — Wien: Gesell. für vervielfältigende Kunst, 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.71121#0018
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Rembrandt van Rijn, Brußbild eines alten Mannes.

einer Abweichung von der Gewohnheit bringen konnte, die ja auch für den Künstler kein Zwang war.
Die Bildung des Monogrammes auf diesem Bilde zeigt recht deutlich, dass dasselbe nicht nur aus den
Buchstaben R H (irrthümlich pssegt man auch R/ zu lesen) zusammengesetzt ist, sondern dass diesen
beiden Buchstaben noch ein L angehängt ist. Wie ich dies schon in meinen „Studien" ausgesprochen habe,
ohne dass meine Ansicht jedoch Anklang gefunden zu haben scheint, nehme ich an, dass dieser Buchstabe
auf die Heimat des Künstlers zu beziehen ist, dass also Rembrandt Harmensz Lugdunensis zu lesen ist.
Damit stimmen die Buchstaben des Monogrammes, wie die Gewohnheit einzelner anderer Künstler
zusammen; daraus erklärt sich aber auch der Umstand, dass Rembrandt, als er von Leiden nach Amster-
dam übergesiedelt war und sicli bald als Amsterdamer Bürger betrachtete, jenes Monogramm nicht
mehr anwendete.
Unter den Radirungen des Künstlers begegnen wir zu wiederholten Malen demselben Modell, nach
welchem Rembrandt diese Ölstudie ausführte; die Blätter Bartseh Nr. 260, 291, 309 und 315 zeigen sämmt-
lich denselben Kopf in ganz ähnlicher Haltung wie unser Bild. Drei derselben tragen die Jahreszahlen
1630 und 1631; in diese Zeit haben wir daher zweifellos auch die Ausführung des Gemäldes zu setzen,
das in seinem hellen Licht, in den trüben Schatten, der fahlen Färbung, der breiten und weichen, etwas
flüchtigen malerischen Behandlung durchaus mit anderen Studienköpfen aus diesen Jahren übereinstimmt.
Die Farbe erscheint wie mit fettem Pinsel aufgeknetet. Im Bart- und Haupthaar sind einzelne Härchen,
die schärfer hervorgehoben werden sollten, mit dem Pinselstocke in die frische Farbe hineingekratzt,
ein Verfahren, das der Künstler gerade in dieser frühen Zeit mit Vorliebe anwendete.
Das zweite Greisenbildniss von Rembrandt's Hand hat keinerlei Bezeichnung; wahrscheinlich weil
es einmal beim Übertragen auf andere Leinwand verkleinert worden ist. Dennocli ist es mir nicht
verständlich, wie dieses Gemälde, das in den früheren Verzeichnissen als „unbekannt" aufgeführt wird,
 
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