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Bötticher, Carl
Bericht über die Untersuchungen auf der Akropolis von Athen im Frühjahr 1862 — Berlin, 1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.670#0191
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182

Tempel zugewiesen werden" und man ein Pythion darin sehen
könne. Ein wesentliches Moment für das Verhältnifs, die
Feste und Cultusriten welche dem Theseus zukamen, hat er da-
bei nicht in die Betrachtung gezogen; dies bildet eine fühlbare
Lükke in der Schrift und würde bei seiner Zuziehung vielleicht
ein anderes Ergebnifs zur Folge gehabt haben. Doch mag
das dahin gestellt bleiben; ich will die Bezeichnung Theseion
festhalten weil das Gebäude unter ihr bekannt ist, ohne dabei
die Gewähr für die Richtigkeit derselben zu übernehmen. Wenn
selbstverständlicher Weise hier keine Ermittlung seiner Bestim-
mung angeknüpft werden kann, mögen gleichwohl einige tekto-
nische Beobachtungen welche zur Erkennung derselben beitra-
gen können deshalb ihren Platz finden, weil sie von Eoss nicht
berührt worden sind.

Unter den Verhältnissen welche in der eben genannten
Schrift gegen einen Heroentempel erwogen sind, ist ein Um-
stand übersehen, der an sich scheinbar geringfügig dennoch
von gröfserer Bedeutung bei der Sache wird als man schlechthin
meint; er hat mir schon in der Stuart'schen Aufnahme als
Bezeichnung des Heroentempels geschienen, er ist beim An-
blikke des Gebäudes noch schärfer hervor getreten. Dies
ist die Form des Krepidoma. Dasselbe besteht nämlich nicht
aus einer ungeraden Zahl Stufen wie sie, mindestens drei, die
Cultobservanz bei den Alten für olympische Göttertempel vor-
schreibt, sondern aus einer geraden Zahl, nämlich zwei, wie
sie die religiöse Sitte für unterirdische Gottheiten und Heroen
bedingte. Nur zwei Stufen hat das Peripteron jetzt, nur so
viel hat es an allen Punkten stets gehabt; denn Zwischen-
stufen, können vor keinem Intercolumnium bestanden haben,
weil solche nur einen Auftritt von 7 Z ergäben, was gar nicht
denkbar ist, auch würde damit die gerade Zahl noch nich-
gehoben sein. Zwei Stufen haben auch nur Pronaos und Po-
sticum gehabt; denn hier bildete der Stylobat die eine, dessen
Intercolumniumscbwellen die andere Stufe. Solche Anordnung
der Stufenzahl entsprach der alten Cultusvorschrift: bei Götter-
tempeln mit dem- rechten, als dem glükklichen Fufse, bei He-
roentempeln mit dem linken Fufse, die Stiege an- und im Pro-
naos auszutreten.

Könnte man hiernach sehr wohl einen Heroentempel in
 
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