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Bötticher, Carl
Bericht über die Untersuchungen auf der Akropolis von Athen im Frühjahr 1862 — Berlin, 1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.670#0192
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183

dem Gebäude erblikken, würde einem Theseion nichts entge-
genstehen; um so mehr als jetzt ein Priester des Theseus
nicht blofs durch Inschrift am Thronsessel desselben im Thea-
ter des Dionysos bezeugt ist, sondern auch nachweisbare He-
roentempel vorbanden waren die einen eben so bedeutenden
Inventarschatz an kostbaren Gerätben aus edlem Metall zur
Ausrichtung der Opfer und Feste ihres Heros besafsen und in
sich fafsten wie gewöhnlich die Göttertempel. Dabei darf kei-
neswegs, trotz eines Tempels welcher einem Heros gestiftet ist,
stets auch der Tempelailtus desselben, d. i. die Ausrichtung
seiner Sacra in diesem Tempel, vorausgesetzt werden; der
Cultus konnte sich auf einen blofsen Altarcultus im Temenos
oder Sekos beschränken; die Cella des Tempels brauchte noch
kein verehrtes Agalma des Heros zu haben, sie konnte blofs
zur Aufbewahrung seines Schatzeigenthums gegründet sein. Im
Falle jedoch das in Rede stehende Monument als ein Heroen-
tempel erkannt würde, dann müsste sich das Verhältnifs der
Räume so umwenden dafs die östliche Parastas oder der Pro-
naos als Posticum, letzteres als Pronaos zu fassen wäre;
denn bei allen Monumenten dieser Bestimmung stellen die
Cultusgesetze die räumliche Anlage gerade in den Gegensatz
zu den Tempeln olympischer Gottheiten; sie wenden die Haupt-
fronte sammt dem Opferplatze nach Westen statt nach Osten,
sie bedingen dafs von Westen her auch der Eingang in den
Peribolos und zur Opferstätte vor dem Tempel gewonnen
werde, weil alle Cultusverrichtungen und Spenden in der Rich-
tung nach Westen zu vollbringen waren.

Hierzu kommt dafs auch des Penrose Aufnahme (PI. 36
und Text dazu) angiebt, wie nur auf dem horizontalen Geison
des westlichen Aetos die Spuren der Aufstellung von Statuen
vorhanden sind, im östlichen Aetos dagegen sich keine gefun
den haben. So würde also diesem nach der westliche Aetos
die Hauptfronte bezeichnen. Wenn aber Ross (a. O. S. 10, N. 32)
solche Spuren auch im östlichen Aetos behauptet, dann steht
das mit der Thatsache im Widerspruche.

Nur hierauf wollte ich aufmerksam machen ohne deshalb
von der einmal üblichen Benennung Pronaos und Posticum
für die östliche und westliche Parastas abweichen zu mögen.
Ich gestehe übrigens wie vor Allem es mir bedauerlich ge-
 
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