Georg Ägidius Schuster stammte aus Altbayern. Er wurde am 15. Juni 1869 als
Sohn des Schmiedemeisters Johann Schuster in Immenstetten bei Amberg in der
Oberpfalz geboren. Seine Schulzeit, acht Klassen der Volksschule, hat er in
München verbracht. Dann kam er zu dem Münchner Bildhauer Müller in die
Lehre, um das Handwerk der Holzbildhauerei zu erlernen. Das war sicher kein
Zufall. In ihm war, wie heute noch in vielen Altbayern, die aus der Zeit der
Spätgotik überkommene, außerordentliche bildnerische Begabung dieses Stammes
lebendig. Während seiner Lehrzeit besuchte er die Städtische Gewerbeschule, die
er nach Abschluß des Lehrganges als Bester unter seinen Mitschülern und unter
besonderer Auszeichnung verließ. Als sein alter Lehrmeister Müller nicht mehr
arbeiten! konnte, hat Schuster jahrelang der Werkstätte als Leiter vorgestanden,
bis er in das Altmünchner Vergoldergeschäft Radspieler als Gehilfe eintrat.
Auch dort wurde er wegen seines gediegenen handwerklichen Könnens und
seines Fleißes bald der Erste unter den Gehilfen.
Nach harter Tagesarbeit widmete er seine Abende dem Studium der alten
Meister und der Kunstgeschichte im allgemeinen. Mit Eifer war er bemüht, sich
geistig weiterzubilden und die mangelnde höhere Schulbildung durch selbstän?
diges Studium nach und nach zu ersetzen. Auch die Sonntage benützte er zur
Vervollständigung seines Wissens. Mit besonderer Liebe beschäftigte er sich
mit dem Studium der Baukunst und hatte als 25jähriger das Glück, einen Wett?
bewerb, der um die Pläne zum Umbau eines Gebäudes ausgeschrieben worden
war, zu gewinnen. Da er mit dem größeren Teil seines Verdienstes seine Eltern
unterstützte, konnte er nur mühsam einige Ersparnisse erübrigen. Aber er
benützte die erste sich bietende Gelegenheit, um sich die Gesamtausgabe von
„Meyers Konversationslexikon“ zu kaufen. Dieses Werk, das er in seinen freien
Stunden durcharbeitete, bildete den Grundstock zu seinem späteren, ausgedehn?
ten Wissen. Durch fortlaufenden Ankauf wissenschaftlicher Bücher und durch
ernsthaftes Studium hat er sich auch in reiferen Jahren immer weiterzubilden
versucht, unablässig und mit der ausdauernden Zähigkeit, die ein wesentlicher
Zug seines Charakters war.
Den Grundstock zu seiner Sammlung legte Georg Schuster bald nach seiner Ver?
beiratung. Im Jahre 1895, also im Alter von 26 Jahren, hatte er sich mit Katherina
Hicker aus Walkertshofen verbunden und damit einen Hausstand gegründet, der
die beiden Ehegatten im Kreise einer wachsenden Kinderschar in langer und
glücklicher Gemeinschaft vereinigte. Die erste Erwerbung, die er für seine
Sammlung machte, war ein gotisches Bildwerk, das er um einen verhältnismäßig
hohen Preis erstand. Aber bei seinem sicheren Blick für die Güte künstlerischer
Arbeit und seiner klugen Voraussicht hatte er doch mit diesem für andere
leichtsinnig erscheinenden Kauf das Richtige getroffen. Ein bekannter Münchner
Sammler, der Maler Baron von Cederström, wurde auf ihn aufmerksam und trat
mit ihm in einen ersprießlichen Gedankenaustausch. Cederström war es auch,
der ihn ermutigte, seine sichere Stellung bei Radspieler aufzugeben und sich
XII
Sohn des Schmiedemeisters Johann Schuster in Immenstetten bei Amberg in der
Oberpfalz geboren. Seine Schulzeit, acht Klassen der Volksschule, hat er in
München verbracht. Dann kam er zu dem Münchner Bildhauer Müller in die
Lehre, um das Handwerk der Holzbildhauerei zu erlernen. Das war sicher kein
Zufall. In ihm war, wie heute noch in vielen Altbayern, die aus der Zeit der
Spätgotik überkommene, außerordentliche bildnerische Begabung dieses Stammes
lebendig. Während seiner Lehrzeit besuchte er die Städtische Gewerbeschule, die
er nach Abschluß des Lehrganges als Bester unter seinen Mitschülern und unter
besonderer Auszeichnung verließ. Als sein alter Lehrmeister Müller nicht mehr
arbeiten! konnte, hat Schuster jahrelang der Werkstätte als Leiter vorgestanden,
bis er in das Altmünchner Vergoldergeschäft Radspieler als Gehilfe eintrat.
Auch dort wurde er wegen seines gediegenen handwerklichen Könnens und
seines Fleißes bald der Erste unter den Gehilfen.
Nach harter Tagesarbeit widmete er seine Abende dem Studium der alten
Meister und der Kunstgeschichte im allgemeinen. Mit Eifer war er bemüht, sich
geistig weiterzubilden und die mangelnde höhere Schulbildung durch selbstän?
diges Studium nach und nach zu ersetzen. Auch die Sonntage benützte er zur
Vervollständigung seines Wissens. Mit besonderer Liebe beschäftigte er sich
mit dem Studium der Baukunst und hatte als 25jähriger das Glück, einen Wett?
bewerb, der um die Pläne zum Umbau eines Gebäudes ausgeschrieben worden
war, zu gewinnen. Da er mit dem größeren Teil seines Verdienstes seine Eltern
unterstützte, konnte er nur mühsam einige Ersparnisse erübrigen. Aber er
benützte die erste sich bietende Gelegenheit, um sich die Gesamtausgabe von
„Meyers Konversationslexikon“ zu kaufen. Dieses Werk, das er in seinen freien
Stunden durcharbeitete, bildete den Grundstock zu seinem späteren, ausgedehn?
ten Wissen. Durch fortlaufenden Ankauf wissenschaftlicher Bücher und durch
ernsthaftes Studium hat er sich auch in reiferen Jahren immer weiterzubilden
versucht, unablässig und mit der ausdauernden Zähigkeit, die ein wesentlicher
Zug seines Charakters war.
Den Grundstock zu seiner Sammlung legte Georg Schuster bald nach seiner Ver?
beiratung. Im Jahre 1895, also im Alter von 26 Jahren, hatte er sich mit Katherina
Hicker aus Walkertshofen verbunden und damit einen Hausstand gegründet, der
die beiden Ehegatten im Kreise einer wachsenden Kinderschar in langer und
glücklicher Gemeinschaft vereinigte. Die erste Erwerbung, die er für seine
Sammlung machte, war ein gotisches Bildwerk, das er um einen verhältnismäßig
hohen Preis erstand. Aber bei seinem sicheren Blick für die Güte künstlerischer
Arbeit und seiner klugen Voraussicht hatte er doch mit diesem für andere
leichtsinnig erscheinenden Kauf das Richtige getroffen. Ein bekannter Münchner
Sammler, der Maler Baron von Cederström, wurde auf ihn aufmerksam und trat
mit ihm in einen ersprießlichen Gedankenaustausch. Cederström war es auch,
der ihn ermutigte, seine sichere Stellung bei Radspieler aufzugeben und sich
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