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Schon in den frühen Prüfeninger Handschriften Clm. 13031 und 13061 (welch letztere schon allein
nach der Schrift nicht später sein kann als Clm. 13031), treten diese Initialen auf und finden sich vor-
nehmlich in Werken, die noch im Katalog von 1165 stehen. In denen des späteren XII. Jahrhunderts
sind sie nur durch zwei Beispiele vertreten, durch Clm. 13074 und den Psalter der Graphischen Sammlung.
Die Beachtung, die man den rheinischen Vorlagen schenkte, scheint im dritten Drittel des Jahrhunderts
also nachgelassen zu haben, der Schwerpunkt ihrer Wirksamkeit mehr in der Frühzeit des Jahrhunderts
zu liegen. Man wird daher auch in Prüfening die Bekanntschaftmit der genannten rheinischen Gruppe am
besten auf die Persönlichkeit des Bischofs Kuno von Regensburg (1126—32) zurückführen (s. oben S. 40.)

Sämtliche Handschriften mit solchen rheinisch beeinflußten Initialen stammen aus Prüfening.
(Clm. 14160, der mit der St. Emmeramer Bibliothek nach München kam, ist Nr. 144 des Beckerschen
Katalogs, muß also später irgendwie von Prüfening nach St. Emmeram gelangt sein.) Die rheinischen
Initialen sind also ein Kennzeichen für Prüfeninger Handschriften. Von da aus kommen sie dann in
das Kloster Biburg (Bezirksamt Kelheim), in dem schon 1147 ein Altes Testament geschrieben und
mit großen Initialen verziert wurde, das über die Jesuitenbibliothek in Ingolstadt auf die Münchener
Universitätsbibliothek gelangt ist (Hss. fol. 28) 1). Es ist das Werk zweier Skriptoren, deren einer Profeß
von Prüfening war, wie der gleichzeitige und von der Hand des einen Schreibers stammende Eintrag
am Ende des Codex beweist: Pertinet ad sanctam Biburc liber iste Mariam / Quem monachi bini
scripserunt / Vocabula quorum / Haec sunt Ebrordus / Prüviningensis et Heinrich / Mentis ob excessus /
Tuus alma Maria Professus / Scriptum est autem praesens volumen a praefatis scriptoribus anno ab
incarnatione domini 1147 indictione nona / Jubente deo et hominibus dilecto Eberhardo / Qui primus
Christi vice cellae praefuit isti / Post licet invitus / Monachorum de grege sumptus / Praeficitur sacrae /
Salzburch ecclesiae / Dux pater et pastor / Divinae legis amator / Cuius curam suscipiens Chuonradus /
Huius loci secundus abbas est constitutus.

Wir können denn auch nicht nur in der Schrift zwei Haupthände, sondern auch in den Initialen
zwei verschiedene Stile scheiden. Ein Teil derselben — in Deckfarben ausgeführt — bewegt sich in
engster Äbhängigkeit von Salzburg 2), der andere aber — Rankeninitialen in roter Federzeichnung —
zeigt durchaus die rheinisch beeinflußte Prüfeninger Art, nur in schöneren und größeren Exemplaren
als die Prüfeninger Handschriften selbst und in besonders enger Äbhängigkeit von rheinischen Initialen,
wie sie in Clm. 14375 sich finden. Äugenscheinlich also hat der Prüfeninger Mönch aus seinem Heimats-
kloster auch diese Ärt der Initialmalerei mitgebracht. 3) Die historische Verbindung zwischen Prüfening
und Biburg stellt einmal die Besiedelung des ebenfalls vom heiligen Otto gegründeten Biburg mit
Prüfeninger Mönchen und zum anderen die Persönlichkeit Eberhards her, des ersten Äbtes von Biburg
und nachmaligen Erzbischofs von Salzburg, der zuerst Profeß in Prüfening war (1125—33).

Gruppc V

Eine zweite, nur in Prüfening heimische Gruppe ist die der sogenannten Eilolf-Initialen (Äbb. 162
bis 164). Ich wähle diese Bezeichnung, weil in zwei Codices, die solche Initialen enthalten, ein Eilolfus
diaconus sich als Skriptor (nicht Miniator) nennt (Clm. 13062 und 13098). Dieser Eilolf lebte zur Zeit
Erbos I., wie aus seinen Einträgen zu entnehmen ist (s. unten Teil III), also zwischen 1121 und 1162,
und mit dieser Zeitspanne ist auch die Geltungsdauer dieser Initialen in Prüfening ungefähr bezeichnet.
Die ersten Jahre bis etwa 1130 — scheiden aus, aus dieser Zeit sind, wie wir sahen, überhaupt keine
miniierten Prüfeninger Handschriften erhalten; aber schon in der frühesten Handschrift — dem oben
besprochenen Clm. 13032 — stehen neben den hirsauischen völlig ausgebildete Eilolf-Initialen; etwa
gleichzeitig damit müssen wir nach der Schrift den zweiten Teil von Clm. 13105 ansetzen. Ferner gehört die
einzige, in dem ca. 1140 angelegten Codex Prüfening 2 des Hauptstaatsarchivs enthaltene Initiale dieser
Ärt an, und es folgt dann eine ganze Reihe von Handschriften mit Eilolf-Initialen. Älle Bücher, die

>) Vgl. über die Handschrift die Dissertation Damrichs.

ä) Diese erste Art ist nicht prüfeningisch, sondern biburgisch, der Codex ist ja nach der Inschrift sicher in Biburg ent-
standen; vgl. dagegen die falsche Änsicht im Inventar S. 216. Historische Beziehungen zu Salzburg sind durch Erzbischof
Eberhard von Salzburg gegeben, der vor seiner Wahl zum Metropoliten der erste Äbt des von seinen Geschwistern ge-
gründeten Klosters Biburg war (1133—47).

s) Dieser Initialenstil faßt dann in Biburg Fuß: eine zweite, nach dem gleichzeitigen Eintrag 1163 dort geschriebene
Handschrift — München Universitätsbibliothek fol. 15 — weist Initialen derselben Art auf.

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