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Bode, Wilhelm
Vorderasiatische Knüpfteppiche aus älterer Zeit — Monographien des Kunstgewerbes, Band 1: Leipzig, [ca. 1902]

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https://doi.org/10.11588/diglit.16720#0112
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Wilhelm Bode:

fachung die orientalischen Muster mehr
oder weniger verunstaltet haben. Dies gilt
namentlich für Jan van Eyck und seinen
Schüler Petrus Cristus, die gotische Notive
darin einschmuggelten; es gilt auch für
verschiedene altitalienische Meister, wie
unter anderen eine kleine Tafel des Fra
Angelico in der Akademie zu Florenz, Piero
della Francescas Altarbild mit Federigo von
Urbino in der Brera, Baldovinettis Ma-
donnenbild und seine Verkündigung in den
Uffizien und ein Fresko des Foppa vom jähre
1485 in der Brera zur Genüge beweisen.
Völlig zuverlässig ist Holbein, der seine
Treue der Wiedergabe auch auf die orienta-
lischen Teppiche erstreckt, für deren An-
bringung auf seinen Bildern er eine be-
sondere Vorliebe besass. Teilweise gilt dies
auch für Memling, bei dessen thronenden
Madonnen der Teppich zu Füssen der

Maria nur selten fehlt. Die Farben dieser
Teppiche sind reich und kräftig; die
Grundfarbe ist meist gelb oder rot, die
Borten sind schmal und von zierlicher,
eckiger Zeichnung, die zuweilen noch
ihre Entstehung aus Pflanzenformen er-
raten lässt. Die Teppiche sind meist
klein; das Muster des Innenfeldes kehrt
in der Regel vier- oder sechsmal darin
wieder.

Unter den zahlreichen Mustern dieser
Art (Abb. 71 u. 72), die sich sämtlich
mehr oder weniger durch kunstreiche
Verschlingungen ihrer kaleidoskopischen
Figuren, wie durch Reichtum und Kraft der
Farben auszeichnen, ist das eine (Abb. 71)
von besonderem Interesse, weil hier einer
der beiden Sterne, welche in dem oben
beschriebenen Muster (Abb. 65) in regel-
mässiger Folge wiederkehren, in ganz ähn-
 
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