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C. G. Boerner, Auktions-Institut, Kunst- und Buchantiquariat <Leipzig> [Hrsg.]
Die Sammlung Thomas Graf, Berlin, und Blätter aus der Sammlung König Friedrich August II., Dresden - Graphik der Romantiker, der Nazarener, der Süddeutschen, der Wiener Schule, der Berliner Meister und von Adolph Menzel: Versteigerung in den Geschäftsräumen der Firma C. G. Boerner in Leipzig am Freitag, den 23. November 1934 und am Sonnabend, den 24. November 1934 (Versteigerung Nr. 187) — Leipzig, 1934

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https://doi.org/10.11588/diglit.5093#0005
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Die Sammlung Thomas Graf wird in ihrem erstaunlichen und vielleicht einzigartigen
Reichtum der deutschen Graphik des 19. Jahrhunderts für viele eine Überraschung
sein. Diese Kunst ist ja meist nur in ihren Zeichnungen und Bildern gewürdigt und
gesammelt worden. Die Graphik ist merkwürdig unbekannt für ein großes Publikum
und auch die Wissenschaft kennt wenig zusammenhängende Arbeiten darüber. Man
weiß mehr von der deutschen Graphik des 15. als des 19. Jahrhunderts. Und doch
welche reizvolle Manigfaltigkeit über das ganze deutschsprachliche Gebiet hinweg,
welche Fülle schöner Portraits, die sich neben den besten Oelbildern der Zeit sehen
lassen können, welche Romantik in der Landschaft, der Illustration und in der
reizenden Arabeske, welche Innigkeit in den religiösen Darstellungen. Dann die
beginnende Realistik, der lustige Humor, besonders bei den Berlinern und Düssel-
dorfern, die graziösen Formen in Wien.

Es ist schwer, Einzelnes hervorzuheben. Ich möchte hinweisen auf das Menzelwerk,
das bei einem Umfang von nur ungefähr 100 Blättern die größten Seltenheiten ent-
hält, auf den Band mit den schönen Aetzdrucken aus dem Werke Erhard's und vor
allem auf die Originalmappe mit den „Sieben Gegenden aus Salzburg und Berchtes-
gaden" von Olivier, jenem Werke, das uns den höchsten Begriff gibt von der
Reinheit und tiefen Empfindung unserer deutschen Kunst zu einer Zeit, da sie sich
wieder auf sich selbst besann.

Es war bisher nur ein kleiner Kreis besinnlicher Naturen, die sich diesem Zweige
deutscher Graphik ernstlich zuwendeten. Möge er sich anläßlich der Versteigerung
der Sammlung Graf in dem Maße erweitern, als diese Meister, die zur Zeit der
Zersplitterung Deutschlands arbeiteten, heute eine allgemeine deutsche Resonanz
finden sollten. Die Mittel, um hier das Beste zu erwerben oder die Bestände, auch
kleiner Museen, zu ergänzen, brauchen nur beschränkte zu sein.

Thomas Graf sammelte vor allem frühe Drucke, Ätzdrucke und sonstige Zustands-
drucke in fast durchweg tadellosen Exemplaren. Der Beitrag aus der Sammlung
König Friedrich August von Sachsen bringt vieles Ungewöhnliche, worin
diese Sammlung in allen ihren Teilen sehr reich ist. Er ist, ebenso wie die
Sammlung Graf, gestempelt.
 
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