III. Daniel Chodowiecki (1726-1801).
9° Korrespondenz umfassend 92 Briefe, darunter 4 eigenhändige Briefe Chodowieckis
an seine Familie und 88 Briefe von Zeitgenossen an ihn. Zusammen ca. 206 Seiten
in 8° und 40.
Hochinteressante und biographisch wichtige Korrespondenz, aus der wir des
Künstlers Verhältnis zu seinen Zeitgenossen ersehen, wie er es verstand, nach den oft
ungenügenden und unbrauchbaren Angaben seiner Auftraggeber die gewünschten Zeichnungen
resp. Stiche herzustellen, wie er nicht müde wurde, nicht entsprechende Entwürfe immer
wieder umzuzeichnen, bis sie endlich ganz zufrieden stellten. Am besten und deutlichsten
ersehen wir dieses Eingehen auf fremde Intentionen aus den 38 Briefen Johann Kaspar
Lavaters aus den Jahren 1773—1788 (einer mit 10 eigenhändigen Zeilen von Chodowiecki),
in welchen der Hauptwert der Sammlung liegt.
Unter denen die im Sommer 1773 mit Ungeduld auf die Rückkehr Chodowieckis warteten,
befand sich als einer der feurigsten Verehrer des Meisters auch Lavater. Er war eben mit der
Vorbereitung seiner „Physiognomischen Eragmente zur Beförderung der Menschenkenntnis und
Menschenliebe" aufs Eifrigste beschäftigt und suchte nicht nur von allen Seiten Material an
tauglichen Charakterköpfen, Gestalten u. a., sondern auch Künstler zu beschaffen, die imstande
waren, das, was er mit so viel Phantasie und Feinheit in die Züge hineinlas, annähernd im
Kupferstich auszudrücken. Zwar verfügte er schon über einen Stab von heimischen Künstlern,
vor allem den „Schweizerischen Chodowiecki", Schellenberg und Lips, doch sie alle reichten
nicht aus, um die vierbändige Groß-Quartausgabe, die von 1775—1778 erschien, gebührend aus-
zustatten. So wurde denn Chodowiecki für das Werk gewonnen und er war es, dem Lavater
das Gelingen des eigenartigen, für seine Zeit so charakteristischen, großangelegten Werkes zu
verdanken hatte, wenn auch der Meister von den weit über hundert gelieferten Zeichnungen
nur ganz wenige (14) zu radieren bekam, „denn die Fülle seiner Kraft und Kunst brachte mehr
Anschaulichkeit in die Sache, als die Arbeit der Übrigen; und wenn die mittelmäßigen und
schlechten Kopisten seine Vorlagen entstellten, so hatten diese unverfälscht doch wenigstens
den Autor begeistert, dessen Werk, obgleich es Träger des Ganzen sein sollte, eigentlich nur
von den Abbildungen getragen wurde . . ." (Oettingen). Chodowiecki verstand es eben wie
kein anderer, in Lavaters Geist einzudringen. Er ward nicht müde, nach dessen Angaben,
Köpfe und Gestalten zu zeichnen und diese immer wieder umzuändern, bis sie Lavater ent-
sprachen, der trotz seiner glühenden Verehrung für den Meister, mit seiner Kritik nicht zurück-
hielt, wie das aus unseren Briefen zu ersehen ist.
Nachstehend geben wir eine gedrängte Übersicht der übrigen Korrespondenz:
Vier hübsche, eigenhändige Familienbriefe Chodowieckis.
1. An ,,Mes tres chers enfans". 4 p. 8. O. O. u. D.
2. An ,,Mon eher Henry", Ch.'s. Schwieger - Sohn, Prediger in Halle. 24. Juni 1795, 2 P- 8.
3. An denselben, bei Übersendung neuer Stiche, mit Chodowieckis Erklärung und Nummerierung
(787-796). 4 p. 8.
4. Ein interessantes deutsches Brieffragment (4 p. 8). Von der Dresdener (?) Reise.
5. „Liste des Etrangers que sont a Aix la Chapelle" von Ch.'s Hand. 1 p. Fol.
Joh. Friedr. Bause, Kupferstecher 1738 — 1814. geschäftl. Brief, Leipzig 25. Dez. o. J . .
— Friedr. Justin Bertuch, Schriftsteller, Buch- und Kunsthändler in Weimar, 1747—1822.
— 6 sehr interessante Briefe aus den Jahren 1775 —1781, von von Bewunderung für den Meister.
1. Weimar 10. VI. 1775 über die Illustrierung seines Don Quixote. Er läßt Chodowiecki freie
Wahl der zu illustrierenden Stellen. 2. 22. VII. 75. Ist hoch erfreut, daß Ch. seinen Don Quixote
selbst lesen will, um die passenden Stellen für die Illustration herauszusuchen usw. 3. Über
Goethes Porträt. „Die Zeichnung, die Sie mir von ihm beilegen, ist so wenig Goethe, als
ich . . ." Er hat die Zeichnung im Kreise von Goethe und Wieland vorgelegt. „Ohne zu
sagen, wer es sey, niemand wollte es kennen und Goethe lachte herzlich über den Petit-
Maitre Kopf (so nannte er es) den ihm der Zeichner zu geben beliebt hat . . ." Ein einziges
historisches Portrait kenne ich, das ganz e r ist . . . H. Kraus hat es gemahlt. — 4. 27. III.
1776. Übersendet Ch. das Goethe-Porträt von Kraus, „wozu ihm Goethe gesessen hat" und das
er selbst außerordentlich ähnlich findet. Bekanntlich stach Ch. dieses Bild in Kupfer. —
5. 24. IX. 1776 über seinen Don Quixote u. A. ,,. . . Göthe, Wieland und Freund Krauss
grüßen Sie herzlich" . . . Tausend Dank für Göthe's Kopf. Er ist brav. Nur an der
Oberlippe scheint er mir was fremdes bekommen zu haben . . ." Auf der leeren
Rückseite von Bl. 1 zwei Köpfe in Bleistiftzeichnung von Chodowieckis Hand. —
6. 26. III. 1781. Im Auftrage Carl Augusts geschrieben. „Er war damals schon, als er Sie in
Berlin besuchte, Kunstliebhaber und Verehrer und ist es jetzt noch weit mehr." Grüßt Ch. im
Auftrage des Großherzogs und bittet um Handzeichnungen. Ersuchen um Ausführung eines
Auktions-Katalog CXI von C. G. Boerner. Handzeichnungssammlung Flinsch.
9° Korrespondenz umfassend 92 Briefe, darunter 4 eigenhändige Briefe Chodowieckis
an seine Familie und 88 Briefe von Zeitgenossen an ihn. Zusammen ca. 206 Seiten
in 8° und 40.
Hochinteressante und biographisch wichtige Korrespondenz, aus der wir des
Künstlers Verhältnis zu seinen Zeitgenossen ersehen, wie er es verstand, nach den oft
ungenügenden und unbrauchbaren Angaben seiner Auftraggeber die gewünschten Zeichnungen
resp. Stiche herzustellen, wie er nicht müde wurde, nicht entsprechende Entwürfe immer
wieder umzuzeichnen, bis sie endlich ganz zufrieden stellten. Am besten und deutlichsten
ersehen wir dieses Eingehen auf fremde Intentionen aus den 38 Briefen Johann Kaspar
Lavaters aus den Jahren 1773—1788 (einer mit 10 eigenhändigen Zeilen von Chodowiecki),
in welchen der Hauptwert der Sammlung liegt.
Unter denen die im Sommer 1773 mit Ungeduld auf die Rückkehr Chodowieckis warteten,
befand sich als einer der feurigsten Verehrer des Meisters auch Lavater. Er war eben mit der
Vorbereitung seiner „Physiognomischen Eragmente zur Beförderung der Menschenkenntnis und
Menschenliebe" aufs Eifrigste beschäftigt und suchte nicht nur von allen Seiten Material an
tauglichen Charakterköpfen, Gestalten u. a., sondern auch Künstler zu beschaffen, die imstande
waren, das, was er mit so viel Phantasie und Feinheit in die Züge hineinlas, annähernd im
Kupferstich auszudrücken. Zwar verfügte er schon über einen Stab von heimischen Künstlern,
vor allem den „Schweizerischen Chodowiecki", Schellenberg und Lips, doch sie alle reichten
nicht aus, um die vierbändige Groß-Quartausgabe, die von 1775—1778 erschien, gebührend aus-
zustatten. So wurde denn Chodowiecki für das Werk gewonnen und er war es, dem Lavater
das Gelingen des eigenartigen, für seine Zeit so charakteristischen, großangelegten Werkes zu
verdanken hatte, wenn auch der Meister von den weit über hundert gelieferten Zeichnungen
nur ganz wenige (14) zu radieren bekam, „denn die Fülle seiner Kraft und Kunst brachte mehr
Anschaulichkeit in die Sache, als die Arbeit der Übrigen; und wenn die mittelmäßigen und
schlechten Kopisten seine Vorlagen entstellten, so hatten diese unverfälscht doch wenigstens
den Autor begeistert, dessen Werk, obgleich es Träger des Ganzen sein sollte, eigentlich nur
von den Abbildungen getragen wurde . . ." (Oettingen). Chodowiecki verstand es eben wie
kein anderer, in Lavaters Geist einzudringen. Er ward nicht müde, nach dessen Angaben,
Köpfe und Gestalten zu zeichnen und diese immer wieder umzuändern, bis sie Lavater ent-
sprachen, der trotz seiner glühenden Verehrung für den Meister, mit seiner Kritik nicht zurück-
hielt, wie das aus unseren Briefen zu ersehen ist.
Nachstehend geben wir eine gedrängte Übersicht der übrigen Korrespondenz:
Vier hübsche, eigenhändige Familienbriefe Chodowieckis.
1. An ,,Mes tres chers enfans". 4 p. 8. O. O. u. D.
2. An ,,Mon eher Henry", Ch.'s. Schwieger - Sohn, Prediger in Halle. 24. Juni 1795, 2 P- 8.
3. An denselben, bei Übersendung neuer Stiche, mit Chodowieckis Erklärung und Nummerierung
(787-796). 4 p. 8.
4. Ein interessantes deutsches Brieffragment (4 p. 8). Von der Dresdener (?) Reise.
5. „Liste des Etrangers que sont a Aix la Chapelle" von Ch.'s Hand. 1 p. Fol.
Joh. Friedr. Bause, Kupferstecher 1738 — 1814. geschäftl. Brief, Leipzig 25. Dez. o. J . .
— Friedr. Justin Bertuch, Schriftsteller, Buch- und Kunsthändler in Weimar, 1747—1822.
— 6 sehr interessante Briefe aus den Jahren 1775 —1781, von von Bewunderung für den Meister.
1. Weimar 10. VI. 1775 über die Illustrierung seines Don Quixote. Er läßt Chodowiecki freie
Wahl der zu illustrierenden Stellen. 2. 22. VII. 75. Ist hoch erfreut, daß Ch. seinen Don Quixote
selbst lesen will, um die passenden Stellen für die Illustration herauszusuchen usw. 3. Über
Goethes Porträt. „Die Zeichnung, die Sie mir von ihm beilegen, ist so wenig Goethe, als
ich . . ." Er hat die Zeichnung im Kreise von Goethe und Wieland vorgelegt. „Ohne zu
sagen, wer es sey, niemand wollte es kennen und Goethe lachte herzlich über den Petit-
Maitre Kopf (so nannte er es) den ihm der Zeichner zu geben beliebt hat . . ." Ein einziges
historisches Portrait kenne ich, das ganz e r ist . . . H. Kraus hat es gemahlt. — 4. 27. III.
1776. Übersendet Ch. das Goethe-Porträt von Kraus, „wozu ihm Goethe gesessen hat" und das
er selbst außerordentlich ähnlich findet. Bekanntlich stach Ch. dieses Bild in Kupfer. —
5. 24. IX. 1776 über seinen Don Quixote u. A. ,,. . . Göthe, Wieland und Freund Krauss
grüßen Sie herzlich" . . . Tausend Dank für Göthe's Kopf. Er ist brav. Nur an der
Oberlippe scheint er mir was fremdes bekommen zu haben . . ." Auf der leeren
Rückseite von Bl. 1 zwei Köpfe in Bleistiftzeichnung von Chodowieckis Hand. —
6. 26. III. 1781. Im Auftrage Carl Augusts geschrieben. „Er war damals schon, als er Sie in
Berlin besuchte, Kunstliebhaber und Verehrer und ist es jetzt noch weit mehr." Grüßt Ch. im
Auftrage des Großherzogs und bittet um Handzeichnungen. Ersuchen um Ausführung eines
Auktions-Katalog CXI von C. G. Boerner. Handzeichnungssammlung Flinsch.