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Julius Böhler <München> [Hrsg.]
Sammlung Frau Margarete Oppenheim: [Ausstellung vom 23. April bis 15. Mai 1936 ; Versteigerung am 18., 19., 20., u. 22. Mai 1936] — München, 1936

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https://doi.org/10.11588/diglit.5156#0019

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Die BRONZEN sind der einzige Teil der Sammlung, der mit ägyptischen und
römischen Stücken bis in die Antike zurückreicht. Zu den italienischen Renais-
sancebronzen haben das meiste die Venezianer des 16. Jahrhunderts beigetragen,
dann der Paduaner Kreis um Andrea Riccio, von dem das antikische Pferd (Nr. 32),
einige Tintenfässer (Nr. 75, 76) und wohl auch das schöne Exemplar des Dornaus-
ziehers (Nr. 31) herrühren. Im III. Teil, BRONZEGERÄTE, kommt Frankreich
mit seinen feinziselierten Goldbronzen, Uhren, Wand- und Tischleuchtern des
Louis XV. und Louis XVI. rühmlich und ausgiebig zu Wort.

Die getriebenen SILBERARBEITEN, von denen ein beträchtlicher Teil viele
Jahre lang als Leihgabe im Berliner Schloßmuseum paradierte, geben ein gutes
Bild von dem Formenreichtum der deutschen Goldschmiedekunst des 16. und 17.
Jahrhunderts. Neben den verschiedenen Typen der Renaissance- und Barock-
pokale nebst den Doppelpokalen (Nr. 154, 181), den Häufebechern (Nr. 159, 173,
192), den Münzbechern (Nr. 241, 242 u. 246, 247), den Bechern in Römerglasform
(Nr. 166 u. 169), den barocken Deckelhumpen, die im späteren 17. Jahrhundert die
Pokalform verdrängten, finden wir hier auch die selteneren Arten wie den vom
gotischen Buckelpokal abstammenden Akeleibecher (Nr. 153, 161, beide aus Nürn-
berg), eine Form, die in Nürnberg zur Zeit der Hochrenaissance als Meisterstück
gefordert wurde; einen Apothekerbecher in Mörserform (Nr. 229); ferner die nur
noch selten echt vorkommenden Sturzbecher in Frauenform, genannt Jungfern-
becher, in zwei verschiedenen Exemplaren, einem silbernen von Hans Weber in
Nürnberg (Nr. 155) und einem kupfernen (Nr. 179). Auch die Trinkgefäße in
Fruchtformen sind zu beachten, schon deshalb, weil bereits Albrecht Dürer Ent-
würfe für Silberbecher in Apfel- und Birnenform gezeichnet hat. Die Sammlung
besitzt ein melonenförmiges Gefäß von früher Ulmer Arbeit (Nr. 190) und einen
Granatapfelbecher von einem Nürnberger Meister Rotenbeck (Nr. 168).
Durch die Beschauzeichen sind Arbeiten von nicht weniger als 16 deutschen Städ-
ten in der Sammlung nachgewiesen, allen voran natürlich Nürnberg und Augs-
burg; auch Berlin ist stark vertreten. Während beim Renaissancesilber die Arbei-
ten von Nürnberg und Augsburg sich ziemlich die Wage halten, übernimmt im
Spätbarock des 18. Jahrhunderts Augsburg die Führung in der Herstellung von
Gebrauchs- und Tafelsilber, mit dem die schwäbische Stadt alle Welt versorgte.
Beispiele dieser Richtung sind das Waschgeschirr J. E. Heuglins mit flachem Laub-
und Bandelwerk und kleinen Puttenreliefs (Nr. 211, 212), das Schreibzeug Nr. 209,
die Silbergestelle für Meißener Porzellanservice mit Flöroldtmalerei (Nr. 215, 216);
ferner das Likörservice Nr. 210 mit Augsburger Emailmalerei auf Silber; aus Ber-
lin die Rokokoterrine von J. Sandrart (Nr. 249).

Das ausländische Renaissancesilber bleibt an Zahl hinter der Menge deutscher
Arbeiten weit zurück, hat aber dafür einige ausgezeichnete Werke aufzuweisen:
an erster Stelle den Amsterdamer Kokosnußpokal vom Jahr 1564, mit drei bibli-
schen Reliefschnitzereien von bester Arbeit (Nr. 147); dann das stattliche auf brei-
ter Basis klar aufgebaute Salzfaß französischer Herkunft mit Tritonenfriesen und
vier in Landschaften gelagerten Frauen (Nr. 182), nicht unähnlich den etwas späte-
ren Reliefs auf der Temperantia- und der Marsschüssel von Francois Briot, wo lie-
 
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