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August Boese <Frankfurt a. M.> [Hrsg.]
Auktion der Besitzung des Konsul Dr. Kotzenberg: Frankfurt am Main, Viktoria-Allee 16 am 17. März 1931 und folgende Tage — Frankfurt a.M., 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.12292#0006
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Es ist mir die große Ehre zuteil geworden, aus dem Besitz des Herrn

Konsul Dr. Karl Kotzenberg

wertvolle Mobiliar- und Kunstgegenstände zur Veräußerung zu bringen.
Es verlohnt sich, kurz auf die Persönlichkeit des Besitzers einzugehen.
Karl Kotzenberg ist am 1. 4 66 zu Frankfurt a. M. geboren, steht also
heute im beinahe vollendeten 65. Lebensjahre.

Seine Jugendjahre verlebte er im Elternhaus und dessen Freundeskreis,
umwoben von hoher Begeisterung für Musik, Malerei, Bildhauerei, Literatur
und Wissenschaft.

Die geistigen Fäden zwischen Bayreuth und diesem Frankfurter Kreis
waren fest und freundschaftlich verflochten.

So übte das dort bei den Eltern Erschaute und Erlebte einen bestimmen-
den Einfluß für sein ganzes Leben aus.

Der Zauber der altdeutschen Mythologie und der altdeutschen Sagenwelt
nahm den jungen Menschen in seinen Bannkreis.

Tief im Innersten verwurzelt mit diesen Welt- und Kunstanschauungen
entstand, unter verständnisvoller Mitwirkung seiner Gattin, einer Tochter
des Geheimrats Jean Andrae, sein heutiges Heim in der Viktoria-Allee 16
in Frankfurt a. M.

Seine treuen Helfer, die die Gedankengänge voll und ganz erfaßten,
waren neben dem Architekten Stephan Simon und dem Bildhauer Hans Beiz
in erster Linie der hochgeniale Inhaber der Firma Schmidt Miksa Lipot-
körnt 1 in Budapest, Herr Max Schmidt, der dieses künstlerisch hoch-
vollendete Heim schuf, und ein treuer Freund der Bildhauer Professor
Wilhelm Riedisser, s. Zt. in Rom, jetzt München.

Diese Männer haben ein Kunstwerk in diesem Kotzenbergischen Heim
geschaffen, wie es wohl wenige in der Welt gibt. Später gesellte sich noch
Hans Thoma, der urdeutsche Maler, dazu, der die Fenster im unteren
Stockwerk schuf, die für Deutschland ein treues Bekenntnis der deutschen
Seele geben und die eine Seltenheit darstellen, wie sie nie wieder in
Erscheinung tritt.

Ich übernehme die Veräußerung mit geteilten Gefühlen; dem einen, daß
ich solche große Kulturwerte auseinanderreißen soll und dem anderen, daß
dadurch weiteren Kreisen diese deutschen Kunstschätze zugänglich gemacht
werden.

A. Boese.
 
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