C. G. Boerner, Auktions-Institut, Kunst- und Buchantiquariat <Leipzig> [Hrsg.]: Kupferstichsammlung aus altem Leipziger Privatbesitz: dazu Dubletten mehrerer öffentlicher Sammlungen ; Kupferstiche, Radierungen, Holzschnitte des XV. bis XIX. Jahrhunderts ; Versteigerung: Mittwoch bis Sonnabend, den 2. bis 5. Mai 1923 durch C. G. Boerner (Kat.Nr. 141) (Leipzig, 1923)

DIE hier beschriebene Sammlung entstand im Anfang
des XIX. Jahrhunderts aus dem Bedürfnis nach uni-
versaler Ausgestaltung eines in jeder Beziehung bedeuten-
den Lebens auf dem nicht ganz gewöhnlichen Wege da-
durch, daß der Sammler sich zunächst von meinem ihm
befreundeten Großvater ein Verzeichnis aller Künstler
und Blätter aufstellen ließ, die zu einer systematischen
Darstellung der Geschichte des Kupferstichs wünschens-
wert erschienen. Diese Blätter wurden dann in der Folge-
zeit zu beschaffen versucht. Es zeugt für das selbständige
Verhältnis der beiden Urheber der Sammlung zur Kunst,
daß man in jener Zeit neben den Reproduktionsstichen
die alte Originalgraphik in weitestem Maße berücksich-
tigte, daß man sowohl Dürer wie Rembrandt hochschätzte
und sogar das galante XVIII. Jahrhundert nicht ausschloß.
Daß manches für uns abliegende Blatt aufgenommen wurde,
macht das Gesamtbild der Sammlung nur um so reicher,
wenn auch aie heutige Kunstauffassung starke Umstellun-
gen und Zusammenfassungen verlangte. Nach dem Tode
des Sammlers wurde die ganze Sammlung von meinem
Vater im Erbgange in zwei annähernd gleichartige Teile
geteilt. Nur die eine Hälfte kommt hier zur Versteigerung,
so daß das ursprüngliche Bild allerdings entstellt er-
scheint, zumal aus drei öffentlichen und einer Privat-
sammlung sehr wesentliche Beiträge aufgenommen wurden,
besonders die Serien der Kleinmeister mit ihren zahl-
reichen ungewöhnlichen Seltenheiten.