Körner
bald aufbrechen. Trotz heftigen Regens kamen die Wanderer abends
dort an. Am folgenden Tage wurde der malerische Greifenstein be-
stiegen, von wo man eine herrliche Aussicht hatte. Nachmittag be-
suchten sie den Badeort Flinsberg. „Wir machten uns den Spaß, an
der Table d'hote zu essen, wo wir den echten schlesischen Adelston
beobachten konnten. Es war höchst comisch." Am Mittwoch, den
16. August, wurde nach einem beschwerlichen Marsch von 5 Meilen
die Tafelfichte bestiegen. Am Abend trafen sie in Schreiberhau, wo
sie mit der miserablen Kost und dem Quartier sehr unzufrieden waren,
ein. Am nächsten Tage wurden sie durch die herrliche Aussicht, die
ihnen die Schreiberhauer Höhen gewährten, reichlich entschädigt.
Vorbei an dem „wunderschönen" Zackenfall, den Theodor in fünf
Distichen besang, gings zur schlesischen Baude, der Heimat der Ve-
ronika, die er in dem Idyll „Die Reise ins Riesengebirge" ver-
herrlichte. Donnerstag früh besuchten die Wanderer denZackerla-
f all „er ist wunderschön" und stiegen dann über die neue schlesische
Baude zum Elbbrunnen ,,wo wir still und feyerlich (auf) eure Ge-
sundheit tranken" schreibt Theodor an die Seinen. Von hier gings
dann nach der alten schlesischen Baude, wo man am Heuboden
schlief. Am nächsten Tage früh morgens, nachdem man dem Elbfall
nochmals einen Besuch abstattete, wurde die Reise fortgesetzt, zum
Kynast nach Hermsdorf-Warmbrunn, wo sie vom „Schwarzen Adler"
aus, wo sie Logis nahmen, einen herrlichen Ausblick genossen. Zwei
Tage blieben sie hier. Am Montag, den 21., zogen sie weiter und
unternahmen bei Sturm und Nebel den Aufstieg auf die Schnee-
koppe. Oben angelangt, hatten sie den schönsten Abend und den
herrlichsten Sonnenuntergang. Die Nacht brachte man wieder auf
einem Heuboden zu. „Die Türe des Heubodens blieb offen, und man
sah die stolze Schneekoppe in der lieblichen Mondnacht vom Strahle
des Mondes versilbert. Es war herrlich. — ».Des Morgens um 3 Uhr
bestiegen wir die Koppe zum zweiten Male, und wenn auch der
Horizont nicht klar war, und der Frost und Sturm uns sehr plagten,
so war doch der Anblick des Kampfes der Sonne mit dem Nebel,
der wie ein Ocean über Schlesien lag, wunderschön." Dieses Natur-
schauspiel war die Veranlassung zu des Dichters Sonate „Sonnen-
aufgang auf der Riesenkoppe". Am Mittag machte man den dritten
Aufstieg. Am 23. früh wanderte man weiter. In Buchwald, dem Edel-
sitze des Ministers Graf Reden, an den Theodor einen Empfehlungs-
brief Geßler's bei sich hatte, den er dann in Warmbrunn traf.
„Gestern war ich mit Geßler in dem göttlichen Buchwald bei den
herrlichen Redens . . . Buchwald, lieber Vater, das wäre so ein Auf-
enthalt für Dich, zumal bei der liebenswürdigen Redenschen Familie.
Es ist in derThat ein großer Genuß, mit diesen trefflichen Menschen
umgehen zu dürfen", so schreibt Theodor am 26. aus Schmiedeberg
an die Seinen. Bereits vor seinem zweiten Besuche im Redenschen
Hause scheint Fritz Henoch von ihm geschieden zu sein, denn er
berichtet von jetzt an immer nur von sich, während es früher immer
„wir" hieß. Der einsame Wanderer verfällt nun wieder mehr auf seine
geognostischen Studien, und bleibt an den Orten wo es Merkwürdiges
für den Bergstudenten gibt länger, so verweilte er vom 26. — 29. August
in Schmiedeberg und Kupferberg, wo ihn ein reger bergmännischer
Betrieb fesselte. Hier erhielt er auch von A. V.Einsiedel Adressen
von Bergämtern die er auf der Weiterreise besuchen wollte. Am
31. August nachdem er tagsvorher nochmals Buchwald besuchte,
[45]
bald aufbrechen. Trotz heftigen Regens kamen die Wanderer abends
dort an. Am folgenden Tage wurde der malerische Greifenstein be-
stiegen, von wo man eine herrliche Aussicht hatte. Nachmittag be-
suchten sie den Badeort Flinsberg. „Wir machten uns den Spaß, an
der Table d'hote zu essen, wo wir den echten schlesischen Adelston
beobachten konnten. Es war höchst comisch." Am Mittwoch, den
16. August, wurde nach einem beschwerlichen Marsch von 5 Meilen
die Tafelfichte bestiegen. Am Abend trafen sie in Schreiberhau, wo
sie mit der miserablen Kost und dem Quartier sehr unzufrieden waren,
ein. Am nächsten Tage wurden sie durch die herrliche Aussicht, die
ihnen die Schreiberhauer Höhen gewährten, reichlich entschädigt.
Vorbei an dem „wunderschönen" Zackenfall, den Theodor in fünf
Distichen besang, gings zur schlesischen Baude, der Heimat der Ve-
ronika, die er in dem Idyll „Die Reise ins Riesengebirge" ver-
herrlichte. Donnerstag früh besuchten die Wanderer denZackerla-
f all „er ist wunderschön" und stiegen dann über die neue schlesische
Baude zum Elbbrunnen ,,wo wir still und feyerlich (auf) eure Ge-
sundheit tranken" schreibt Theodor an die Seinen. Von hier gings
dann nach der alten schlesischen Baude, wo man am Heuboden
schlief. Am nächsten Tage früh morgens, nachdem man dem Elbfall
nochmals einen Besuch abstattete, wurde die Reise fortgesetzt, zum
Kynast nach Hermsdorf-Warmbrunn, wo sie vom „Schwarzen Adler"
aus, wo sie Logis nahmen, einen herrlichen Ausblick genossen. Zwei
Tage blieben sie hier. Am Montag, den 21., zogen sie weiter und
unternahmen bei Sturm und Nebel den Aufstieg auf die Schnee-
koppe. Oben angelangt, hatten sie den schönsten Abend und den
herrlichsten Sonnenuntergang. Die Nacht brachte man wieder auf
einem Heuboden zu. „Die Türe des Heubodens blieb offen, und man
sah die stolze Schneekoppe in der lieblichen Mondnacht vom Strahle
des Mondes versilbert. Es war herrlich. — ».Des Morgens um 3 Uhr
bestiegen wir die Koppe zum zweiten Male, und wenn auch der
Horizont nicht klar war, und der Frost und Sturm uns sehr plagten,
so war doch der Anblick des Kampfes der Sonne mit dem Nebel,
der wie ein Ocean über Schlesien lag, wunderschön." Dieses Natur-
schauspiel war die Veranlassung zu des Dichters Sonate „Sonnen-
aufgang auf der Riesenkoppe". Am Mittag machte man den dritten
Aufstieg. Am 23. früh wanderte man weiter. In Buchwald, dem Edel-
sitze des Ministers Graf Reden, an den Theodor einen Empfehlungs-
brief Geßler's bei sich hatte, den er dann in Warmbrunn traf.
„Gestern war ich mit Geßler in dem göttlichen Buchwald bei den
herrlichen Redens . . . Buchwald, lieber Vater, das wäre so ein Auf-
enthalt für Dich, zumal bei der liebenswürdigen Redenschen Familie.
Es ist in derThat ein großer Genuß, mit diesen trefflichen Menschen
umgehen zu dürfen", so schreibt Theodor am 26. aus Schmiedeberg
an die Seinen. Bereits vor seinem zweiten Besuche im Redenschen
Hause scheint Fritz Henoch von ihm geschieden zu sein, denn er
berichtet von jetzt an immer nur von sich, während es früher immer
„wir" hieß. Der einsame Wanderer verfällt nun wieder mehr auf seine
geognostischen Studien, und bleibt an den Orten wo es Merkwürdiges
für den Bergstudenten gibt länger, so verweilte er vom 26. — 29. August
in Schmiedeberg und Kupferberg, wo ihn ein reger bergmännischer
Betrieb fesselte. Hier erhielt er auch von A. V.Einsiedel Adressen
von Bergämtern die er auf der Weiterreise besuchen wollte. Am
31. August nachdem er tagsvorher nochmals Buchwald besuchte,
[45]