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I. Manuskripte des XII—.XVI. Jahrhunderts.
Die künstlerische Darstellung des „Lebensrades" läßt sich von den ersten
christlichen Jahrhunderten bis ins 18. Jahrhundert verfolgen, als Fresken in den
Athosklöstem, Skulpturen an den Domen zu Amiens und Beauvais, Holztafeldrucke
usw. Vgl. u. a. Anzeiger für Kunde des deutschen Mittelalters, hrg. von H. v. Auf-
seß, I, München 1832, Sp. 253 (Hoffmann v. F.) Annales archeologiques, tome I,
Paris 1844, p. 241 — 251 (Didron). Archaeologia, vol. 35, London 1853, p. 167—189.
W. "Wackernagel, Kleinere Schriften, Bd. I, Leipzig 1872, S. 241—287. K. Wein-
hold, Glücksrad und Lebensrad in den Abhandlungen der Berliner Akademie 1892.
Schreibers Manuel II, S. 263, III, S. 264.
In der ganzen Literatur wird jedoch keine Darstellung erwähnt, die der hier
beschriebenen an Reichhaltigkeit, in den Versen usw. gleich käme. Das Blatt, das
neben dem ikonographischen Interesse wegen der Gedichte auch einen be-
sonderen Wert für die französische Literatur hat, scheint demnach einzig
dazustehen.
Abbildung auf der Tafel.
SACHSENSPIEGEL mit der Glosse des Dietrich Bocksdorf.
5 Papierhandschrift vom Jahre 1461 mit 4 schönen Miniaturen in Gold
und Farben und zahllosen großen farbigen Initialen. 716 Seiten in
2 Spalten. Folio. Lederholzband mit ornamentaler Pressung, Messingbeschlägen
und Schließen.
Sehr schöne Handschrift, geschrieben im Jahre 1461 von Simon Folke auf
dem Schlosse Ostrau der Grafen Wilczek.
Am Ende des Registers hat sich der Schreiber genannt:
Noch cristi gebort thusent vier hundert iar dor nach in deme 1 x j. iare am
Sunnobende noch viti habe ich Symon folke geschreben vnde zcu ende bracht zcu
ostraw vff deme slosße diß register ubir den Sachsenspigel ubir das wichbilde vnde
ubir das lenrecht das do gesazt vnde gemacht ist worden dorch den vormerthen vnde
derfarnsten Er dytterichen bogßdorff In geistlichen vnde werltlichen rechten eyn doctor
des studiumß zcu lypzig eyn wolwerdiger Ordinarius. Bittet got vor yn.
Der Verfasser der Glosse, Dietrich Bocksdorf, stammte aus Zeunitz bei Buckau
in der Niederlausitz. Im S.-S. 1439 wird er als Doktor beider Rechte und Rektor
der Universität Leipzig genannt, 1443 wurde er Ordinarius der Juristenfakultät, am
11. Oktober 1463 Bischof von Naumburg; er starb am 9. März 1466. Diese Hand-
schrift ist also noch in der Zeit entstanden, als Bocksdorf an der Uni-
versität Leipzig das Recht lehrte.
S. ia: Miniature, Initiale N aus grünem, gelbschattiertem, gerolltem Blatt-
werk, die Füllung aus feinen goldenen Arabesken auf schwarzem Grund. Ringsum
ein Viereck aus poliertem Gold. Aus dem Buchstaben zieht sich eine lange farbige
Ranke mit Goldplättchen über den linken Rand hin. — „NV vornemet vme der hern
geboet von dem lande zcu Sachsen ..." — S. 1 b: „Fvnff stete dye do pfalantzen
heyßen . .."
S. 2a bis 4a das einleitende Gedicht: Ich zymmere so man saget bye deme
wege 1 des muß ich manchen meyster han | Ich habe gebuwet nutze Stege | do man-
cher bye begynnet zn gaen. | . . . (Gegen das Ende:) Nu dangket alle gemeyne | deme
von falkensteyne | der do grafe hoyger ist genant | Das in das dutsche ist gewant ]
diß buch dorch syne bete | Er eygke von repkaw das thete | .. .
S. 4a: „Des heyigen geistes mynne dye stergke myne synne ..."
S. 4b: Miniature, Initiale G. Die Form des Buchstabens und die Ranke
wie bei der ersten Initiale. In dem runden Raum sitzt ein Rechtsgelehrter in
blauem Gewände und roter Mütze in einem Lehnstuhl, vor ihm auf einem
Auktions-Katalog von C. G. Boerner CV.
I. Manuskripte des XII—.XVI. Jahrhunderts.
Die künstlerische Darstellung des „Lebensrades" läßt sich von den ersten
christlichen Jahrhunderten bis ins 18. Jahrhundert verfolgen, als Fresken in den
Athosklöstem, Skulpturen an den Domen zu Amiens und Beauvais, Holztafeldrucke
usw. Vgl. u. a. Anzeiger für Kunde des deutschen Mittelalters, hrg. von H. v. Auf-
seß, I, München 1832, Sp. 253 (Hoffmann v. F.) Annales archeologiques, tome I,
Paris 1844, p. 241 — 251 (Didron). Archaeologia, vol. 35, London 1853, p. 167—189.
W. "Wackernagel, Kleinere Schriften, Bd. I, Leipzig 1872, S. 241—287. K. Wein-
hold, Glücksrad und Lebensrad in den Abhandlungen der Berliner Akademie 1892.
Schreibers Manuel II, S. 263, III, S. 264.
In der ganzen Literatur wird jedoch keine Darstellung erwähnt, die der hier
beschriebenen an Reichhaltigkeit, in den Versen usw. gleich käme. Das Blatt, das
neben dem ikonographischen Interesse wegen der Gedichte auch einen be-
sonderen Wert für die französische Literatur hat, scheint demnach einzig
dazustehen.
Abbildung auf der Tafel.
SACHSENSPIEGEL mit der Glosse des Dietrich Bocksdorf.
5 Papierhandschrift vom Jahre 1461 mit 4 schönen Miniaturen in Gold
und Farben und zahllosen großen farbigen Initialen. 716 Seiten in
2 Spalten. Folio. Lederholzband mit ornamentaler Pressung, Messingbeschlägen
und Schließen.
Sehr schöne Handschrift, geschrieben im Jahre 1461 von Simon Folke auf
dem Schlosse Ostrau der Grafen Wilczek.
Am Ende des Registers hat sich der Schreiber genannt:
Noch cristi gebort thusent vier hundert iar dor nach in deme 1 x j. iare am
Sunnobende noch viti habe ich Symon folke geschreben vnde zcu ende bracht zcu
ostraw vff deme slosße diß register ubir den Sachsenspigel ubir das wichbilde vnde
ubir das lenrecht das do gesazt vnde gemacht ist worden dorch den vormerthen vnde
derfarnsten Er dytterichen bogßdorff In geistlichen vnde werltlichen rechten eyn doctor
des studiumß zcu lypzig eyn wolwerdiger Ordinarius. Bittet got vor yn.
Der Verfasser der Glosse, Dietrich Bocksdorf, stammte aus Zeunitz bei Buckau
in der Niederlausitz. Im S.-S. 1439 wird er als Doktor beider Rechte und Rektor
der Universität Leipzig genannt, 1443 wurde er Ordinarius der Juristenfakultät, am
11. Oktober 1463 Bischof von Naumburg; er starb am 9. März 1466. Diese Hand-
schrift ist also noch in der Zeit entstanden, als Bocksdorf an der Uni-
versität Leipzig das Recht lehrte.
S. ia: Miniature, Initiale N aus grünem, gelbschattiertem, gerolltem Blatt-
werk, die Füllung aus feinen goldenen Arabesken auf schwarzem Grund. Ringsum
ein Viereck aus poliertem Gold. Aus dem Buchstaben zieht sich eine lange farbige
Ranke mit Goldplättchen über den linken Rand hin. — „NV vornemet vme der hern
geboet von dem lande zcu Sachsen ..." — S. 1 b: „Fvnff stete dye do pfalantzen
heyßen . .."
S. 2a bis 4a das einleitende Gedicht: Ich zymmere so man saget bye deme
wege 1 des muß ich manchen meyster han | Ich habe gebuwet nutze Stege | do man-
cher bye begynnet zn gaen. | . . . (Gegen das Ende:) Nu dangket alle gemeyne | deme
von falkensteyne | der do grafe hoyger ist genant | Das in das dutsche ist gewant ]
diß buch dorch syne bete | Er eygke von repkaw das thete | .. .
S. 4a: „Des heyigen geistes mynne dye stergke myne synne ..."
S. 4b: Miniature, Initiale G. Die Form des Buchstabens und die Ranke
wie bei der ersten Initiale. In dem runden Raum sitzt ein Rechtsgelehrter in
blauem Gewände und roter Mütze in einem Lehnstuhl, vor ihm auf einem
Auktions-Katalog von C. G. Boerner CV.